Trumps Ex-Chefstratege Steve Bannon wirbt in Rom für sein Netzwerk „The Movement“. Was auffällt: So gerne sich Bannon mit den Größen der europäischen Rechten schmückt, so wenig scheinen diese mit ihm in Verbindung gebracht werden zu wollen.

Rom - Vier Personenschützer sichern den Raum, in dem sich die internationale Presse in Rom versammelt hat. Steve Bannon, Ex-Chefstratege von US-Präsident Donald Trump, hat seinen eigenen Dolmetscher mitgebracht, um sich den Fragen der Journalisten zu stellen. Benjamin Harnwell übernimmt an diesem Tag die Rolle des Übersetzers vom Englischen ins Italienische. Der Brite verwaltet das neuste Projekt Bannons in Italien.

 

In einem Kloster in den Bergen, etwa 100 Kilometer südöstlich von Rom, soll eine Akademie entstehen, eine Art Kaderschmiede für Populisten. Harnwell ist Leiter des Dignitatis Humanae Institute, einer ultrakonservativen Einrichtung, die vergangenes Jahr eine Ausschreibung der damals noch linken Regierung gewann, und damit die Anlage von Trisulti in Collepardo für die nächsten 19 Jahre für eine Jahresmiete von 100 000 Euro betreiben darf. Ob es je so weit kommen wird, bezweifeln in Italien derzeit einige. Nach Protesten von Anwohnern soll nun geprüft werden, ob die Ausschreibung korrekt verlief und ob die von Bannon und Harnwell angestrebte Nutzung überhaupt rechtens ist.

Le Pen hält sich mit öffentlichen Sympathiebekundungen zurück

Doch derzeit ist Bannon (65) in Rom, um sein anderes Projekt, genannt The Movement (auf Deutsch: Die Bewegung) voranzutreiben – ein Netzwerk, das rechten Parteien bei der Europawahl Ende Mai Auftrieb geben soll. Mehrere Tage ist Bannon in Italiens Hauptstadt, getroffen habe er sich in dieser Zeit bereits mit „Vertretern von acht bis zehn Parteien“, unter anderem von der Alternative für Deutschland (AfD). Ein Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion sagte dazu unserer Zeitung, dass das Treffen mit dem Abgeordneten Petr Bystron stattfand. „Die Fraktion und der Bundesverband stehen in keiner Verbindung zu Steve Bannon, aber einzige Abgeordnete können sich natürlich mit ihm treffen, wenn sie das wollen.“

Wenig später fällt während der Pressekonferenz erneut der Name der deutschen Partei, wenn es um diejenigen geht, die Teil von The Movement sind: Neben der AfD zählt Bannon auch die italienische Lega von Innenminister Matteo Salvini, die Fidesz-Partei von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán und den Rassemblement National von Marine Le Pen in Frankreich auf. Salvini hat kein Problem mit der Nähe zu Bannon, Le Pen hält sich dagegen mit öffentlichen Sympathiebekundungen zurück.

Wer ist also wirklich Teil der Bannon’schen „Bewegung“?

So gerne sich Bannon mit den Größen der europäischen Rechten schmückt, so wenig scheinen diese mit ihm in Verbindung gebracht werden zu wollen. Wer ist also wirklich Teil der Bannon’schen „Bewegung“? Eine Internetseite, auf der man solche Informationen nachlesen könnte, gibt es nicht. Bannon beschwichtigt: The Movement sei nichts Formales. „Man unterschreibt kein Dokument, es ist mehr ein informeller Club.“ Es gebe lediglich Dinnereinladungen, Meetings und Ratschläge in Sachen Multimediawahlkampf. Man habe sich schließlich auch mit den Wahlgesetzen der einzelnen Ländern auseinandergesetzt.

Im deutschen Parteiengesetz ist zum Beispiel geregelt, dass Parteien Spenden aus dem Ausland nicht annehmen dürfen – mit wenigen Ausnahmen, unter die eine Wahlkampfhilfe durch Bannon nicht fallen würde. Der 65-Jährige muss also andere Wege finden. Anfang der Woche prophezeite er den rechtspopulistischen Parteien bei der Europawahl ein Wahlergebnis von „bis zu 50 Prozent“. In den aktuellen Umfragen liegen diese aktuell bei rund 20 Prozent. Seinen eigenen Anteil an dem prognostizierten Erfolg redete er am Dienstag klein. „Keine dieser Parteien braucht mich“, sagte er. „Ich tue für sie nur, was ich auch für Trump getan habe. Ich bin ihr Cheerleader, ich sage ihnen, dass sie es schaffen können.“ Auf welche Weise genau er die Rechten zu Höchstleistungen anfeuert, ließ er allerdings im Dunkeln.