Am Freitag wollte OB Frank Nopper (CDU) den Künstler Peter Lenk auf dem Stockholmer Platz davon überzeugen, dass dieser Standort geeignet sei für die S-21-Skulptur. Warum der Rathauschef das Treffen platzen ließ, erklärt er unserer Zeitung.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Dass Peter Lenk, der Bildhauer vom Bodensee, an diesem Freitag nach Stuttgart fährt, steht schon lange fest – im Robert-Bosch-Krankenhaus hat er einen Impftermin. Im Anschluss wollte er OB Frank Nopper (CDU) im Stuttgarter Europaviertel treffen, wo, wie die Stadt findet, Lenks umstrittene Skulptur zu Stuttgart 21 dauerhaft aufgestellt werden sollte. Vor dem Stadtpalais soll das neun Meter hohe Werk, auf dem Winfried Kretschmann mit ICE-Zügen statt mit einer Schlange kämpft, Ende Juni abgebaut werden. Am Donnerstagnachmittag aber ließ der Rathauschef den Vor-Ort-Termin kurzfristig absagen.

 

Fans der Satire-Kunst fragen nun: Fürchtet Nopper, vom Künstler vorgeführt zu werden? Schließlich hatte dieser die Medien über den wohl finalen, eigentlich privat geplanten Termin informiert. „Nein, ich fürchte mich vor Herrn Lenk nicht“, erklärt der OB am Abend. Die öffentliche Debatte über den künftigen Standort der Leihgabe habe nun aber Dimensionen angenommen, sodass man die Angelegenheit politisch klären müsse – ein Fall für den Gemeinderat soll Peter Lenk nun werden.

Verwaltungsausschuss befasst sich mit der Skulptur

Kulturamtschef Marc Gegenfurtner rief am Donnerstag gegen 16 Uhr bei Peter Lenk in Bodman an, um ihn darüber zu informieren, dass sein Chef Frank Nopper ein persönliches Treffen mit dem Künstler am Freitag nicht mehr für sinnvoll halte. Stattdessen soll über den Verbleib von Lenks Leihgabe am kommenden Mittwoch um 8 Uhr im Verwaltungsausschuss beraten werden. Im Einvernehmen mit allen Fraktionschefs, so ist aus dem Rathaus zu hören, habe Nopper beschlossen, die Thematik öffentlich zu beraten. Der OB bleibt bei seiner Einstellung, dass er sich das Werk für Stuttgart wünscht, versichert er gegenüber unserer Zeitung. Zu der Aussprache ist der Bildhauer eingeladen – die Stadt zahlt ihm eine Hotelübernachtung, damit er nicht mitten in der Nacht am Bodensee losfahren muss.

Neuer Vorschlag für möglichen Standort

Gegenüber unserer Zeitung erklärte Peter Lenk am Donnerstag, der Standort am Stockholmer Platz komme für ihn nicht in Frage, da ein Kunstwerk in die Umgebung passen müsse. Wesentlicher Bestandteil seiner Skulptur seien Putten, die zum Stadtpalais, dem historischen Wilhelmspalais, passen würden, nicht aber zur modernen Architektur im Europaviertel, wo man den Bahnhof obendrein gar nicht sehen könne.

„Der Vorschlag der Stadt für das Europaviertel ist eine Finte“, poltert Lenk, „es war allen klar, dass meine Skulptur dort nicht passt.“ Zu einem Kompromiss sei er sehr wohl bereit. Seine Satire-Kunst könne er sich an der Stelle der Werbesäule beim Stadtpalais vorstellen. Dieser Vorschlag stammt von Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne). Erneut schoss er gegen Stadtpalais-Chef Torben Giese, dem eine Party in der Reihe „Stuttgart am Meer“ mit marinierten Steaks wichtiger sei als die Auseinandersetzung mit Stuttgart 21. Ein Stuttgarter Wirt habe sich bei ihm bereits gemeldet, der verärgert sei, dass das Museum mit Grill-Events der heimischen Gastronomie Konkurrenz mache und dass die Stadt dies auch noch bezuschusse.

Noch mehr Kulturschaffende melden sich zu Wort

Sollte das Rathaus auch den Platz der Werbesäule ablehnen, werde er die Skulptur zurück an den Bodensee holen. Zum geplatzten Termin von Nopper und Lenk erklärte das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 am Donnerstagnachmittag, dass weitere Kulturschaffende den Appell für den Verbleib des Kunstwerks am Stadtpalais unterzeichnet hätten. „Die von OB Nopper ins Gespräch gebrachten alternativen Orte in Stuttgart für die Skulptur werden von Peter Lenk mit guten Argumenten als unseriös abgelehnt“, heißt es in der Erklärung, „vor allem gibt es keinen einleuchtenden objektiven Grund, warum die Skulptur vor dem Stadtpalais abgebaut werden muss – zumal die Skulptur des letzten württembergischen Königs dort verbleiben soll.“ Unterschrieben haben unter anderem Wolfgang Kermer, der ehemalige Rektor der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste, der Grafiker Klaus Staeck, der Kabarettist und Calypso-Sänger Christian „Chako“ Habekost, der Autor Klaus Steinke, Träger des Landespreises für Heimatforschung, sowie der Flaneursalon-Veranstalter und Autor Joe Bauer.