Ein 23-Jähriger wird verletzt, mutmaßlich nach einem Streit um einen Schmäh-Post gegen eine Bar in Fellbach. Deren Betreiberin erhält jetzt Hassmails – und sie erzählt eine andere Version des Vorfalls.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Fellbach - Die Fellbacher Shisha-Bar-Betreiberin ist verzweifelt: „Gestern war hier nur halb so viel los wie sonst“, klagt sie. Gegen ihr Lokal tobt im Netz gerade ein Shitstorm, der viele von einem Besuch fernhält. Die Google-Bewertung der Bar, die einmal bei vollen fünf Sternen gelegen habe, sei binnen drei Tagen um die Hälfte abgerutscht. Ständig, sagt sie, gingen auf ihrem Smartphone Hassmails ein. Zu Unrecht, beteuert die 33-Jährige, deren Name der Redaktion bekannt ist.

 

Opfer soll in der Shisha-Bar Hausverbot gehabt haben

Was war passiert? Am Sonntagabend hatte laut einer Meldung der Polizei ein 23-jähriger Fellbacher Besuch von mehreren Unbekannten bekommen, die ihn vor das Haus lockten. Dort kam es zu einem Streit, bei dem der 23-Jährige verletzt wurde. Hintergrund des Streits soll ein Posting des jungen Mannes auf Instagram gewesen sein, in dem er die Bar der 33-Jährigen verunglimpft hatte. Deutschlandweit griffen Medien den Fall aus dem Rems-Murr-Kreis auf.

Die 33-Jährige erzählt nun ihre Version der Geschichte: Der angegriffene 23-Jährige aus der Polizeimeldung sei rund drei Monate lang ein Gast in ihrer Bar gewesen. „Er und seine Freunde haben sich daneben benommen. Sie haben deswegen Hausverbot bekommen“, sagt sie. Die jungen Männer hätten „Frauen angemacht und rumgeschrien“. Nach dem Rauswurf habe der Mann gedroht, ihrem Lokal zu schaden. „Für mich war die Sache eigentlich erledigt gewesen“, sagt sie.

Der 23-Jährige hat definitiv Verletzungen

Auch wenn der Name des Lokals weder in der Zeitung noch in der ursprünglichen Polizeimeldung auftauchte, wird der Name der Bar in den sozialen Medien genannt und auf die Seite der Bar verlinkt. Seitdem hagelt es – teils ausländerfeindliche – Beschimpfungen, aber die Bar bekommt auch Rückendeckung von ihren überzeugten Anhängern.

Dass der 23-Jährige Verletzungen davongetragen hat, steht laut einem Polizeisprecher fest. Die Identität der Angreifer sei allerdings noch immer unklar. „Sollte er wirklich angegriffen worden sein, tut es mir natürlich leid für ihn, das ganze Team wünscht ihm Genesung“, sagt die Barbesitzerin. Sie beteuert aber, weder sie noch ihre Mitarbeiter seien an einer Attacke beteiligt gewesen. „Nur wegen eines Bildes im Internet würde ich so etwas nie machen“, sagt sie. Und Gäste, die aus falsch verstandener Loyalität zu ihrer Kneipe ausgetickt sind? „Das kann ich zu 95 Prozent ausschließen“, sagt sie.

Barbesitzerin will ihren Ruf retten

Die 33-Jährige weiß um den zweifelhaften Ruf von Shisha-Bars. „Aber schwarze Schafe gibt es doch in jeder Branche“, sagt sie. Ihr Lokal sei eine Vorzeigebar: „Hierher kommt niemand, der auf Stress aus ist. Unser Publikum sind Lehrer, Frisörmeister, Polizisten. Auch Frauen, die alleine herkommen, können sich hier wohlfühlen.“ Sie selbst sei eine zweifache Mutter – „und ich kann ein sauberes Polizeiführungszeugnis nachweisen“. Nachdem die Meldung von dem Angriff hohe Wellen geschlagen habe und sie von den Ermittlern nichts gehört habe, sei sie von sich aus zur Polizei gegangen. Sie sieht sich von dem 23-Jährigen verleumdet und will deswegen nun selbst Anzeige erstatten.

Die Polizei ermittelt nun in dem Fall weiter. Ein Streit im Hintergrund zwischen den beiden Parteien sei „durchaus möglich“, so ein Sprecher.