Der Streamingdienst Netflix ist erstmals an deutschen Filmproduktionen beteiligt. Bis die drei Streifen zu sehen sein werden, dauert es aber noch ein bisschen.

Stuttgart - Ob und mit welcher Quote man international agierende Streamingdienste dazu verpflichten muss, lokale Filme und Serien anzubieten, darüber wird in einigen Ländern gestritten. Den Branchenprimus Netflix aber muss die Politik gar nicht erst vor sich hertreiben. Es ist Teil der Strategie der US-Firma, auch in Deutschland, Frankreich, Italien, Indien und Australien zu produzieren. Wobei man zwar auf lokale Verwurzelung hofft, diese Filme und Serien aber auch grenzüberschreitend anbietet.

 

Milliardärstochter aus Heidelberg, Boxer aus Mannheim

Soeben hat Netflix drei deutsche Filmprojekte in Zusammearbeit mit erfahrenen Kinproduzenten angekündigt: die Hochstapler-Satire „Betongold“ mit David Kross, Frederick Lau und Janina Uhse, die Young-Adult-Liebeskomödie „Isi & Ossi“ mit Lisa Vicari und Dennis Mojen sowie das übernatürliche Sozialdrama „Freaks“ mit Tim Oliver Schultz, eine Co-Produktion mit dem ZDF. Ab 2020 werden sie weltweit auf Netflix Premiere feiern.

Bei „Betongold“ steht die Geschichte vom Aufstieg und Fall dreier Immobilienbetrüger aus Berlin im Mittelpunkt. Bei „Isi & Ossi“ (Drehbuch und Regie: Oliver Kienle) geht es um ein ungewöhnliches Liebespaar: Sie Milliardärstochter aus Heidelberg - er ein von Geldsorgen geplagter Boxer aus dem Nachbarort Mannheim. Sie datet ihn, um ihre Eltern zu provozieren. Er glaubt, dem reichen Töchterchen das Geld aus der Tasche ziehen zu können.

In „Freaks“, eine Co-Produktion mit dem ZDF, geht es ums Thema Psychopharmaka und eine Gesellschaft, in der es für jedes Problem die passende Pille gibt. „Wir freuen uns, dass wir drei sehr unterschiedliche Projekte gefunden haben, um unser Publikum künftig auch vermehrt mit exklusiven deutschen Filmen unterhalten zu können“, so Kai Finke, Director Co-Productions für die deutschsprachigen Länder.

Viel Lob für Netflix

Dass sich Künstler vorab positiv über ihre Produktionspartner äußern, ist ganz und gar nicht ungewöhnlich. Trotzdem fällt in den Statements der Macher zu den anstehenden Netflix-Produktionen auf, dass die Regisseur andeuten, in der bisherigen, von Filmförderungen geprägten Produktionswelt wären ihre Projekte so nicht verwirklicht worden. Cüneyt Kaya, der Autor und Regisseur von „Betongold“, lobt: Netflix und Ufa geben mir die Möglichkeit, mich kreativ völlig frei auszuleben und den Film dann Millionen von Menschen weltweit zeigen zu können. Dies ist für solch einen kompromisslosen Film wie ,Betongold’ sehr mutig und bahnbrechend. Ich freue mich riesig, dieses Herzensprojekt mit dem perfekten Cast inszenieren zu können.”

Und auch der „Freaks“-Regisseur Felix Binder fügt hinzu, dass er sein Projekt ohne Netflix kaum hätte realisieren können. „Netflix hat sofort unsere Begeisterung für diesen besonderen Stoff geteilt. Deshalb freue ich mich sehr, dass wir mit ,Freaks’ dort ein Zuhause gefunden haben, um eine außergewöhnliche Superheldengeschichte aus Deutschland zu erzählen.“