Es ist ein sonniger Rekord: Photovoltaikanlagen haben am Pfingstwochenende erstmals eine Gesamtleistung von mehr als 20.000 Megawatt geliefert. Das belegen die Zahlen der Strombörse EEX.

Münster - Das sommerliche Wetter hat Deutschland zu Pfingsten zeitweise einen neuen Rekord bei der Sonnenstromproduktion beschert. Photovoltaikanlagen lieferten erstmals eine Gesamtleistung von über 20 000 Megawatt. Das belegen Zahlen der Strombörse EEX. „Wir gehen von 22 000 Megawatt aus. Das entspricht der Leistung von mehr als 20 Atomkraftwerken“, sagte der Direktor des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) in Münster, Norbert Allnoch der Deutschen Presse-Agentur. Nimmt man aber als Basis die neueren AKW-Typen entspricht dies eher der Leistung von 15 Meilern.

 

Während sich der Solarrekord auf einzelne Stunden am Mittag bezieht, sind Kern- oder Kohlekraftwerke grundlastfähig. Sie können rund um die Uhr feste Strommengen liefern und nicht einmalig bei idealen Bedingungen. Der Rekord wurde Freitag zwischen 12 und 13 Uhr erreicht. Aber auch am Samstagmittag ging es über 20 000 Megawatt. Bis Montag ging die Produktion dann etwas zurück und pendelte als Höchstwert zwischen 16 und 18 000 Megawatt.

Bestwerte in Deutschland

„Das ist ein Rekord. Es gibt kein anderes Land auf der Erde, in dem Solaranlagen mit einer Leistung von 20 000 Megawatt Strom produzieren“, sagte Allnoch. Der Ausbau der alternativen Energien habe zum Bestwert beigetragen, allerdings auch das frühsommerliche Wetter und der Sonnenstand. Genau ein Jahr früher, am 25. Mai 2011, hatten die Solaranlagen mittags nur 14 000 Megawatt geliefert. Allnoch betonte, dass deutsche Solaranlagen mittlerweile in der Lage seien, den Mehrbedarf in den besonders verbrauchsintensiven Mittagsstunden in großem Maße abzupuffern. „Es wird so häufig unterschätzt, dass die Sonne genau dann erhebliche Leistung bringt, wenn sie am meisten gebraucht wird: in den Spitzenzeiten am Mittag.“ Nachts lieferten konventionelle Quellen wie Atom und Braunkohle eine Grundlast von mindestens 32 000 Megawatt, erläuterte Allnoch.

Der Zuwachs der Sonnenstromproduktion in einem eher sonnenschwachen Land wie Deutschland hängt vor allem damit zusammen, dass hier bereits mehr als eine Million Solaranlagen installiert sind. Dank guter Förderbedingungen und zugleich eines Preisverfalls bei Modulen durch einen starken Konkurrenzdruck aus China, schrauben sich immer mehr Bürger Photovoltaikanlagen auf das Dach. Allein 2010 und 2011 wurden fast 15 000 Megawatt an neuen Anlagen installiert.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) drängt darauf, dass der Solarausbau stärker mit dem Netzausbau in Einklang gebracht werden muss. Denn sonst droht gerade bei viel Sonne die Zwangsabschaltung von Solarparks. Die Regierung will die Solarförderung um bis zu 30 Prozent kürzen, doch die Länder blockierten dies mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundesrat. Dadurch ist zu erwarten, dass die Kürzung abgeschwächt wird und somit der Solarboom anhalten könnte.

Den Energieversorgern werden die Preise verdorben

Besonders ostdeutsche Länder fürchten um ihre Solarindustrie. Nun soll bis zum Sommer im Vermittlungsausschuss von Bund und Ländern eine Lösung gefunden werden. Das Problem: Die Förderkosten zahlen die Bürger per Umlage über den Strompreis – zuletzt fielen bereits mehr als sieben Milliarden Euro pro Jahr nur für die Solarförderung an. Der bei der Installation der Anlage gültige Fördersatz wird über 20 Jahre garantiert. Zwar dämpft mehr Solarstrom die Preise an der Strombörse, immer höhere Förderkosten können aber zugleich den Strompreis für Bürger und Industrie weiter nach oben treiben. Den großen Energieversorgern verdirbt der Solarstrom die Preise, weil sie sonst mittags wegen eines hohen Verbrauchs Spitzenpreise erzielen konnten.