Deutschland, Italien und Frankreich forcieren eine Schließung der Skigebiete bis 10. Januar. Österreich und die Schweiz sehen das anders.

Stuttgart - Soll das Skifahren in Pandemiezeiten verboten werden? Frankreich hat darauf eine kuriose Antwort gefunden. Die französischen Skigebiete können in den Weihnachtsferien öffnen, die Skilifte bleiben allerdings geschlossen: Das hat Frankreichs Regierungschef Jean Castex am Donnerstag in einer Pressekonferenz zur geplanten Lockerung der Corona-Auflagen klargestellt. Auch Restaurants und Bars in den Skigebieten bleiben in Frankreich bis mindestens zum 20. Januar geschlossen. Damit könne jeder „von der frischen Luft in unseren schönen Bergen profitieren“, sagte Castex. Präsident Emmanuel Macron hatte am Dienstag noch betont, eine Öffnung der Skigebiete an den Feiertagen erscheine ihm „unmöglich“. Frankreich verhandelt derzeit mit Deutschland und anderen EU-Staaten über eine gemeinsame Linie der Alpenländer. Die EU-Kommission hat bereits erklärt, die Entscheidung den Mitgliedsstaaten überlassen zu wollen. In Rede steht die Schließung bis 10. Januar. Auch Italien plädiert dafür.

 

Österreich präsentiert sein Sicherheitskonzept

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich in einer Regierungserklärung zum Thema Skiurlaub geäußert. Sie forderte, alle Skigebiete in Europa zu schließen, um einer Explosion der Neuinfektionen entgegenzuwirken. „Wir werden uns in Europa um eine Abstimmung bemühen, ob wir alle Skigebiete schließen könnten. Es sieht leider nicht so aus, wenn man die österreichischen Verlautbarungen hört, dass uns das so einfach gelingen könnte, aber wir werden es noch einmal versuchen“.

Tatsächlich hatte die österreichische Tourismusministerin Elisabeth Köstinger den Vorschlag des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) vom Mittwoch, Skigebiete wegen der Corona-Pandemie zu schließen, zurückgewiesen. „Ich kann den Vorstößen nichts abgewinnen“, sagte Köstinger. „Winterurlaub in Österreich wird sicher sein. Unsere Betriebe haben bereits umfassende Sicherheitskonzepte für den Skiurlaub.“ Après-Ski werde es aber nicht geben.

Söder war, wie so oft, einer der ersten Politiker bei diesem Thema. Vielleicht auch unter dem Eindruck der Bilder von der ersten Skieröffnung am Gletscher Hintertux Ende Oktober, auf denen Menschenschlangen vor einem Skilift und an Bushaltestellen zu sehen waren, will Söder ein zweites Ischgl vermeiden. „Tourismus und Gastronomie sind nicht für die hohen Infektionszahlen verantwortlich, die Branche hat ihre Hausaufgaben gemacht und bietet einen sicheren Rahmen“, betonte Köstinger. So sei das größte präventive Testprogramm für Mitarbeiter aufgelegt worden. Bisher seien bereits 500 000 Tests vorgenommen worden. Ebenso gebe es strenge Regeln für Liftbetreiber, erklärte Köstinger.

Söder gibt einmal mehr den harten Hund

Tourismusvertreter betonten, die Weihnachtsferien gehörten zu den wichtigsten Zeiten der Saison. „Für den Tourismus hätte eine Schließung fatale Folgen“, sagte der Tourismusdirektor der Gemeinde Bad Hindelang, Maximilian Hillmeier. „Wintertourismus ohne Bergbahnen funktioniert nicht.“

Bayerns Regierung zog gestern die Zügel weiter an: Wintersportler und andere Tagestouristen, die auch nur kurz in ein Risikogebiet im Ausland reisen, sollen in Bayern künftig verpflichtend in Quarantäne müssen. Eine Ausnahmeregelung für Aufenthalte unter 24 Stunden soll nur noch bei Vorliegen triftiger Gründe gelten, insbesondere Arbeit, Schule, Arztbesuch.

Für die Schweiz ist eine Schließung der Skigebiete in diesem Winter kein Thema. „In der Schweiz sind Bundesrat, Behörden und die Tourismusbranche überzeugt, dass der Schweizer Weg – für den Moment – richtig ist und die Wintersaison sicher stattfinden kann“, sagte Markus Berger, Sprecher von Schweiz Tourismus.