Die Stuttgarter New York City Dance School hat eine neue Kompanie: Die nur wenige Monate alte Future District Crew wurde aus dem Stand Vize-Europameister bei den UDO European Street Dance Championships.

Gerade noch hat die Truppe gegroovt, was das Zeug hält und die beigen Latzhosen hergeben. Dann schwupps, liegen die fünf auf dem Rücken, ihre grasgrünen Wollmützen abwerfend, Hände lässig in der Luft. Eine Ansage! Das Ende ihrer Choreografie knallt wie der Anfang – und alle Moves dazwischen. Die Future District Crew hat das Publikum im Stuttgarter Theaterhaus in den Bann gezogen – bei der mitreißenden Show „Dancing Feet“, in der Schüler, Studierende und Kompanien der Stuttgarter New York City Dance School (NYCDS) Stücke quer durch die Tanzstile präsentieren.

 

Schon kurz zuvor konnte die Kompanie nahe der niederländischen Grenze nicht nur Zuschauende, sondern auch eine Jury verzaubern: In Kalkar wurden die Tänzerinnen und Tänzer der Future District Crew bei den UDO European Street Dance Championships Vize-Europameister. Dabei sind sie gerade mal vier Monate zusammen. „Manche der anderen Teilnehmenden trainieren schon zehn Jahre miteinander; dass wir da bei den Europameisterschaften den zweiten Platz erringen, das hätten wir uns nicht träumen lassen“, freut sich JulStar alias Julien Steiner. Der Tänzer und Choreograf leitet die Future District Crew, unterrichtet an der NYCDS Hip Hop.

Aus dem Stand erfolgreich bei den Deutschen Meisterschaften

Schon länger habe er mit Hoang „LUH“ Le Ung, der mit NYCDS-Gründerin Sabine Lynch die Geschäfte der Feuerbacher Tanzschule führt, geplant, eine Street Dance Kompanie mit jungen Tanzenden aus der Taufe zu heben. Dann kam Corona. Im Sommer 2021 schließlich nahm die Idee Gestalt an. JulStar und LUH luden zur Audition – und viele kamen zum Vortanzen, auch Mit- und Endzwanziger. Fünf davon suchten die beiden aus, unterstützt von Choreograf Pasha Darouiche, Leiter der Nexus Company. „Da ging es – klar – zum einen um das tänzerische Können“, so JulStar zu den Auswahlkriterien. „Aber auch um die Persönlichkeit und das Potenzial. Also Talente, die vielleicht noch nicht alles konnten, aber von denen wir spürten, das da was in ihnen steckt, mit dem wir arbeiten können.“

Das Gefühl sollte die Jury nicht trügen, die Truppe – vier junge Frauen und ein junger Mann zwischen 15 und 24 Jahren – belegten aus dem Stand bei den Deutsche Meisterschaften in Duisburg den sechsten Platz. Ihre Darbietung von JulStars so überraschender wie frecher Choreografie qualifizierte sie auch für die Europameisterschaften im nordrhein-westfälischen Kalkar. „Ich wollte keine ‚Show-Show‘, keine klinische Leistungsschau, sondern Tanz durch Stile des Street Dance, in der alle das einbringen, das sie können“, schildert dieser. Also vereinte er in lebendigen Szenen Hip Hop, House, Breakdance, Popping und Locking – ein Mix, den die fünf Crewmitglieder leidenschaftlich auf den Punkt und die Bretter brachten.

„Ihr bringt Kultur auf die Bühne“

Wie da - und dass überhaupt noch so - getanzt werde, lobte die Jury. „Sie sagten, ‚ihr bringt Kultur auf die Bühne‘, das war das schönste Kompliment“, so JulStar. Geht es ihm doch um Authentizität. Und er lobt die Future District Crew: „Sie zogen und ziehen an einem Strang, Motivation, Wertschätzung gegenseitig und gegenüber anderen – grandios, ich bin stolz auf jeden einzelnen!“ Das sind freilich auch die Crewmitglieder. „Ein aufregendes und emotionales Wochenende, mit einem Ergebnis, mit dem man nicht gerechnet hat!“, sagt Sophia Dix. Und Daniel Roemer betont die superintensive Zeit und einmalige Erfahrung als neue Crew so durchzustarten. Für alle dankt er der Tanzschule: „Durch deren Unterstützung konnten wir uns voll aufs Tanzen konzentrieren und die Mega-Zeit genießen.“ Als „supa“ beschreibt Luna Girard die Stimmung. „Einfach eine magische Zeit! Da merkt man auch, wie die Crew eigentlich eine Familie sein kann.“ Das bestätigt Julia Kolar: „Am wichtigsten ist, dass wir als Crew zusammenwachsen und gemeinsam unseren Horizont erweitern!“ Chiara Haase schließlich schwärmt, dass für sie „ein Traum wahr geworden“ sei, den sie mit ihrer Crew teilen konnte. Und wie soll der Traum weitergehen? JulStar schmunzelt. „Mal sehen, ob wir es zur WM in Blackpool schaffen. Und: Wir planen Auditions, um weitere Mitglieder zu finden.“