Auf dem 26. Stadtforum Sport hat der Sportkreis Stuttgart die Jugendsportstudie 2018 „Kinder – Jugend – Freizeit – Sport“ vorgestellt

Stuttgart - Die Stuttgarter sind Vereinsmeier. Mehr als ein Drittel aller 620 000 Einwohner sind Mitglieder in Vereinen und Chören. Die meisten mischen in den 249 Sportvereinen mit ihren 189 000 Mitgliedern mit. Gerade die Jüngsten nutzen die Angebote: Bei den Zehn- bis 14-Jährigen sind 74 Prozent Mitglieder in Sportvereinen. Diese Zahl sinkt in der Altersgruppe von 14 bis 18 auf 55 Prozent, im Alter von 18 bis 26 Jahren sind es noch 18 Prozent. Warum das so ist, warum Kinder immer früher das Interesse am Verein verlieren, will die „Jugendsportstudie 2018 Kinder – Jugend – Freizeit – Sport“ des Sportkreises Stuttgart ergründen. Deren ersten Teil stellte im SpOrt Bad Cannstatt Sportkreis-Geschäftsführer Dominik Hermet vor: Zum 26. Stadtforum Sport zu Jugendsport und Kinderschutz hatten sich über 110 Teilnehmer versammelt – Vertreter von Stuttgarter Sportvereinen und Sportfachverbänden sowie Stadträte, um sich auszutauschen.

 

In Kooperation mit dem Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft der Universität Stuttgart, dem Staatlichen Schulamt Stuttgart sowie dem Amt für Sport und Bewegung der Stadt Stuttgart entstand die Untersuchung. Dafür wurden 1415 Schüler der Klassenstufen 4, 6, 8 und 10 aus 26 Schulen befragt. 48 Prozent davon waren weiblich, 52 Prozent männlich,je die Hälfte besuchten die Grundschule sowie weiterführende Schulen.

Die Vereinsaussteiger werden immer jünger

Das Fazit war „nicht ganz überraschend“, sagte Hermet. Demnach sind die Schüler sportlich aktiv, indes nimmt mit zunehmendem Alter die Sporthäufigkeit ab. Vor allem bei den Jüngeren sei Sport im Verein die häufigste Organisationsform. „Sie verschiebt sich mit zunehmendem Alter zu „Sport mit Freunden“ und dann zu „alleine Sport“ treiben“. Bei den Viertklässlern betreiben 64 Prozent im Verein Sport, bei den Zehntklässlern sind es noch 33 Prozent. Die Aussteiger aus den Vereinen werden jünger. „Waren es früher eher die 14-, 15-Jährigen, sind es nun zum Teil elf-, zwölfjährige Kinder.“ Warum? Das würde noch tiefergehend analysiert, so Hermet. Der zweite Teil, eine wissenschaftliche Studie mit Blick auf Alter, Geschlecht, Stadtbezirk, Wünsche, Unterschiede im Sportverhalten von Vereins- beziehungsweise Nichtvereinsmitgliedern sei bis Sommer 2020 geplant.

Sportbürgermeister Martin Schairer ist immerhin guten Mutes. Er hofft, dass der Gemeinderat die Mittel für das „Jugendsportkonzept für die Lebensphase 6 und 7 (14-25 Jahre)“ zur Verfügung stelle, das in einem Zukunftsworkshop erarbeitet wird. Ziel sei, die Altersgruppe der 14-25-Jährigen an einen bewegten und gesunden Lebensstil heranzuführen. Dabei helfen soll der „Stuttgarter Masterplan für urbane Bewegungsräume. Eine Arbeitsgruppe entwickelt in einer Studie mögliche Ideen und Maßnahmen, wie man dem Defizit an Bewegungsräumen speziell in der Innenstadt begegnen will. Dabei hat man sich Hilfe von außen geholt. Der Frankfurter Landschaftsarchitekt Dirk Schelhorn ist mit seinem Büro einer der Vordenker beim Umgestalten von städtischen Räumen in Spiel- und Sportflächen.

Ohne Hallen weniger Vereinsangebot

In allen Altersstufen liegt die Schule als Sportort vorne, auch Wohnungsnähe und Vereinsstätte spielten eine Rolle. „Das meint nicht per se Schulsport, sondern hat damit zu tun, wo sich Sportstätten befinden“, so Hermet. Und klar, die Hallen sind oft eben Schulturnhallen. Abends werden sie eben von Vereinen genutzt. Doch es gibt zu wenige. Bei den Hallen liegt der Versorgungsgrad bei 75 Prozent. Errechnet wird dies über einen Schlüssel: Dieser beträgt 0,2 Quadratmeter Hallenfläche je Einwohner. Insbesondere in den Innenstadtbezirken, in Birkach, auf den Fildern und in Bad Cannstatt fehlen Hallen. Fred-Jürgen Stradinger, Präsident des Sportkreises Stuttgart, betonte, dass es zu wenig Sportstätten gebe. „Daher haben wir Geld in die Hand genommen. Aber das Thema ist und muss in die Haushaltsberatungen.“ Fehlen Hallen, müssen Vereine ihr Angebot einschränken und verlieren auch so Kinder und Jugendliche. Oder sie können keine neuen Angebote machen. Was nötig wäre. Denn: Laut Befragung ändern sich die Wünsche über die Altersstufen hinweg. Stehen in der vierten Klasse noch Klassiker wie Tennis und Fußball vorne dran, kommen später Tanzen, Kickboxen hinzu. In der achten Klasse rutscht Basketball ganz nach vorn, in der zehnten Klasse Boxen.