Viele Franzosen haben den Glauben in ihren Präsidenten verloren. Die Streiks verpuffen, aber der Ärger bleibt, meint Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Frankreich ist erschöpft. Seit über einem Jahr befindet sich die Gesellschaft im Ausnahmezustand, nun plätschert die Revolte ihrem Ende entgegen. Zuerst versetzten die Gilets Jaunes das Land über Monate in Aufruhr. Ihr Zorn galt den allzu offensichtlichen sozialen Ungerechtigkeiten in Frankreich, dessen Bürger die Werte von Gleichheit und Brüderlichkeit stolz in ihren republikanischen Genen tragen. Vor zwei Monaten flackerte die Wut erneut auf, als die Menschen zum ersten Mal gegen die geplante Rentenreform auf die Straße gingen. Doch auch in diesem Fall sind die Kräfte der Empörten geschwunden. Am Mittwoch war zur achten landesweiten Protestaktion ausgerufen worden – es kamen viele, aber nicht die von der Gewerkschaft erhofften Massen. Der Schlachtruf „die Rentenreform muss weg!“ verhallt.