Am Dienstagmorgen fiel wegen eines Streiks beim ZDF das „Morgenmagazin“ aus. Die Beschäftigten fordern vor allem für die niedrigen Gehaltsstufen mehr Geld. Doch was verdient man eigentlich bei dem Sender?

Wer im morgendlichen Trott am Dienstag um 6.30 Uhr den Fernseher eingeschaltet hat, um sich im „Morgenmagazin“ von ZDF und ARD auf den neuesten Stand zu bringen, dürfte sich die Augen gerieben haben: Statt des gewohnten Morgenmagazins flimmerte „Balkan-Style – Durch Europas wilden Südosten“ über den Bildschirm. Ab 7.40 Uhr dann „Der Rhein“. Doku-Konserve statt Aktualität, und im ZDF statt der aktuellen „Heute“-Nachrichten die „Tagesschau“ der Konkurrenz ARD. Grund war ein laut dem Sender unangekündigter Streik beim ZDF: Im Rahmen eines Tarifkonflikts waren die Beschäftigten der öffentlich rechtlichen Sendeanstalt am Dienstag von 3.00 bis 10.30 Uhr zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.

 

Was verdient man beim ZDF?

Der Verdienst beim Zweiten Deutschen Fernsehen ist in einer Vergütungstabelle geregelt, die ähnlich wie Tarifverträge im öffentlichen Dienst in Vergütungsgruppen eingeteilt ist, innerhalb derer das Gehalt in neun Stufen ansteigt. Dabei reicht die Spanne von monatlich 2454,33 Euro in der untersten Vergütungsgruppe, Stufe 1, bis zu 10 358,28 Euro in Stufe 8 der Vergütungsgruppe 11. Laut ZDF beschäftigt der Sender rund 3500 feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sendezentrum Mainz, im Hauptstadtstudio Berlin und in 16 Inlands- und 18 Auslandsstudios.

Laut dem Gehaltsvergleichsportal Kununu beträgt das durchschnittliche Jahresgehalt eines ZDF-Redakteurs 62 500 Euro brutto, wobei die niedrigste Angabe eines Nutzers bei 39 200 Euro liegt und die höchste bei 85 300 Euro. Ein durchschnittlicher Sachbearbeiter erhält demnach jährlich 50 000 Euro brutto (Spanne von 26 300 Euro bis 66 100 Euro) , eine Kamerafrau kann im Durchschnitt mit jährlich 53 700 Euro (Spanne 24 300 Euro bis 70 300 Euro) rechnen, und eine Technikerin mit 50 300 Euro (Spanne 47 900 Euro bis 53 100 Euro).

Wie sieht das im Vergleich zu anderen Sendern aus?

Da öffentlich-rechtliche Sender überwiegend aus dem Rundfunkbeitrag finanziert werden, stehen ihre Kosten – und damit auch die Personalkosten – immer wieder in der Kritik. Daher hat der wissenschaftliche Dienst des Bundestages 2021 eine Übersicht dazu zusammengestellt, die sich auf ein Gutachten von Kienbaum Consultants von 2019 stützt. Demnach liegen bei mehreren öffentlich-rechtlichen Sendern, unter anderem dem ZDF, die Gehälter für Referenzfunktionen im Vergleich mit dem öffentlichen Sektor „auf einem deutlich erhöhten Niveau“. Im Vergleich mit der kommerziellen Medienwirtschaft seien sie leicht überdurchschnittlich und vergleichbar der allgemeinen Wirtschaft.

Was verdienen Intendant und Direktoren beim ZDF?

Die Gehälter der obersten Führungsebene muss das ZDF laut Staatsvertrag veröffentlichen. Demnach erhielt der damalige Intendant Thomas Bellut im aktuellsten verfügbaren Jahr 2019 für seine Tätigkeit beim ZDF 368 804,58 Euro plus gut 44 500 Euro für Tätigkeiten bei Tochter- und Beteiligungsgesellschaften des Senders. Alles in allem also knapp 415 000 Euro. Das ist mehr als Bundeskanzler Olaf Scholz erhält. Die ZDF-Verwaltungsdirektorin Karin Brieden, Verhandlungsführerin auf Senderseite, kommt auf insgesamt knapp 260 000 Euro und ehemalige Chefredakteur Peter Frey auf gut 250 000 Euro. Intendant ist mittlerweile Norbert Himmler, die Chefredaktion hat Bettina Schausten übernommen.

Wie sehen die Forderungen in der aktuellen Tarifrunde aus?

Laut dem Bereichsleiter Medien, Journalismus und Film bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Matthias von Fintel, wird seit November beim ZDF verhandelt. Der Sender habe bislang eine Erhöhung um 2,8 Prozent plus Einmalzahlung bei einer Laufzeit von 24 Monaten angeboten.

Die drei Gewerkschaften Verdi, Deutscher Journalistenverband (DJV) und VRFF (Vereinigung der Rundfunk-, Film- und Fernsehschaffenden) fordern stärkere Tarifsteigerungen nahe dem Inflationsausgleich insbesondere für die niedrigeren Tarifgruppen. Im November lag die Teuerung bei 10,0 Prozent. Eine Laufzeit von 24 Monaten bezeichnete von Fintel als inakzeptabel lang, Ziel der Gewerkschaften seien zwölf Monate. Die nächste Verhandlungsrunde soll am 21. Dezember stattfinden.