Das Energieunternehmen E-on schickt Mitarbeiter in die freiwillige Quarantäne, um die Stromversorgung während der Coronapandemie zu garantieren. Die EnBW sieht dafür derzeit keine Notwendigkeit.

Stuttgart - Der Vorstandschef des Essener Energiekonzerns E-on, Johannes Teyssen, verkündete Ende März nicht nur die Geschäftszahlen des vergangenen Jahres, sondern auch einen Schritt, der den Ernst der gegenwärtigen Lage unterstreicht. Mitarbeiter der Netzzentralen von E-on hätten sich zum Teil in eine Art freiwillige Quarantäne begeben, berichtete er. Die Kasernierung soll Infektionen von Personal mit dem Coronavirus verhindern. Denn die Fachkräfte sind laut Teyssen für die Strom-, Gas-, und Wärmeversorgung von 50 Millionen Haushalten zuständig.

 

Das baden-württembergische Energieunternehmen EnBW sieht derzeit keinen Anlass für eine Kasernierung von Mitarbeitern, heißt es in einer Stellungnahme. Das Unternehmen habe frühzeitig Vorsorge getroffen, um Ansteckungsketten unter den Mitarbeitern zu unterbrechen. Es verweist auch auf eine „Task Force“, also eine besondere Einsatzgruppe. Sie steht laut EnBW bereits seit Anfang Februar im engen Kontakt mit den Behörden und kann kurzfristig auf die aktuelle Lage reagieren.

Die EnBW gibt sich zuversichtlich

Das Unternehmen gibt sich überzeugt, dass alles Nötige getan wird. „Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine Anhaltspunkte dafür, dass es durch die Pandemie in unserem Verantwortungsbereich zu Störungen in der Energieversorgung kommt“, erklärt das Unternehmen. Genauer in die Karten schauen lässt es sich nicht. Während E-on öffentlich kommuniziert, dass sich der Energieversorger eine freiwillige Quarantäne von Mitarbeitern in seinen Atomkraftwerken vorbehält, erklärt die EnBW, sie mache keine gesonderten Angaben zu einzelnen Anlagen wie etwa dem Kernkraftwerk Neckarwestheim. „Wir haben insgesamt und so auch an den Kernkraftstandorten frühzeitig Vorsorgemaßnahmen ergriffen“, teilt die EnBW mit.

Auch Moritz Oehl, Sprecher der Stuttgart Netze GmbH, verbreitet Zuversicht in der Krise. Das Unternehmen der Stuttgarter Stadtwerke betreibt das circa 5400 Kilometer lange Stromnetz, wartet Kabelverteilerschränke, Umspannstationen und Umspannwerke und erweitert das Netz für die Elektromobilität oder neue Wohn- und Gewerbegebiete.

Stuttgart Netze fühlt sich vorbereitet

Derzeit führe die Stuttgart Netze GmbH alle Projekte fort, erklärt Oehl. Seit Mitte März gebe es neue Verhaltensregeln für Mitarbeiter, um das Infektionsrisiko zu minimieren, erläutert der Sprecher. Teamarbeit werde zum Beispiel, wenn möglich, alleine ausgeführt, schildert Oehl. „.Auf eine mögliche Zuspitzung der Infektionszahlen sind wir vorbereitet“, meint der Sprecher.

Ohnehin sieht Stuttgart Netze keinen Hinweis auf einen stärkeren Stromverbrauch seit der Verschärfung der Coronakrise Mitte März. „Im Bereich der Privathaushalte verzeichnen wir einen etwas höheren Verbrauch, da beispielsweise viele Mitarbeiter im Home Office arbeiten. Dieser Mehrverbrauch wiegt aber nicht die geringere Nachfrage bei Großkunden aus Gewerbe und Industrie auf. Auch die Absage von Veranstaltungen wie dem Frühlingsfest wirkt sich auf den Stromverbrauch aus“, sagt Oehl.

Wasserversorgung ist sicher

Ähnlich ist laut der EnBW-Tochter Netze BW auch die Lage beim Wasserverbrauch. Dieser sei vermutlich aufgrund der geringeren Zahl von einpendelnden Berufstätigen und Schülern leicht gesunken, meint der Sprecher Hans-Jörg Groscurth. Er sieht kein Risiko für trockene Leitungen in der Landeshauptstadt. „Die Trinkwasserversorgung für Stuttgart ist absolut sichergestellt“, meint Groscurth. „Wir haben für unsere Betriebsmannschaften speziell in der Wasser-Leitwarte frühzeitig Maßnahmen getroffen, durch die wir uns gut vorbereitet sehen“, erklärt er. Dazu zählten eine Minimierung der Kontakte der dortigen Mitarbeiter, zusätzliche Hygiene und die Trennung von Schichten und Teams, schildert er. Eine Kasernierung von Mitarbeitern sei „zum jetzigen Zeitpunkt“ nicht vorgesehen, betont Groscurth. Versorgungssicherheit gelte auch uneingeschränkt für die Gasversorgung, erklärt der Sprecher.

Die Stadt sieht gleichfalls kein Risiko für die Abwasseraufbereitung. Notfallpläne, um das Infektionsrisiko für das Personal von Klärwerken zu senken, seien bereits in Kraft gesetzt. Der Ausfall einer Kläranlage durch Verstopfung mit alternativ zum gern gehamsterten Klopapier genutzten Feuchttüchern wie jüngst im hessischen Mörfelden-Walldorf sei in Stuttgart nicht zu erwarten, erklärt ein Sprecher der Stadt.

Verstopfungen wurden minimiert

Das Problem mit Feuchttüchern im Abwassersystem bestehe schon länger, meint er. Es habe sich seit Beginn der Krise nicht verstärkt. „Durch eine breite Öffentlichkeitsarbeit und technischen Lösungen bei den Pumpen konnten wir die Verstopfungen in Kanälen und Pumpen etwas eindämmen“, teilt er mit.