Über Nacht wird am Bismarckplatz im Stuttgarter Westen George Floyd zum inoffiziellen Namensgeber. Die Stadt hat gegen Überkleben von Straßenschildern etwas – allerdings liege das nicht am Namen des in den USA von Polizisten getöteten Mannes.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Wer im Stuttgarter Westen am Sonntag zum Brötchenholen gegangen ist, staunte nicht schlecht. Auf der Tafel, die eigentlich das Sanierungsprogramm des Bismarckplatzes vorstellt, prangte in großen Lettern „George-Floyd-Platz“. Auch an einem Straßennamenschild und der Bushaltestelle war der Name zu lesen. Wer dahinter steckt, ist nicht bekannt. Binnen kurzer Zeit entspann sich jedoch eine Diskussion im Netz, als sich Fotos der Aktion in den sozialen Netzwerken ausbreiteten.

 

Die Polizei entfernte die Schriftzüge und stellte das Material sicher. Nun ist das Ordnungsamt hinter der Sache her: Es handele sich dabei um Ordnungswidrigkeiten des unerlaubten Plakatierens. Bei den Straßenschildern sei zudem aus Sicherheitsgründen eingegriffen worden: „Straßennamen müssen lesbar sein, etwa wenn ein Rettungswagen kommt“, sagte eine Sprecherin der Stadt. Das Entfernen der Schriftzüge habe nichts mit deren Inhalt zu tun gehabt. „Plakatieren muss erlaubt werden und Straßenschilder müssen eben frei sein“, so die Pressesprecherin.

Demoteam setzt auf offizielle Wege der Diskussion

Die Organisationsteams des Silent Protests und der Black-lives-matter-Demos in Stuttgart waren in die Pläne offenbar nicht involviert. Die Gruppe Black lives matter hatte am Samstag eine Demo mit dem Motto „Gedenken an George Floyd“ abgehalten. Man setze lieber auf richtige Diskussionen als auf eine willkürliche Aktion, die über Nacht von einzelnen gemacht worden sei. Mit dem Überkleben handele man sich unter Umständen Ärger ein, und das sei nicht der Stil der Bewegung, meint Sandra Salem vom Organisationsteam des Silent Protests, das zusammen mit Black lives matter“ vor einer Woche die erste Demo auf die Beine gestellt hatte. „Ich finde es besser, wenn man den offiziellen Weg geht, wenn man das bei der jeweiligen Stadt offiziell beantragt“, meint sie.

Grundsätzlich würde sie es begrüßen, wenn Straßen und Plätze auch hierzulande nach Opfern von rassistisch motivierter Gewalt benannt würden. „Das würde daran erinnern, dass Rassismus auch hierzulande ein Problem ist“, so Sandra Salem. Sie verweist auf die aktuell laufende Petition, das Möhringer Wappen zu ändern, weil darauf das Gesicht eines Schwarzen zu sehen ist.