Weil es aus dem Erdgeschoss offenbar immer wieder piepst und tutet, sind zwei Rentner in Degerloch nervlich am Ende.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Degerloch - An das Nachmittagsschläfchen war am vergangenen Dienstag nicht zu denken. Von 15.30 bis 16 Uhr hat es angeblich dauernd gepiepst. Also sind die Küblers wieder aufgestanden. Das Ehepaar aus Degerloch kennt das. Wegen der Töne, die laut Küblers Aussage aus der unteren Wohnung zu ihnen dringen, sammelt sich seit Monate einiges an. Frust und Papier.

 

Rosemarie und Reimund Kübler fühlen sich von ihren Nachbarn massiv belästigt. Das Piepsen und Tuten aus dem Erdgeschoss raube ihnen den letzten Nerv. Sie müssten die Geräusche sowohl tags als auch nachts ertragen, berichten die Küblers. Es piepse ohne erkennbare Regelmäßigkeit. Vor allem die Frau leide unter dem Lärm. „Da bekommen Sie die Motten“, sagt sie. Vor etwa einem Jahr sei es besonders schlimm gewesen, „da hat es in unserer Wohnung nur noch getutet“, sagt sie. „Wir sind jede Nacht in der Stube gesessen.“ Damals hat es die 79-Jährige vorgezogen, auf einer Luftmatratze im Dachgeschoss zu nächtigen. „Das ist doch eine Zumutung“, sagt sie. Ohrstöpsel kämen wegen des hohen Blutdrucks nicht in Frage.

Vermutung statt Beweise

Der Nachbar streitet alles ab

Das Paar lebt seit zwölf Jahren zur Miete im ersten Stock eines Zwei-Parteien-Hauses an der Metzinger Straße. Die Nachbarn darunter zogen wenige Jahre nach ihnen ein. Was die Töne aus dem Parterre anbelangt, haben die Küblers nichts in der Hand außer einer Vermutung. Sie gehen davon aus, dass Bürogeräte ihre Ruhe stören. Der Nachbar streitet das ab. Die Genervten haben inzwischen verschiedene Institutionen eingeschaltet. Der Mieterverein hat sich ausgiebig mit dem Problem befasst, Mitarbeiter des Baurechtsamts waren da, einmal haben die Küblers um 5 Uhr die Polizei gerufen, sogar die Kirche haben sie um Hilfe gebeten.

Gebracht hat all das nichts. In einem Antwortbrief an den Mieterverein Stuttgart gibt der Nachbar zu bedenken, dass sich die Küblers das Piepsen einbilden könnten, dass sie vielleicht hören, was es gar nicht gibt. Darüber empören sich die Küblers. „Wir sind geistig top drauf“, sagt der 78-Jährige.

Mediation für den Hausfrieden

Die Nachbarn, die unter den Küblers wohnen, sind ebenfalls ein Ehepaar. Über den Mann lässt sich im Internet und im Telefonbuch nachlesen, dass er in der Mietwohnung an der Metzinger Straße eine Firma für Wirtschaftskommunikation betreibt. In seinem Brief an den Mieterverein teilt er mit, die Internetseite bilde nicht die Gegenwart ab. „Es gibt Internet-Auftritte beziehungsweise Homepages von Personen und Firmen, die schon seit Jahren nicht mehr gepflegt werden“, schreibt er.

Mediation für den Hausfrieden

Gegenüber dem Mieterverein Stuttgart, dem Rosemarie und Reimund Kübler seit inzwischen mehr als 20 Jahren angehören, sagt er, dass er grundsätzlich für eine Mediation zu haben sei, um den Hausfrieden an der Metzinger Straße wieder herzustellen. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Küblers beweisen können, dass an ihrer Wahrnehmung etwas dran ist. Der Zeitung gegenüber möchte sich der Nachbar zum Sachverhalt nicht äußern.