Laut einer Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der Regierungsbeauftragten Ferda Ataman fehlen in Deutschland Beratungsstellen gegen Diskriminierung. Die Hintergründe.

Bundesweit mangelt es an Beratungsstellen für Menschen, die Diskriminierung erleben. Das zeigt eine neue Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wird, wie die Regierungsbeauftragte Ferda Ataman am Mittwoch mitteilte. „Wir brauchen eine flächendeckende Antidiskriminierungsberatung, um Betroffene nicht länger allein zu lassen“, so Ataman. 

 

Die Studie, die im Rahmen einer Fachtagung vorgestellt wird, trägt den Titel: „Gut beraten! Auf dem Weg zu einer flächendeckenden Antidiskriminierungsberatung in Deutschland“. Demnach gibt es bundesweit weniger als hundert Vollzeitstellen - das ist im Schnitt nur ein Berater oder eine Beraterin für mehr als 920.000 Menschen.

„Den größten Anteil an der Beratung leisten kleine, nicht-staatliche Stellen, die oft unterfinanziert und ohne langfristige Perspektive arbeiten“, erklärte Ataman. Drei von vier Beratungsstellen beschreiben ihre Finanzierung der Studie zufolge als nicht ausreichend. Nur eine von zehn Stellen könne mit einer Perspektive von mehr als zwei Jahren planen.

Anfragen steigen deutschlandweit an

„Zugleich steigen die Anfragen deutschlandweit seit Jahren an“, betonte die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes. Es sei ein gutes Zeichen für gesellschaftlichen Fortschritt, wenn Menschen Benachteiligungen nicht hinnehmen wollten. „Sie brauchen aber Anlaufstellen und Unterstützung.“ Dafür sei es wichtig, ausreichend Beratungsstellen vor Ort zu haben. 

Auch bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes steigen die Anfragen derzeit massiv. Die Beratungsanfragen hätten sich seit dem Sommer zeitweise mehr als verdoppelt. Das Servicebüro könne nicht mehr jeden Anruf annehmen, die Antwortzeit verlängere sich zeitweise auf bis zu vier Wochen. „Das ist keine Situation, mit der wir uns abfinden wollen“, sagte Ataman. Gute Beratung brauche Zeit und genügend qualifiziertes Personal.

Nicht alle Bundesländer haben eine Stelle

Die Studie legt den Angaben zufolge erstmals detailliert dar, wie eine qualifizierte Antidiskriminierungsberatung in Deutschland ausgestattet sein muss. Dazu gehörten eine verlässliche Finanzierung und eine Qualitätssicherung der Beratung. Die Autorinnen und Autoren stellen einen Bedarf von einer Vollzeit-Stelle auf 200.000 Menschen fest, das entspreche bundesweit mindestens 400 Vollzeitstellen. Dabei sollte wohnortnahe Beratung möglich sein – bisher sind viele Stellen vor allem in den größeren Städten angesiedelt. 

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes empfiehlt außerdem, in allen Bundesländern eine Landes-Antidiskriminierungsstelle einzurichten – bisher haben nur neun Länder eine solche Stelle.

Es geht um Geschlecht, sexuelle Orientierung oder Herkunft

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes berät Hilfesuchende in Fällen von Diskriminierung aus rassistischen und antisemitischen Gründen, wegen des Geschlechts, der Religion, Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität. Atamann hatte die Leitung der Stelle im Juli übernommen, nachdem sie jahrelang kommissarisch besetzt gewesen war. Ihre Besetzung wurde im politischen Berlin kontrovers diskutiert worden. Seitens der Opposition war sie etwa als „linke Aktivistin“ bezeichnet worden.