2017 sollen in Deutschland 24,1 Millionen Smartphones verkauft werden. Auch wenn der Absatz stagniert, hat er dennoch enorme Auswirkungen auf die Unterhaltungselektronik: Während Computeruhren und Fitnesstracker boomen, bricht der Absatz von Digitalkameras ein.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Stuttgart/Berlin - In Deutschland werden in diesem Jahr voraussichtlich 24,1 Millionen Smartphones verkauft – ein knappes Prozent weniger als im Vorjahr. Das ergeben Prognosen der Marktforschungsunternehmen EITO und GfK, die am Dienstag der Digitalverband Bitkom präsentierte. Der Umsatz soll bis Jahresende dennoch um gut vier Prozent auf 9,8 Milliarden Euro steigen. Grund hierfür ist der Boom von teureren Smartphones mit größeren Bildschirmen, so genannte Phablets. Sie haben inzwischen alle Hersteller im Angebot und könnten 2017 erstmals fünf Millionen Mal verkauft werden.

 

Damit ist der Umsatz mit den mobilen Alleskönnern wie in den Vorjahren ungefähr so hoch wie der komplette Markt für klassische Unterhaltungselektronik, zu dem Geräte wie Fernseher, Digitalkameras, Audio-Anlagen oder Spielekonsolen zählen. Hier soll der Umsatz in diesem Jahr um 2,6 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro wachsen. Wichtigster Posten und Umsatztreiber sind weiterhin Fernseher, die laut Prognose mit mehr als sieben Millionen Geräten einen Marktanteil von 44 Prozent erzielen. Im Durchschnitt geben die Käufer 595 Euro für einen Flachbildfernseher aus, im Jahr 2015 waren es noch 578 Euro. Grund ist der Trend zu größeren, höher auflösenden Bildschirmen. Auch die Umstellung auf das digitale Kabelfernsehen in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen trieb die Nachfrage an: Etliche Verbraucher entsorgten Röhrenfernseher oder alte Flachbildfernseher, die für den neuen Digitalstandard nicht gerüstet waren.

Nicht-vernetzte Geräte werden kaum noch verkauft

Die Smartphone-Verkäufe haben Einfluss auf beinahe alle Bereiche bei der Unterhaltungselektronik. „Das Smartphone hat eine große Substitutionskraft entfaltet“, sagte Tim Lutter, Bereichsleiter Consumer Electronics beim Bitkom. So werden Produkte, die nicht mit dem Internet oder dem Smartphone vernetzt werden können, immer seltener verkauft. Schwer haben es auch weniger hochwertige Kameras, da die Fotoqualität von Smartphones in den vergangenen Jahren sich erheblich verbessert hat. 85 Prozent aller Fotos werden nach Schätzungen mit den Smartphone-Kameras gemacht.

Als Folge bricht der Markt für Digitalkameras weiter ein. Die Absatzzahlen sinken in diesem Jahr den Prognosen zufolge um rund 14 Prozent auf zwei Millionen Geräte. Der Umsatz geht voraussichtlich um nur zwei Prozent auf 880 Millionen Euro zurück. Der Grund: Ambitionierte Hobbyfotografen investieren mehr in höherwertige Kameratypen, der Durchschnittspreis einer Kamera soll 2017 auf 437 Euro steigen – gut 50 Euro mehr als im Vorjahr. Mehr und mehr setzen sich auch neue Kameratypen durch, wie etwa Actioncams und 360°-Kameras.

Von der Vernetzung mit dem Smartphone profitieren dagegen die so genannten Wearables, also Mini-Computer, die direkt am Körper getragen werden. Der Verkauf von Computeruhren soll um 27 Prozent auf 1,3 Millionen Geräte steigen, der Durchschnittspreis liegt dabei bei 257 Euro. Ein Fitness-Tracker kostet laut Prognose im Schnitt 88 Euro. Hier sollen dieses Jahr die Zahl auf 1,6 Millionen Geräte steigen – rund 14 Prozent mehr als 2016.

Am Mittwoch wird in Berlin die Elektronikmesse Ifa eröffnet. In diesem Jahr zählen unter anderem das vernetzte Zuhause, neue Smart-TVs, virtuelle Realität und Sprachsteuerung zu den Trends.