Der künftige Justizminister belehrt in der ZDF-Talkshow den sächsischen Ministerpräsidenten. Dem geht der Hut hoch, der Rest ist fast wie bei Loriot.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Matthias Schmidt (mas)

Stuttgart - Je nach Gemütsverfassung mag es der Zuschauer als Höhe- oder Tiefpunkt einer politischen Talkshow empfinden, wenn zwei Diskutanten minutenlang ohne Punkt und Komma aufeinander einteufeln. Wie der kommende Justizminister Marco Buschmann (FDP) und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Donnerstagabend bei Maybritt Illner (ZDF) aneinander hoch gegangen sind, hatte genug Rumms-Faktor, um beide Sichtweisen zu rechtfertigen. Die andere Frage ist: Worauf muss man sich für die nächsten Jahre im Lanz-Will-Plasberg-Illner-Circuit noch einstellen, wenn der FDP-Mann schon im vorministeriellen Debütantenstatus dermaßen den Schulmeister rauskehrt?

 

Als hätte Kretschmer noch weitere Nackenschläge gebraucht. Niedrigste Impfquote, höchste Inzidenz – es gibt angenehmere Dinge, als dem Rest der Republik zu erklären, was in Sachsen los ist. Das sieht man Kretschmer an. Doch seine einleuchtende Bitte, der „Justizminister in spe“ möge künftig helfen, „bösartigste Propaganda und zersetzende Dinge“ im Messengerdienst Telegram zu bekämpfen, kontert Buschmann mit der Replik, Kretschmer solle erst einmal das Geld aus Berlin abholen und damit die Impfzentren in Sachsen ausbauen.

Am Ende muss Karl Lauterbach schlichten

Kretschmer: „So können Sie mit mir nicht reden!“ Buschmann: „Reißen Sie sich am Riemen!“ Zwei Minuten Stereogeplärr, ein bisschen wie bei Loriot, nur nicht so lustig. Die Moderatorin, wohl der Höhepunkt-Theorie zugetan, lässt die Sache lange laufen. Am Ende muss Karl Lauterbach, mit oder ohne Amt der Reifste am Tisch, die Gemüter beruhigen. Wenn das der neue Ton zwischen Ampelregierung und Ländern ist, kann es noch heiter werden. Beziehungsweise bitter.

Maybritt Illner. ZDF-Mediathek