Im Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie haben sich am Freitag auch Beschäftigte von Betrieben aus dem Rems-Murr-Kreis mit Arbeitsniederlegungen beteiligt. Nächste Woche soll der Arbeitskampf noch verschärft werden.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Im Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie haben sich am Freitag auch Beschäftigte von Betrieben aus dem Rems-Murr-Kreis mit Arbeitsniederlegungen beteiligt. Etwa bei Stihl und Bosch in Waiblingen und Mahle-Aftermarket in Schorndorf sei die Frühschicht früher beendet worden als üblich, sagte der Geschäftsführer der IG-Metall-Geschäftsstellen Waiblingen/Ludwigsburg, Matthias Fuchs, am frühen Nachmittag. Auch in der Spätschicht sei ein Frühschluss geplant. Man gehe davon aus, dass sich bis zum Abend zusammen mit dem Landkreis Ludwigsburg, wo die Schwerpunkte am Donnerstag gesetzt worden waren, 2500 bis 3000 Beschäftigte an den Aktionen beteiligt hätten. Zehn bis zwölf Betriebe seien bestreikt worden. In der kommenden Woche sollen weitere dazukommen. „Wir werden den Druck noch erhöhen“, sagt Matthias Fuchs.

 

Gewerkschaft: vier Prozent mehr Lohn

Die Gewerkschaft fordert ein Entgelt-Volumen von vier Prozent bei zwölf Monaten Laufzeit, das „zur Stabilisierung der Einkommen und zur Sicherung von Beschäftigung eingesetzt werden soll“. In Betrieben, denen es gut gehe, solle direkt ausgezahlt werden, so Fuchs, in anderen sei man zu einem Teilausgleich bereit. Außerdem will die IG Metall „einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge schaffen und die Perspektiven für Auszubildende und dual Studierende verbessern“. Die Arbeitgeber bieten nach einer Nullrunde in diesem Jahr Lohnerhöhungen erst frühestens ab 2022 an und verweisen auf die anhaltende Wirtschaftskrise.

Die Arbeitgeber hätten sich verspekuliert, wenn sie glaubten, dass die Gewerkschaft ihre Mitglieder wegen der Pandemiebedingungen nicht mobilisieren könnten, gibt sich Fuchs kämpferisch und wird dabei von Betriebsräten unterstützt. Gürhan Ag etwa berichtet von einem früheren Ende der Frühschicht bei Bosch WHP in Waiblingen, „nur ganz wenige sind nicht draußen gewesen“, so Ag. Und: „Wir stehen hinter den Forderungen der Gewerkschaft.“ Andere, wie etwa Felix Reinhardt vom Autozulieferer Elring-Klinger in Bissingen, sagen, dass ihre Betriebe in der Vergangenheit gutes Geld verdient hätten und man an diesen Gewinnen nun beteiligt werden wolle. Und Matthias Fuchs ergänzt, dass nicht alle unter der Krise litten: „Stihl etwa hat selbst bekannt gegeben, 2020 ein Rekordjahr eingefahren zu haben.“ Deshalb werde man, wenn es kein Einlenken gebe, in den kommenden Wochen „noch eine Schippe drauflegen“.

Arbeitgeber: Keinerlei Verständnis für Warnstreiks

Die Rems-Murr-Bezirksgruppe des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall hingegen hat „keinerlei Verständnis“ für Warnstreiks. „Unsere Industrie und unser Land befinden sich nach wie vor in der schwersten Wirtschaftskrise der Geschichte der Bundesrepublik“, sagt deren Vorsitzender, Michael Prochaska. „Wer in dieser Situation für vier Prozent mehr Geld auf die Straße geht, streikt an der Realität völlig vorbei.“ Zigtausende Betriebe und Millionen Beschäftigte seien zurzeit in Kurzarbeit, nicht wenige fürchteten um ihre Existenz. Prochaska: „Welches Signal sendet die IG Metall da aus, wenn sie ihre sehr gut bezahlten und größtenteils abgesicherten Mitglieder dazu auffordert, die Arbeit niederzulegen?“