Landesgesundheitsminister Manfred Lucha lässt die Kritik des Bundes nicht auf sich sitzen – und verteidigt die Corona-Impfstrategie in Baden-Württemberg.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Stuttgart - Der Zoff der Gesundheitsminister geht in die nächste Runde: Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) erneuert die Kritik an der Impfstoffverteilung der Regierung. Sein Vorwurf an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU): Das Land bekomme zu wenig Vakzine im Kampf gegen die Coronapandemie geliefert.

 

In einer Mitteilung des Landesgesundheitsministeriums von Samstag heißt es, dass Spahn im März zugesichert habe, dass die Zahl der verfügbaren Impfdosen bereits im April die maximalen Kapazitäten in den Impfzentren übersteigen werde. „Das Gegenteil ist der Fall“, sagt Lucha, die Impfzentren agierten noch immer weit unter ihren Möglichkeiten. „Ersttermine können kaum noch vergeben werden, weil die ins Land gelieferten Impfdosen für die Zweitimpfungen gebraucht werden.“ In Baden-Württemberg liege „kein Impfstoff rum“. Man verteile die Vakzine gezielt an Zentren und mobile Impfteams.

Laut Lucha brauchten die Menschen „keine Diskussionen um Verantwortlichkeiten“. Es gehe darum, die Impfkampagne über den Sommer am Laufen zu halten. „Wir garantieren, dass wir den Impfstoff sofort verteilen werden.“

Spahn weist Kritik zurück

Jens Spahn hatte die Kritik an der Impfstofflieferung im Interview mit unserer Redaktion (Plus) zurückgewiesen. Laut Spahn hat sich die Regierung an die vereinbarten Lieferungen gehalten. „Wie viel davon wann an welches Impfzentrum im Land geht, das entscheidet ganz allein Stuttgart“, sagt Spahn. Es gebe „durchaus noch Impfstoff in Baden-Württemberg, der bislang noch nicht den Weg zu Patientinnen und Patienten gefunden hat“.

Spahn äußerte sich zudem kritisch über die vorzeitige Aufhebung der Impfpriorisierung in Baden-Württemberg. Dort können sich auch Menschen in Arztpraxen gegen das Coronavirus impfen lassen, wenn sie nicht zu Risikogruppen gehören. Die Regierung plant den bundesweiten Wegfall der Priorisierung für den 7. Juni. Lucha müsse nun „mit den Folgen umgehen“, sagte Spahn.

Die Südwest-SPD fordert die beiden Gesundheitsminister unterdessen dazu auf weniger zu diskutieren und sich auf die Lösung der Impfstofffrage zu konzentrieren. SPD-Landeschef Andreas Stoch sagt, dass das „Schmierentheater“ für alle „unerträglich“ sei, die seit Wochen auf einen Impftermin warten. Die beiden Gesundheitsminister „wären gut beraten, weniger zu schwätzen und einfach mal zu machen“.