In dem Cannstatter Gymnasium ist Sport nur eingeschränkt möglich. Das soll nach den Plänen der Stadt auch so bleiben. Die Schule wehrt sich.

Stuttgart - Wenn zehn Leute hier spielen, sitzen 20 Leute auf der Bank.“ Mit diesen Worten hat Christina Skoda, Sportlehrerin am Gottlieb-Daimler-Gymnasium (GDG) in Bad Cannstatt, die Situation in der sanierungsbedürftigen Sporthalle umrissen. Ihr Kollege Christian Rieger ergänzt: „Volleyball vier gegen vier kann ich meinen Abiturienten gar nicht anbieten, weil das Feld zu klein ist.“ Handball sei ganz unmöglich. Weil die Sportstätten am GDG nicht nur von Anfang an zu klein ausgelegt wurden, sondern auch von der Kapazität her für die rund 700 Schüler bei weitem nicht ausreichen, müssen diese auf vier weitere Sportstätten ausweichen: Elly, Schwimmbäder, Haus des Sports.

 

Schulleiterin: der Neubau muss kommen

Das soll nach den Plänen der Stadtverwaltung auch künftig so bleiben, da das Neubauvorhaben überraschend gekippt wurde. Nun hat die Schulleiterin Verena König Kommunalpolitiker und Elternvertreter zum Ortstermin eingeladen. Sie erklärt, weshalb der Neubau doch kommen müsse. „Selbst wenn sie die Sporthalle sanieren, wird sie nicht normgerecht, sondern sie bleibt alt und zu klein“, sagt Verena König. „So kann man keinen Sportunterricht machen.“ Denn weder die um 100 Quadratmeter zu kleine Einfeldhalle noch die für fast alle Sportarten ungeeignete, weil noch kleinere Gymnastikhalle seien behindertengerecht, es fehlten Toiletten und Duschen. „Aber das ist in der Machbarkeitsstudie gar nicht geprüft worden“, sagt Verena König. Denn diese zielte darauf ab, die fehlenden Sanitäranlagen sowie den behindertengerechten Zugang in dem mit 2,6 Millionen Euro veranschlagten Sporthallen-Neubau unterzubringen.

Doch den hat die Stadtverwaltung gestrichen, weil der Gemeinderat bereits an der Eichendorffschule eine größere Sporthalle beschlossen habe und somit auch im Blick auf das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium insgesamt der Bedarf an Sportstätten in diesem Bezirk erfüllt sei. Doch diese Berechnung zweifeln die Schulen an.

Lehrer brauchen Auto für Schulsport

Hinzu komme, dass durch die Pendelei viel Zeit verloren werde. „Meine 90 Minuten Sport schrumpfen auf unter 45 Minuten“, berichtet Christina Skoda. Dabei müssten Schüler und Lehrer schon die Pausen zum Pendeln nutzen. „Wir haben Probleme, unseren Bildungsplan überhaupt durchzuziehen.“ Verena König ergänzt: „Ohne Auto kann man an unserer Schule keinen Sport unterrichten.“ Denn wie sollten die Lehrer sonst Bälle und andere Sportgeräte transportieren? Manche Lehrer nutzten nur deshalb einen Pkw.

Doch gegeneinander ausspielen lassen wollen sich die Schulen nicht, so König. Ihr sei bereits gesagt worden: „Wenn Sie die richtigen Eltern hätten, wie im Wagenburg-Gymnasium, dann hätten Sie Ihre neue Sporthalle.“ Wie berichtet, ist es diesem Gymnasium gelungen, die geplante, aber von der Schule nicht gewollte Teilauslagerung an den Stöckach zu verhindern und im Gemeinderat die teurere Containerlösung für die Zeit während der Schulsanierung durchzusetzen – allerdings müssen andere Schulen dafür nun eben länger auf ihre Sanierung warten.

Der SPD-Stadtrat Hans Pfeiffer und sein Ratskollege Christoph Ozasek (SÖS-Linke-Plus) zeigten sich beim Ortstermin am GDG von den Argumenten der Schule für eine neue Sporthalle überzeugt und kündigten an, auch im Gemeinderat entsprechend abzustimmen. Sobald die Halle gebaut sei, könne dann die alte Halle saniert werden. „Wir sind immer nur von der normgerechten Halle ausgegangen“, so Pfeiffer. Von einer wettkampfgerechten Halle für das GDG mit seinem Sportprofil habe sie sich ohnehin schon verabschiedet, so König. Beim Blick in den Gymnastikraum im Untergeschoss meint Pfeiffer: „Der eignet sich für einen Stuhlkreis.“ König sagt: „Auch dieser Raum ist jeden Tag bis 22 Uhr belegt.“ Denn nach der Schule nutzen die Vereine ihn.

Die Schulleiterin gibt außerdem zu bedenken, dass der Platz für eine neue Sporthalle auf dem Außengelände des GDG ja vorhanden sei, die Planungsmittel im Doppelhaushalt drin seien und auch die Machbarkeitsstudie vorliege – und die habe ja auch Geld gekostet. Zudem könne sich die Stadt dann den mit 140 000 Euro veranschlagten Bustransport der Schüler während der zweijährigen Sanierung sparen.

Wie berichtet, hatte die Schul- und Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) im Schulbeirat viel Gegenwind für die Abkehr vom Neubau erhalten, auch von ihren Parteigenossen. Am Mittwoch berät der Bezirksbeirat, am 12. April der Verwaltungsausschuss und am 13. April entscheidet der Gemeinderat.