Vor wenigen Tagen müssen Sprayer an der Rubensstraße in Stuttgart-Degerloch unterwegs gewesen sein, sie haben etliche Häuser besudelt. Sehr einfallsreich sind die Werke nicht.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Degerloch - Bis zum Anruf unserer Zeitung ist es ihm gar nicht aufgefallen. Weil Daniel Hafner, Meister im Fachgeschäft Der Hörakustiker in Degerloch, in den vergangenen Tagen mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit gefahren ist und deshalb von einer anderen Richtung kam, hat er die Schmierereien an seiner Arbeitsstätte sowie an vielen anderen Häusern entlang der Rubensstraße gar nicht bemerkt. „Tatsächlich“, sagt er nach einem kurzen Blick nach draußen. „Das muss seit dem Wochenende da sein.“ Seiner Erinnerung nach ist es das erste Mal, dass die Rubensstraße Ziel von Sprayern geworden ist.

 

Anspielung auf Hamburger Sprayergruppe?

Nicht nur die Fassaden von Läden wurden verschandelt, sondern auch etliche Privathäuser an der Straße, die zum Degerlocher Albplatz führt. Und vermutlich handelt es sich um nur einen Sprayer, der dort unterwegs war, denn die Schmierereien sind im gleichen violetten Farbton gehalten und zeigen immer dasselbe Motiv: wellenartige Linien sowie mehrfach die Aufschrift „180“ und „Quasi“. In der Sprayerszene scheint die Aufschrift „180“ bliebt zu sein, im Internet finden sich dazu viele Bilder. Möglicherweise ist es eine Anspielung auf die bekannte Hamburger Sprayergruppe „Crew 180“.

Wer Graffiti an Hauswänden, Unterführungen oder auf S-Bahnen hinterlässt, begeht eine Straftat und macht sich der Sachbeschädigung schuldig. Schnell entstehen dabei Schäden von mehreren Tausend Euro. Es gibt aber Orte in Stuttgart, an denen das Sprühen erlaubt ist: zum Beispiel an der Hall of Fame unter der König-Karls-Brücke in Bad Cannstatt oder am Züblin-Parkhaus in S-Mitte. Und auch unter der Brücke der Autobahn 831 in Stuttgart-Vaihingen gibt es seit etwa drei Jahren eine legale Graffiti-Wand.

Manche Graffiti sind echte Kunstwerke

Im Gegensatz zu den wenig einfallsreichen Schmierereien in Degerloch steckt hinter anderen Werken ein hoher künstlerischer Anspruch. Bekannt in der legalen Graffitiszene ist Jeroo, alias Christoph Ganter. Der Mann aus Stuttgart-Vaihingen hat zum Beispiel Fassaden des Fanny-Leicht-Gymnasiums verschönert, wo er selbst als Lehrer arbeitet. Außerdem sind Kunstwerke am Brückenpfeiler der B 10 und B 27 in Heslach und beim Fasanenhof, an den S-Bahnstationen Nordbahnhof und Sommerrain sowie am Lothar-Christmann-Haus in Hoffeld von ihm.