Eine Initiative mit 60 Nachbarn schildert dramatische Situationen an der nördlichen Einfahrtsstraße im Fellbacher Stadtteil Oeffingen.

Oeffingen - Wie lange den Anwohnern in Oeffingen das Thema schon unter den Nägeln brennt, belegt die Erinnerung an jene Beschwerden, die sie einst der damaligen Beigeordneten überreichten. Denn Barbara Bosch ist seit 16 Jahren nicht mehr in Fellbach aktiv, da sie 2003 ihr neues Amt als Reutlinger Oberbürgermeisterin antrat. Nach zwei Amtsperioden hat die 61-Jährige aus persönlichen Gründen in diesem Frühjahr auf eine weitere Kandidatur verzichtet.

 

Dass die Bürger im nördlichen Bereich des nördlichen Fellbacher Stadtteils jetzt wieder vehement aktiv geworden sind, hängt mit einem schweren Verkehrsunfall vom 27. Juli dieses Jahres zusammen: Am Fußgängerüberweg Ludwigsburger Straße, Ecke Hegnacher Straße übersah ein ortseinwärts fahrender 68-Jähriger eine 71-Jährige. Das Auto erfasste die Fußgängerin, sie stürzte und musste mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

Ein Unfall ist Anlass für ein mehrseitiges Schreiben an Fellbachs Oberbürgermeisterin

Dieser Unfall war Anlass genug für eine Gruppe um den Anwohner Johannes Eger, ein mehrseitiges Schreiben an Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull und die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats zu formulieren. Das Statement wiederum wurde von 59 Nachbarn unterschrieben. Wer sich dieser Tage mit Hans Eger sowie Renate und Cornelius Ufer, Anwohner und Hauptinitiatoren der Initiative, vor Ort in der Ludwigsburger Straße trifft, kann deren Klage über die „dramatische Verkehrssituation“ dank hautnaher Beobachtung nachvollziehen.

Beispielsweise, dass trotz der versetzt angelegten Parkplätze am Straßenrand meist sehr schnell gefahren wird. Dass Außenspiegel abgerissen und Fahrzeuge beschädigt werden – und die Verursacher sich anschließend aus dem Staub machen – gehöre zu den fast wöchentlichen Regelmäßigkeiten, sagen die Anwohner. Zu beobachten sind häufig auch die großen Sattelzüge, die hier auf dem Weg ins Gewerbegebiet entlang donnern.

Einer der Knackpunkte: Die entgegenkommenden Autos halten nicht an der Verengung

Weiterer Knackpunkt: Die entgegenkommenden Fahrzeuge halten nicht an der Verengungen vor parkenden Autos – dadurch werde „der Schutzraum der Gehwege völlig missachtet“, moniert Ufer. Die Fahrer weichen aufs Trottoir aus und bedrängen die Fußgänger bedrohlich. Die dort aufgestellten Poller wurden bereits mehrfach umgefahren. Ebenso üblich sind anhaltende Hupkonzerte, um die eigene Vorfahrt einzufordern – begleitet durch lautstarke Konflikte, wer nun im Recht ist. Ergebnis sind oft anhaltende Blockaden des gesamten Verkehrs samt Streitereien mit nachfolgenden Unbeteiligten.

Nachts ist es zwar ruhiger – aber nur gelegentlich: „Dann wird die Ludwigsburger Straße oft zur Rennstrecke für Fahrzeuge mit besonderem Sounddesign“, sagt Eger. Weil bereits bei der Einbiegung in die Ludwigsburger Straße weit über die erlaubten Tempo 50 beschleunigt wird, ist die Nachtruhe erheblich gestört. Ufer: „Das Zeitfenster für die chronisch eingeschränkte Nachtruhe beträgt nur noch circa vier bis fünf Stunden.“

Als Risiko für die Fußgänger gilt der Zebrastreifen, der überdies nicht mit einem optischen Signal ausgestattet ist. Wer sich nicht auskennt, übersieht den Überweg. Folgen sind scharfe Bremsmanöver und zahlreiche Beinahe-Unfälle. Auch mit Blick auf die Schulkinder, die den Übergang täglich nutzen müssen, sei ein Warnblinklicht erforderlich

Nachbarn haben klare Forderungen an die Stadt, zum Beispiel Überwachung von Lastwagen

Ihre Forderungen an die Stadt haben die Nachbarn konkret formuliert: Sie verlangen eine stichprobenartige Überwachung des Lastwagen-Fahrverbots für den nicht berechtigten Durchgangsverkehr. Der Fußgängerüberweg müsse besser abgesichert werden. Und als zentrales Anliegen: Begrenzung auf Tempo 30 ab Ortseingang Oeffingen statt der derzeit gültigen 50 Stundenkilometer. Wenn Nachbarstädte wie Remseck mit seinen Ortsteilen Aldingen, Neckarrems und Neckargröningen oder Waiblingen in Hegnach und Hohenacker schon länger für ihre gesamten Wohngebiete „30er-Zonen“ eingerichtet haben, müsste dies doch in Oeffingen ebenso möglich sein, so die Anwohner, die OB Gabriele Zull zu einem baldigen „klärenden Ortstermin“ auffordern.