Der Bezirksbeirat ringt dem Stadtplanungsamt weitere perspektivische „Fokusräume“ ab.

Stuttgart-Weilimdorf - Noch ein Projekt? Noch eine Offensive? Noch ein in irgendeine Zukunft weisender Entwurf? Vielleicht wieder eine „Vision“? Und dann passiert doch wieder nichts! So hätten sich geballte Fragezeichen und Skepsis nicht nur zu Beginn dieser „Sondersitzung“ des Bezirksbeirates sammeln lassen, die einzig diesem Thema galt: „Vorstellung des Entwurfs Strukturkonzept Nord“ durch Hermann-Lambert Oediger und Ulrich Dilger vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Das Duo hatte dann auch einige Mühe, dem Gremium die Plausibilität des Unterfangens deutlich zu machen.

 

Hintergrund des „ungewöhnlichen Planwerkes“ ist laut Oediger, „dass der Stuttgarter Norden angesichts des wirtschaftlichen Strukturwandels vor vielfältigen räumlichen Herausforderungen steht, die nicht an administrativen Grenzen Halt machen“. Wirtschaft, Wohnen, Freiraum sei der thematische Dreiklang, um einmal „losgelöst von Projekten nach Übermorgen zu schauen“, wofür er ein ganzes Fragengewitter los ließ: „Wo sind Schwerpunkträume? Wo spielt die Musik? Wo sind Herausforderungen oder Mängel? Wo wollen wir auch in Weilimdorf perspektivisch tätig werden?“

Weil es gelte, „nicht immer nur auf die Briefmarke zu schauen“, sollten laut Dilger für „jeden Stadtbezirk zwei Bereiche herauskristallisiert werden, mit denen man sich über einen längeren Zeitraum beschäftigt“. Den hatte Oediger mit 15 bis 20 Jahren benannt, und als sogenannte „Fokussräume“ für den Stadtbezirk präsentierte das Amt seine zwei Vorschläge: das Stadtzentrum mit der Revitalisierung des Löwen-Marktes samt Renaturierung des Lindenbaches bis zum zugehörigen See hinunter. Und als zweites eine echte Novität: Die Rückgewinnung der Solitudestraße als Allee und somit als „Achse der Identität von Schloss zu Schloss“.

Ein dritter Fokusbereich ist denkbar

Im Prinzip stimmte das Gremium den zwei Schwerpunktsetzungen zu, fand bei Punkt eins aber die Ausdehnung bis hinunter zum Lindenbachsee nicht überzeugend. Und sah zudem die Gefahr, dass etwa in „Stadtteilzentren konkret“ für den Löwen-Markt Beschlossenes wieder auf die lange Bank gerate und „in die Tonne getreten“ werde, wie Dieter Benz (SPD) es formulierte. Stark kritisierte Annkathrin Essig (Bündnis 90/Die Grünen), dass Hausen „nicht im Fokus ist“. Etwa hinsichtlich schlechter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr oder anstehender Nachverdichtungen und Wohnbauten-Erneuerung, „die wir zu verpennen drohen“.

Auch Semir Duman vom Jugendrat thematisierte Hausen, als er Weilimdorf „langweilig für Jungendliche“ nannte, was er für Hausen gleich noch auf das Jugendhaus mit „Null Aufenthaltsqualität“ ausdehnte. Andere mahnten an, das Walz-Areal und die dispart werdenden Teile des Industriegebietes ebenfalls planerisch in den Fokus zu nehmen.

Als das Duo darauf hinwies, dass nur zwei Fokusgebiete vorgesehen seien, gegebenfalls also mit den vorgeschlagenen getauscht werden müsste, wurde die Bezirksvorsteherin Ulrike Zich sehr nachdrücklich: „Wir tauschen nichts! Wir wollen das additiv! Und wir erwarten, dass beim Löwen-Markt jetzt etwas passiert. Das ist im Karton! Dafür haben wir bereits Geld.“

Das Gewerbegebiet und Hausen waren so die zwei Fokusgebiete „die wir zusätzlich wollen“, wie Benz die Meinung des Gremiums auf den Punkt brachte. Dilger konnte sich gar einen „dritten Fokus vorstellen“. Zich hielt fest: Der Auftrag sei, „neu hinzugekommene Räume planerisch zu vertiefen und das visuell darzustellen“.