Die Musikindustrie steckt in einem tiefgreifenden Wandel, der sich nun in zwei Studien abbildet: Immer mehr Menschen besitzen keine Musik mehr, sondern streamen nur noch.

Stuttgart - Die Zeit, die Menschen in Deutschland mit dem Konsum von Musik verbringen, ist rückläufig: Im Vergleich zum August 2018 hat der wöchentliche Musikkonsum um acht Prozent (eine Stunde und 46 Minuten) abgenommen, von 21 Stunden und 29 Minuten auf mittlerweile 19 Stunden und 43 Minuten. Das ist eines der Ergebnisse einer Langzeitstudie zur Musiknutzung der Universität Hamburg, die am Mittwoch in der Hansestadt vorgestellt wurde.

 

Bei der jüngsten Befragung im Juni 2020 mit 1670 Beteiligten zeigte sich auch, dass die monatlichen Ausgaben für Musik in nahezu allen Formaten stark eingebrochen sind. Lediglich die Ausgaben für Streaming zeigen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Wachstum von 22 Prozent. Der Absatz physischer Tonträger ist drastisch zurückgegangen, bei CDs fielen die Ausgaben um 25 Prozent. Noch härter traf es den Live-Bereich: Die Ausgaben für Konzerte sanken um 80 Prozent, was vor allem auf die Corona-Krise zurückzuführen ist.

Corona spielt eine große Rolle

Diese könnte auch Sicht der Forscher auch mit dafür verantwortlich sein, dass das herkömmliche Radio ein Minus von 15 Prozent aufweist: Viele Menschen, die sonst auf dem Weg zur Arbeit Radio hören, sind nun im Home Office, und Nachrichten waren vielen zuletzt wichtiger als Musik. Online-Radios dagegen weisen einen Zuwachs von 73 Prozent auf.

Mit 29 Prozent auf konstant hohem Niveau bleibt die Nutzerreichweite von kostenpflichtigem Musik-Streaming. Zugleich steigt die Zahl der Befragten, die keine physischen Tonträger mehr besitzen (+ 6 Prozent) und keine digitalen Musikdateien (+ 7 Prozent). Bei den technischen Geräten zeigt sich ein Wachstum bei den Smart Speakern: 19 Prozent nutzen bereits ein solches Gerät, das bedeutet ein Plus von 96 Prozent im Vergleich zur Auswertung der ersten Befragungswelle im August 2018.