Die Mobile Jugendarbeit an der Fangelsbachstraße wirbt bei der Politik um Unterstützung für eine Aktion gegen Rassismus. Rechtsextreme würden auch in Stuttgart für sich werben, warnt die Teamleiterin Denisa Krieger.

S-Mitte/S-Süd - Noch sei gar nicht sicher, wie die Aktion aussehen wird. Ob vielleicht Demonstranten durch die Straßen ziehen oder ob Kunst und Musik Ausdrucksformen des Protests sein sollen, darüber werden die Jugendlichen aus Stuttgart Mitte und dem Stuttgarter Süden selbst entscheiden, meint Denisa Krieger von der Mobilen Jugendarbeit an der nahe der Grenze der Bezirke liegenden Fangelsbachstraße. Sicher sei nur, dass etwas geplant sei, das einer gefühlten Angst vor Ausgrenzung Ausdruck verleihen soll. „Wir haben es als Mobile Jugendarbeit mit vielen Jugendlichen zu tun, die einen Migrationshintergrund haben, egal, ob der türkisch, polnisch oder griechisch ist und da sind die Sorgen im Moment groß“, sagt Krieger.

 

Die Leiterin des Streetworker-Teams meint, dass auch viele Klienten bereits Erfahrungen mit Diskriminierung und Rassismus gemacht hätten. „Gerade bei Bewerbungen spielt ein ausländisch klingender Name eine negative Rolle“, sagt sie.

Streetworker wollen Aktion begleiten

Die Jugendlichen sollen sich in der kommenden Zeit nun selbst überlegen, wie sie ihren Protest gegen solche Ungerechtigkeiten gestalten wollen. Die Streetworker würden sie dabei begleiten, meint Krieger. „Wir sehen unseren Auftrag auch in politischer Bildung und haben im vergangenen Jahr zum Beispiel niederschwellig Angebote zur Bundestagswahl gemacht“, meint sie.

Die Teamleiterin der Mobilen Jugendarbeit beschreibt den Protest als gegen Diskriminierung gerichtet, spricht aber von einer „Aktion gegen Rechts“. Die Frage, ob Streetwork sich gerade in Zeiten einer gefühlten Polarisierung der Gesellschaften in Fragen der Zuwanderung politisch positionieren darf, bejaht sie. „Wir haben einen kirchlichen Träger und sind an dessen Leitlinien gebunden, wir dürfen aber schon unsere Meinung äußern“, sagt Krieger. Sie und ihr Team hätten etwa an dem jüngsten Protest auf dem Karlsplatz teilgenommen. Er richtete sich gegen die „Demo für alle“ Sie positioniert sich unter anderem gegen die Öffnung der Ehe für Homosexuelle. Die Teilnahme zahlreicher Parteien und der Gewerkschaften sollte nach den Ereignissen in Chemnitz aber auch Protest gegen das Erstarken des Rechtspopulismus allgemein sein. Krieger wünscht sich im Geiste dieser Demonstration auch Unterstützung der Politik für das Vorhaben der Mobilen Jugendarbeit. Sie stellte unter anderem dem Bezirksbeirat Mitte jüngst nicht nur die Arbeit der Streetworker allgemein vor, sonder warb auch für die geplante Aktion. „Das Thema ist für unsere Jugendlichen sehr wichtig“, meint Krieger.

Identitäre werben für sich

Bei ihrer Arbeit mit Jugendlichen seien den Streetworkern übrigens bisher keine rechtsextremen Tendenzen in den Bezirken Mitte und Süd aufgefallen, meint Krieger. „Wir wissen aber, dass zum Beispiel die Identitäre Bewegung in den Stadtteilen präsent ist und mit Aufklebern für sich wirbt“ sagt sie.