Zwischen dem Verein ’s Höfle und Anwohnern stimmt es nicht mehr. Jetzt soll die Stadt den Streit schlichten.

S-Nord - Ein großes Grundstück mit alten Bäumen. Mittendrin eine ehemalige Schreinerei: Die früheren Eigentümer haben ’s Höfle, wie der gemeinnützige Verein an der Ecke Adolf-Fremd-Weg /Thomastraße liebevoll genannt wird, der Stadt in den 70er Jahren überlassen. Die hat es zunächst an den Bürgerverein Killesberg verpachtet. Später hat sich der Verein ’s Höfle gegründet und ist in den Pachtvertrag eingestiegen.

 

Der Verein bietet Workshops, Mal- und Tanzkurse, Kinderturnen, Yoga und vieles mehr auch für Nicht-Vereinsmitglieder an. „Wir sind ein offenes Haus“, erklärt der Vereinsvorsitzende Jürgen Erlewein. Und auf der Website des Vereins ist zu lesen, dass der Verein für alle Killesberger und andere Interessierte einen kreativen Rahmen bieten will.

Beide Seiten nehmen für sich Kompromissbereitschaft in Anspruch

Diese Offenheit aber ist genau der Punkt, an dem sich die Kritik einiger Nachbarn entzündet. Ihnen ist der Verein zu offen und das Programm zu vielseitig. Grundlage ihrer Kritik ist, dass die Nutzung des Areals durch den Verein lediglich geduldet ist. Denn laut Bebauungsplan ist das Wohnviertel beim Höhenpark Killesberg ein reines Wohngebiet, und auch die Schreinerei hätte es dort nicht geben dürfen. Der Verein sollte ursprünglich als reiner Nachbarschaftsverein nur den Anwohnern vorbehalten sein. Davon, so die Nachbarn, die namentlich nicht genannt werden möchten, könne nicht mehr die Rede sein. Die Vorwürfe: zu laut, Veranstaltungen bis weit in den Abend hinein, zu viel Parksuchverkehr und zu viele Veranstaltungen auch an den Wochenenden – und das seit Jahren.

Da es trotz aller Kompromissbereitschaft seitens der Anwohner bislang nicht gelungen sei, mit dem Vorstand eine akzeptable Nutzungsvereinbarung hinzubekommen, haben die Nachbarn jetzt dem Amt für Liegenschaften und Wohnen den Vorschlag unterbreitet, den Verein zu übernehmen.

Der Verein empfindet das Übernahmeangebot als Schlag ins Gesicht. Denn auch er nimmt für sich in Anspruch, immer gesprächs- und kompromissbereit gewesen zu sein. Und mittlerweile sieht auch der Vorstand keine andere Lösung mehr, als den Konflikt durch ein Machtwort von Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann zu lösen, der auch für die städtischen Liegenschaften zuständig ist. „Wir waren und sind bereit, einer Nutzungsvereinbarung zuzustimmen – unter der Voraussetzung, dass sie zumutbar ist“, sagt Erlewein. Doch zumutbar seien die Forderungen bislang nicht gewesen. Erlewein: „Die Veranstaltungen sollten um 18 Uhr enden. Das schließt die Teilnahme von Berufstätigen aus. Außerdem sollten zwei Anwohner mit entscheiden können, ob eine Veranstaltung ins Programm aufgenommen werden darf.“ Er befürchtet, dass die Nachbarn bei einem Vetorecht Veranstaltungen blockieren. Sein Vorschlag: Kursbetrieb bis 21 Uhr und eine Einschränkung der Veranstaltungen am Wochenende. Länger als bis 21 Uhr dauerten die Kurse auch jetzt nicht. Und die Lautstärke könne so schlimm nicht sein, da das Vereinsgebäude schalldichte Fenster habe.

Bisherige Befriedungsversuche sind gescheitert

Unter seiner und der Federführung seiner Vorstandskollegin Anna Butters hat sich die Mitgliederzahl von 50 auf 98 fast verdoppelt. Einst in den roten Zahlen, steht der Verein mit 3000 Euro Kapital finanziell wieder auf festen Beinen. „Wir konnten den Boden neu verlegen und können die Heizung erneuern, wenn die demnächst den Geist aufgibt“, versichert Butters und stellt fest, dass der Verein schon aus finanziellen Gründen auf eine bestimmte Zahl an Kursen sowie an Teilnehmern und Mitgliedern angewiesen ist. „Die sollen“, ergänzt Erlewein, „laut unseren Statuten den Verein fußläufig erreichen können.“ Mit dem Fahrrad zu kommen sei aber auch in Ordnung. Und wenn jemand von weiter her komme, werde er auch nicht weggeschickt. Für den Parksuchverkehr am Wochenende machen er und Butters vor allem die Besucher des Höhenparks verantwortlich.

Ob sich die Situation mit Hilfe der Stadtverwaltung befrieden lässt? Bezirksvorsteherin Sabine Mezger ist skeptisch. Sowohl die Bemühungen ihrer Vorgängerin wie auch ihre eigenen seien gescheitert. „Ich habe auf Granit gebissen“, sagt sie. Im übrigen möchte sie sich nicht zum Thema äußern, da auch sie Anwohnerin ist. Sie hofft aber, dass bei dem geplanten Gespräch aller Beteiligten mit dem Liegenschaftsamt und dem Finanzbürgermeister eine Lösung gefunden und zu einem respektvollen Umgang miteinander zurückgekehrt wird.

Thomas Zügel, der Leiter des Amts für Liegenschaften und Wohnen, erklärt, dass es drei Lösungsvarianten gibt: Entweder einigen sich die Parteien auf Nutzungsbedingungen. Oder die Nachbarn übernehmen und führen die Arbeit des Vereins fort. Und die von allen Beteiligten am wenigsten gewollte Lösung: Das Vereinseinheim wird abgerissen, und das Areal liegt brach. Dass die Grünschneise dann zugebaut wird, sei nicht zu befürchten. Zügel: Dafür muss der Bebauungsplan geändert. werden. Das wird wegen einer Briefmarke nicht gemacht.“ Außerdem sei ein ähnlicher Plan schon mal verworfen worden.