Den wenigsten Stadträten passt es, dass sich ihre Stadt noch stärker am Bau der neuen Straße für Heimerdingen beteiligen soll, die noch nicht einmal am Stück gebaut wird. Doch der Spatz in der Hand erscheint ihnen besser als die Taube auf dem Dach.

Ditzingen - Dass es nochmals hitzig und auch emotional werden würde, war zu erwarten gewesen. Schließlich war zu Beginn der Gemeinderatssitzung turnusgemäß eine Bürgerfragestunde angesetzt. Und die Heimerdinger waren zuhauf gekommen, um zu hören, wie der Gemeinderat über die Heimerdinger Südumfahrung abstimmen würde: Wird die gesamte Trasse an einem Stück gebaut – dann aber nicht in absehbarer Zeit? Oder wird wenigstens der größere Abschnitt bald gebaut – dann aber unter weiterer finanzieller Beteiligung der Stadt?

 

Das war die Kernfrage. Die Bürger positionierten sich einmütig für ersteres. „Für Heimerdingen gibt es nur eine Südumfahrung“, meinten sie, alles andere wäre ein „Schildbürgerstreich“. Schließlich gehe es nur um eins: „Die Gesundheit der Heimerdinger.“ Die Bürgerinitiative kündigte zudem an, „die Schlagzahl zu erhöhen“, wenn in Abschnitten gebaut würde. Sie befürchtet dadurch eine weitere Belastung im Ort, zumal auch das Gewerbegebiet aufgesiedelt werde. Es half nichts: Der Gemeinderat beschloss bei den Gegenstimmen von Wolfgang Gommel (CDU) und Dieter Schnabel (UB), zunächst den Bau der Südumgehung voranzutreiben. Gommel befürchtet eine Zurücksetzung des östlichen Teilabschnitts. Dies könnte dazu führen, dass dieser gar nicht gebaut werde.

Der Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos) hatte hingegen dafür geworben, schnell die rechtlichen Voraussetzungen für den Bau zu schaffen. „Ende 2018 mit dem Bau zu beginnen ist ein sportliches Ziel“, sagte er, ehe er anfügte: „Ich hätte die Südumfahrung auch gerne schon seit zehn, 15, 20 Jahren. Aber ich bin nicht der Landesverkehrsminister.“

Das Rumoren der Bürger bringt nichts

Die Südumgehung ist der wesentlich längere Teil und wird vom Land bezahlt, da es sich um eine Landesstraße handelt, also überörtliche Bedeutung hat. Der östliche Abschnitt, die Ostrandstraße, muss von der Kommune finanziert werden. Er soll nun zu einem späteren Zeitpunkt gebaut werden. Der Abschnitt umschließt das Gewerbegebiet und bindet die Trasse an die Landesstraße gen Hemmingen an.

Ursprünglich dafür geplante Gelder werden nun zur Mitfinanzierung der Südumfahrung umgeschichtet. Das Land hatte auf leere Kassen verwiesen und erklärt, die Straße würde – auch vor dem Hintergrund der anstehenden Sanierung des Engelbergtunnels – früher gebaut als geplant, wenn sich die Kommune finanziell nicht nur an den Planungs-, sondern auch an den Baukosten beteilige.

Rechtlich hat es dazu die Möglichkeit, auch wenn Bernhard Arzt (Freie Wähler) und Horst Ludewig (FDP) von Erpressung sprachen und der UB-Rat Dieter Schnabel es als „Kuhhandel“ bezeichnete. Der Rat beschränkte die Beteiligung insgesamt auf vier Millionen Euro. Das Abstimmungsverhalten des Gemeinderats hatte sich bereits im Ausschuss für Technik und Umwelt abgezeichnet. Die Argumente waren also ausgetauscht, so dass die Räte nun abschließend die Möglichkeit nutzten, ihre Haltung zu bekräftigen. Dabei teilten etliche Heimerdinger unter den Räten die Meinung des Oberbürgermeisters. „Ich kann die Position der Verwaltung voll und ganz unterstützen“, sagte etwa Erika Pudleiner (SPD). Sie zeigte angesichts des sich hinziehenden Prozesses gleichwohl Verständnis für den Unmut der Bürger. „Ich kann jeden verstehen, der sagt, er fühle sich verarscht.“ Doch jede andere Entscheidung als die Priorisierung gereichte Heimerdingen zum Nachteil. Der Ortsvorsteher Fritz Hämmerle (CDU) bekräftigte sie darin. Die Priorisierung sei der „einzige, alternativlose Weg“. Doris Renninger (Grüne) sah darin wiederum „die einzige Chance, dass überhaupt gebaut wird“. Diese Aussage verleitete den CDU-Rat Konrad Epple zu der Bemerkung, dass er sich darüber freue, dass die Grünen sich für den Bau der Straße aussprächen.

Verständnis für die Verwaltung