Wegen Halloumi: Nikosias Parlament lehnt die Ratifizierung des EU-Abkommens mit Kanada ab.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Matthias Schmidt (mas)

Stuttgart - Seit fast drei Jahren läuft der Handel zwischen Kanada und der EU nach den Regeln des Ceta-Abkommens ab. Offiziell besiegelt ist der Freihandelsvertrag jedoch noch nicht. Alle EU-Staaten müssen die im Jahr 2017 nur vorläufig in Kraft getretene Vereinbarung ratifizieren, in vielen Ländern steht das Votum noch aus. Zuletzt hat nun Zypern einen Bremsklotz eingebaut. Die Ceta-Regeln böten nicht genügend Schutz für den zyprischen Käse Halloumi, so die Begründung. Mit 37 zu 18 Stimmen verweigerte das Parlament in Nikosia sein Plazet.

 

Es nicht der einzige Kampf, den Zypern in Sachen Halloumi austrägt. Der Käse, der aus Kuh- und Schafs- oder Ziegenmilch hergestellt wird, ist Zyperns Exportlebensmittel Nummer eins, noch vor der Kartoffel. Pro Jahr bringt Halloumi im Ausland mehr als 200 Million Euro an Einnahmen. Zuhause vielfach geschätzt als Begleiter von Omelett oder Spiegelei zum Frühstück wie auch im Salat und als Begleiter der Honigmelone, ist Halloumi andernorts vor allem als fleischlose Alternative beim Grillen gefragt. Der große Vorteil auf dem Rost besteht darin, dass der quietschfeste Käse beim Erhitzen nicht zerfließt.

80 Gerichtsverfahren allein in England

Der Erfolg zieht jedoch Nachahmer an, gegen die eine eigens gegründete Stiftung zum Schutz des Halloumi juristisch angeht. Allein in England seien 80 Gerichtsverfahren anhängig, berichtet die zyprische Wochenzeitung „Financial Mirror“, zuletzt ging es gegen ungarische und bulgarische Konkurrenten. Der Vertrieb von „BBQloumi“ aber konnte nicht gestoppt werden. Das Vorhaben, Halloumi als Herkunftsbezeichnung schützen zu lassen, läuft ebenfalls nicht reibungslos: Zyprische Bauern lehnen das Vorhaben der Regierung ab, den Anteil von Schafs- beziehungsweise Ziegenmilch auf 51 Prozent zu erhöhen.

Nikosia wird nun versuchen, einige Schutzbestimmungen für zyprische Produkte im Rahmen von Ceta nachzuverhandeln und dann erneut abstimmen lassen. Aber auch in anderen Ländern sind noch Hürden zu nehmen. In Deutschland kämpft die Partei Die Linke per Organstreitverfahren beim Verfassungsgericht gegen Unterzeichnung und vorläufige Anwendung von Ceta. Das Verfahren soll dieses Jahr beginnen.