Straftaten auf der Filderebene Ist das Leben gefährlicher geworden?

Zu grausamen Taten ist es im vergangenen Jahr in Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart-Möhringen gekommen. Der Revierleiter Peter Kolwe ordnet diese ein und erläutert weitere Zahlen aus der polizeilichen Kriminalstatistik.
Vaihingen/Möhringen - Die Zahlen erschrecken. In Stuttgart zählte die Polizei im vergangenen Jahr 32 Straftaten gegen das Leben. In Möhringen waren es vier, in Vaihingen drei. Im Gegensatz dazu war es in den beiden Filder-Stadtbezirken 2018 zu keinem einzigen Tötungsdelikt gekommen. Diese Zahlen nannte der Revierleiter Peter Kolwe vor der Sommerpause bei der Präsentation der polizeilichen Kriminalstatistik in den beiden Bezirksbeiräten. Ist das Leben auf der Filderebene gefährlicher geworden?
Urteil im Schwertmord-Prozess
Der aufsehenerregendste Fall war sicherlich der sogenannte Schwertmord auf dem Fasanenhof. Im Sommer 2019 hatte ein Mann auf offener Straße seinen ehemaligen Mitbewohner mit einem Samuraischwert tödlich attackiert. Das Landgericht Stuttgart verurteilte den Täter vor Kurzem zu 14 Jahren Haft wegen Mordes. Außerdem ordnete das Gericht die Unterbringung des Mannes in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Der Richter sprach von einer „schrecklichen und zutiefst verachtenswerten Tat“. Peter Kolwe ist es wichtig, zu betonen, dass sich die Beteiligten bei Tötungsdelikten in aller Regel vorher kannten und schon im Vorfeld einen Konflikt miteinander hatten – so auch bei den Vorfällen auf der Filderebene. Keinesfalls dürfe man aus den Zahlen schließen, dass Vaihingen und Möhringen zu unsicheren Stadtbezirken geworden seien oder dass die Gefahr gestiegen sei, von einem völlig Fremden unwillkürlich überfallen zu werden.
Körperverletzungen am Vaihinger Bahnhof
Zu einer gewissen Häufung von Straftaten wie Körperverletzungen war es im vergangenen Jahr am Vaihinger Bahnhof gekommen, könnte man meinen. Am Abend des 1. Mai griffen schwarz gekleidete Jugendliche einen 20-Jährigen an. Wenige Tage später war es eine acht- bis zehnköpfige Gruppe, die drei heimkehrende Wasenbesucher verprügelte. Der Revierleiter Peter Kolwe betont, der Bahnhof sei aus seiner Sicht kein Hotspot, weder in Bezug auf den Drogenhandel noch in Bezug auf Kriminalität. Darum gebe es auch keine Sonderprogramme für eine strengere Überwachung und keine spezielle Sicherheitskonzeption.
Richtig sei aber, dass der Bahnhof eine wichtige Verkehrsdrehscheibe sei, an der viele und verschiedene Personen aufeinandertreffen. Subjektiv würden Bahnhöfe von Bürgern oft als Angsträume empfunden. Insgesamt registrierte die Polizei in Vaihingen im vergangenen Jahr 188 Körperverletzungen, in Möhringen waren es 156. Beide Zahlen entsprechen in etwa dem Fünf-Jahres-Durchschnitt.
Zahl der Einbrüche sinkt
Deutlich gesunken ist die Zahl der Wohnungseinbrüche – und das in ganz Stuttgart. In Vaihingen waren es 2019 insgesamt 38 Einbrüche statt 67 im Fünf-Jahres-Schnitt. In Möhringen waren es 14 statt 28. Der Grund für den Rückgang sei vor allem, dass die Menschen ihre Häuser und Wohnungen besser schützten. Denn noch immer gelte, dass die Täter ihre Versuche abbrechen, wenn sie nicht schnell genug ins Innere der Objekte gelangen. Zum Schutz gegen Einbrüche bietet die Polizei regelmäßig Beratungstermine an.
Mehr Sexualdelikte in der Statistik
Deutlich gestiegen ist hingegen die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. In Vaihingen von 27 im Fünf-Jahres-Schnitt auf 32 im Jahr 2019, in Möhringen von 21 auf 33. Ursache hierfür sei aber auch, dass die Taten seit einiger Zeit in der Statistik anders erfasst werden würden und die Sensibilität der Bevölkerung gestiegen sei. „Völlig zu Recht“, sagt Peter Kolwe. „Denn ein Nein ist und bleibt ein Nein.“
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