„Stock im Arsch“ heißt die neue Ausstellung des Künstlers Max Siedentopf in der Stuttgarter Galerie Kernweine, die am Samstag Vernissage feiert. Wir haben den Künstler gefragt, was es mit den Stöcken auf sich hat und warum Humor nicht zum Fortschritt führt.

Stuttgart - Der deutsch-namibische Künstler Max Siedentopf ist bekannt für seine öffentlichkeitswirksamen Installationen und Guerilla-Aktionen. So installierte der 1991 geborene Künstler Ferngläser auf der Aussichtsplattform der Tate Modern in London, mit denen man in benachbarte Luxus-Apartments spähen konnte oder tunte gewöhnliche Autos mit Pappe, um kleine Peugeots in dicke Panameras zu verwandeln.

 

Sein letzter Coup erlangte internationale Aufmerksamkeit: Siedentopf widmete dem Hit „Africa“ der Rockband Toto eine Hommage der besonderen Art. Seine Installation „Toto Forever“ spielt „Africa“ in Endlosschleife – mitten in der afrikanischen Namib-Wüste.

TOTO FOREVER from Max Siedentopf on Vimeo.

Der Titel seiner neuen Einzelausstellung in der Stuttgarter Galerie Kernweine lautet „Stock im Arsch“, und beschäftigt sich mit dem Phänomen der Ernsthaftigkeit – und eben Menschen, die einen Stock im Arsch haben. Siedentopf zeigt auf zwei Ebenen Fotografien, Videoarbeiten und eine kuratierte Auswahl an Stöcken. Im Interview verrät der Künstler, was es mit diesen auf sich hat:

Herr Siedentopf, Sie fallen immer durch außergewöhnliche Installationen auf – „Toto Forever“, Ferngläser auf der Tate Modern, „Guerilla Car Tuning“: Woher kommt Ihre Inspiration?

Die meiste Inspiration kommt aus der Absurdität des gewöhnlichen Alltags.

Haben Sie wegen Ihrer Kunst schon mal Probleme mit Leuten bekommen, die, wie Sie es wahrscheinlich ausdrücken würden, einen „Stock im Arsch“ haben?

In letzterer Zeit öfter. Mir ist aber auch aufgefallen, dass wir in einer Zeit leben, in welcher wir mit einer schnell wachsenden Zahl sozialer, ökologischer und politischer Probleme konfrontiert sind.

Und Humor hilft dann nicht weiter?

Es gibt eines, das auf dieser Welt keinen Platz hat – Humor! Humor führt nicht zum Fortschritt. Wir brauchen ernstere Menschen mit einem „Stock im Arsch”.

Ihre neue Ausstellung feiert die Ernsthaftigkeit – sind Sie selbst ein Spaßverderber?

Spaßverderber hoffentlich nicht, aber ich finde auf jeden Fall viel Spaß in der der Ernsthaftigkeit, beziehungsweise nehme ich Spaß sehr ernst.

Wie merke ich eigentlich, dass ich einen Stock im Arsch habe?

Man merkt ein leichtes Drücken, wenn man sich hinsetzten möchte.

Noch einmal zu Totos „Africa“: Sind Sie nun Fan dieses großartigen Songs oder machen Sie sich darüber lustig?

Ich denke, jeder ist ein bisschen Fan von Toto.

Die Ausstellung wird an der Langen Nacht der Museen am 23. März, um 20 Uhr in der Galerie Kernweine in Stuttgart-Süd eröffnet.