Im Strümpfelbacher Bädle lösen die Fellbacher Wirtsleute Frank und Andrea Ellinger die zur Institution gewordenen Vorgänger ab – und bieten schwäbische Kost und Chicken-Curry.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Dass die Weinstube Burg in Fellbach auch ihre Schattenseiten hat, ist kein Geheimnis – und für den Gastronom Frank Ellinger und seine Frau Andrea ein altbekanntes Problem. Denn so schön es ist, sich in den Wintermonaten in die urig-schwäbische Gemütlichkeit zu kuscheln, so schmerzlich wird sowohl von den Gästen als auch von den Wirtsleuten im Sommer eine lauschige Gartenterrasse vermisst.

 

Weil die Außenbewirtschaftung fehlt in der Burg haben sich die Ellingers bereits in der Vergangenheit stets nach Events für die warme Jahreszeit umgesehen. Mal machten die Gastronomen beim Stuttgarter Weindorf mit, mal stellten sie eine Bude im Fellbacher Rathaushof auf, auch das Catering fürs Stadtwerke-Festival „Live im Park“ war eine willkommene Alternative zur sonst fehlenden Sommerfrische. Doch ein zuverlässiges zweites Standbein war das coronabedingt ohnehin jäh unterbrochene Veranstaltungscatering für die Wirtsleute nie – weshalb sie die Fühler ins Remstal ausgestreckt haben.

Ins Bädle gehen fast mehr Leute zum Essen als zum Schwimmen

Im Strümpfelbacher Freibädle nämlich ist vergangenen Sommer eine gastronomische Ära zu Ende gegangen. Mehr als drei Jahrzehnte lang hat Karle Maier den Kiosk in dem idyllisch gelegenen Bade-Kleinod betrieben, seine aus Thailand stammende Frau Gee wurde mit ihrer Küche aus Fernost zu einer weit über Weinstadt hinaus geschätzten Berühmtheit. „Ins Strümpfelbacher Bädle sind viele Leute nicht zum Schwimmen, sondern vor allem zum Essen gegangen – wir übrigens auch“, sagt der für die CDU in Fellbach im Gemeinderat sitzende Gastronom über den Kontakt zu den einstigen Pächtern.

Aus dem gelegentlichen Badbesuch erwuchs im Gespräch mit dem Kiosk-Unikat die Idee, die Weinstube Burg im Sommer zu schließen und von Mai bis Oktober den vor allem für den Mittagstisch bekannten Betrieb zu übernehmen. Am Samstag geht es los, der Saisonstart fürs Strümpfelbacher Bädle ist auch der Auftakt für Ellinger am Grill. Neben schwäbischen Klassikern von Fleischküchle bis zu Maultaschen soll es eine vernünftige Salatauswahl und eine Tageskarte mit kulinarischen Schmankerln geben. Geschmorte Ochsenbäckchen schweben dem gelernten Bäcker vor, Spargel mit Flädle könnte er sich vorstellen, am Eröffnungswochenende sind Göckele vom Grill geplant.

Handgemachte Frühlingsrollen und geschmorte Ochsenbäckle

Auch asiatisch angehauchte Kost soll im Strümpfelbacher Bädle künftig auf der Karte stehen. Andrea Ellinger kocht schließlich gerne auch selbst mit Curry und Chicken, im Austausch mit einer Bekannten hat sie nicht nur handgemachte Frühlingsrollen ausprobiert, sondern sich auch Tipps im Umgang mit Kokosmilch und Wok-Gemüse geholt.

Vor allem aber soll es im Strümpfelbacher Bädle künftig auch endlich so beliebte Freibadklassiker wie eine Wurst vom Grill und Pommes frites geben. Um heiße Kartoffelstäbchen hatte Vorgänger Karle Maier immer einen Bogen gemacht, weil beim Betrieb der gastrotauglichen Fritteuse offenbar die Stromversorgung in die Knie gegangen wäre.

Bei einer gastrotauglichen Fritteuse ging das Stromnetz in die Knie

Die Stadt Weinstadt hat beim Pächterwechsel zwar den Kiosk saniert, für 30 000 Euro wurden der Boden ausgewechselt, der Sanitärbereich verbessert und eine richtige Lüftung eingebaut. Für mehr reichte das Budget nicht, vor dem Verlegen einer stärkeren Leitung schreckte die Stadt zurück. Frank Ellinger freilich ließ sich nicht abschrecken, griff in die eigene Tasche und schaffte sich eine mit Gas betriebene Fritteuse an – das Wohl der Gäste soll im Strümpfelbacher Bädle schließlich nicht an den fehlenden Fritten scheitern.

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