Der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till möchte die Burg auf dem Hohenstaufen anstrahlen lassen. Bei Naturschützern löst er damit „blankes Entsetzen“ aus.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Die von Oberbürgermeister Guido Till ins Spiel gebrachte nächtliche Beleuchtung der Ruine auf dem Hohenstaufen stößt bei Naturschützern auf kategorische Ablehnung. Das wäre ein „horrender Eingriff“, sagte der Vorsitzende des Göppinger Nabu, Wolfgang Rapp. Er warne vor einer Verrummelung des Berges. In einer Mitteilung des Nabu heißt es, die Pläne hätten im Vorstand „blankes Entsetzen“ ausgelöst. „Dieser Eingriff in die Natur, zudem in einem Schutzgebiet, kann vom Nabu nicht hingenommen werden.“

 

Der Bereich um die Spielburg ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Der eigentliche Gipfel mitsamt der Ruine steht unter Landschaftsschutz. Eine nächtliche Beleuchtung bringe gravierende Gefahren für Nachtschmetterlinge, Fledermäuse, Eulen und andere nachtaktive Tiere, sagte Rapp. Die Pläne seien „total kontraproduktiv“ zum erklärten Ziel, die biologische Vielfalt auf dem Berg zu erhalten und seien zudem eine Energieverschwendung.

Auch beim Land ist man überrascht

Till hatte beim großen Sommerfest zum 60-jährigen Landesjubiläum auf dem Hohenstaufen am 15. Juli im Beisein von Landesfinanzminister Nils Schmid (SPD) und zahlreichen Bürgern angekündigt, er wolle damit fortfahren, den Hohenstaufen touristisch attraktiver zu machen. Eine Beleuchtung der Ruine hatte der OB „als nächsten Schritt“ angekündigt.

Die Naturschützer fühlten sich durch diese Ankündigung völlig überfahren, sagte Rapp. Schließlich sei gerade erst die Einrichtung einer Arbeitsgruppe beschlossen worden, bei der sich Vertreter von Stadt und Land mit Naturschützern, Touristikern und Wanderfreunden gemeinsam Gedanken über die Fortentwicklung des Göppinger Hausbergs machen wollten. Auch beim Referat „Schlösser und Gärten“, das beim Land den 684 Meter hohen Kaiserberg verwaltet, zeigte man sich überrascht. Man müsse über den Vorschlag des OB reden, sagte die Referatsleiterin Cornelia Ruppert. Die geplante Arbeitsgruppe, die voraussichtlich noch im Herbst zusammenkommen werde, sei dafür ein geeigneter Ort.„Ich weiß aber nicht, ob der Vorschlag wirklich weiterführend ist.“

Keine Flakbeleuchtung

Till reagierte mit Unverständnis auf die Vorbehalte. „Wir wollen ja keine Flakbeleuchtung“, erklärte er gegenüber der StZ. Dafür reiche die Stromversorgung auf dem Berg auch gar nicht aus. Sonst müsse, sobald die Lichter angeknipst würden, die Küche in der neu eröffneten Berggaststätte kalt bleiben. Er denke lediglich an eine stimmungsvolle Aufhellung per LED. Ein Architekt aus dem Stadtbauamt erarbeite dazu ein Konzept. „Alles andere hat ja auch keinen Sinn“, sagte Till. Schließlich könne man die Reste der Stauferruine von Weitem ohnehin nicht sehen.

Allerdings ist auch Andreas Schweikert, dessen Eventagentur Saltico die Berggaststätte betreibt, zurückhaltend. Zwar könne man eine solche „Illumination ganz toll machen“, wie man dies an der Göppinger Oberhofenkirche sehen könne. „Ich bin mir aber nicht sicher, ob das beim Naturschutz gut ankommt.“ Eine vorsichtige Fortentwicklung des Tourismuskonzepts sei allerdings sinnvoll. Schließlich stelle das stark schwankende Gästeaufkommen für den Betrieb der Gastwirtschaft weiterhin ein Problem dar. „An schönen Wochenenden werden wir überrannt, und ein andermal kommt niemand.“ Er habe deshalb die Idee entwickelt, Chöre donnerstags zur Singstunde auf den Berg zu bitten. Außerdem plane er einen Vorstoß, freitags Seniorenfahrten auf den Berg anzubieten. Darüber könnte es allerdings den nächsten Streit geben. Denn bisher bestehen die Naturschützer darauf, dass der Gipfel nur zu Fuß erklommen werden darf.

Kommentar: Zappenduster

Göppingen - Still ruht der Berg. Doch im Sommer wird es plötzlich geschäftig auf dem Hohenstaufen. Dann entdeckt auch der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till seinen Hausberg. Vor zwei Jahren war es die Idee, die legendäre Burg wieder aufzubauen. Außer ihm, dem Leiter der hiesigen Lokalzeitungsredaktion und einer chinesischen Firma, die sogleich den Kostenvoranschlag für einen Nachbau aus Plastik schickte, konnte sich aber niemand für den Vorschlag erwärmen. Nicht viel besser war es vergangenes Jahr, als Till den Bau eines Aussichtsturms ins Spiel brachte. Wochenlang erhitzten sich die Gemüter, bis der Turm wieder in der Schublade verschwand.

Nun richtet der wahlkämpfende OB erneut den Spot auf den Kaiserberg und bringt mit der Ankündigung, die Mauerreste anstrahlen zu lassen, grelles Licht ins diesjährige Sommerloch. Tills Idee ist dabei durchaus diskussionswürdig. Doch die Vorgehensweise, die Ruinenbeleuchtung öffentlich als beschlossene Sache zu verkünden, obwohl er gerade erst die Gründung eines Arbeitskreises vereinbart hat, in dem solche Dinge besprochen werden sollen, zeugt von wenig Geschick. Kein Wunder also, dass es bei den Naturschützern zappenduster wird. So dürfte auch die Ruine im Dunkeln bleiben.