Die Ludwigsburger Hochschulen steigen in der Corona-Krise auf Online-Unterricht um. Auch praktische Seminare wie Sprechtraining oder Regiearbeit laufen übers Internet. Andere Übungen hingegen lassen sich dort beim besten Willen nicht umsetzen.

Politik: Lisa Kutteruf (lis)

Ludwigsburg - Vorträge im Hörsaal, Diskussionen im Seminarraum, Lernen in Gruppen – auf all das müssen Studenten wegen des sich ausbreitenden Coronavirus verzichten. Die Ludwigsburger Hochschulen zeigen sich dennoch bemüht, das Beste aus der Situation zu machen und lehren – wie die Schulen – via Internet. Damit folgen sie dem Aufruf der Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne), auf virtuelle Formate umzusteigen.

 

An der in Ludwigsburg ansässigen Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg (ADK) hat das Semester bereits am 30. März begonnen. Hier erfolgt nicht nur der Theorieunterricht online, sondern auch der praktische. So üben sich die Studierenden in Fächern wie Sprechtraining und Körpertraining, Szenischer Arbeit oder Regiearbeiten von zuhause aus. Vom Einzelunterricht per Videoschalte bis zur Videokonferenzen mit den Studiengängen greift das Kollegium auf verschiedene Varianten zurück. „Wir sehen es als Chance und Experiment, digitale Formen sowie neue Formate des Lehrens und Lernens zu erproben“, sagt Elisabeth Schweeger, die Künstlerische Direktorin und Geschäftsführerin der ADK, über die Ausnahmesituation.

Aufnahmeprüfungen für die Studiengänge Regie, Dramaturgie und Schauspiel für das Wintersemester 2020/21 sollen wie geplant im Mai und Juni stattfinden. Falls die Vorort-Termine entfallen müssen, will sich die Akademie Online-Formate überlegen.

Drehs an der Filmakademie fallen vorerst flach

Auch die Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg hat auf Online-Betrieb umgestellt. Alle Gebäude sind geschlossen, die meisten Verwaltungsmitarbeiter sind im Homeoffice. Auf dem Campus gibt es Bereitschaftsdienste, die den Betrieb im Kleinen aufrechterhalten. Für die Studierenden bedeutet das: Selbststudium mithilfe von E-Books und Datenbanken.

Die Filmakademie Baden-Württemberg ist am 30. März ebenfalls virtuell in das Semester gestartet und arbeitet an einem Online-Curriculum, das von 20. April an bis voraussichtlich Ende Mai verpflichtenden Unterricht anbieten soll. Vorlesungen zur Filmgeschichte, Coaching-Seminare oder Beratungen ließen sich über Video- oder Telefonkonferenzen abhalten oder als Online-Videos zur Verfügung stellen, heißt es in einer Mitteilung der Akademie. Drehvorbereitungen und Drehs werden aber frühestens möglich sein, wenn die Kontaktbeschränkungen aufgehoben sind. Die Filmakademie versucht, Aufnahmeprüfungen ebenfalls in den virtuellen Raum zu verlegen.

Teamsportarten im Netz – unmöglich

Die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg hat den Vorlesungsbeginn von Mitte April auf den 20. April verschoben, wie die Sprecherin Ingrid Honold mitteilt. Wie viel Unterricht während des Semesters vor Ort stattfinden kann, ist noch offen. Die Dozenten bereiten sich derzeit intensiv auf die Online-Lehre vor. So manches ist aber im Netz schlicht unmöglich. Dazu gehören Teamsportarten für Sportstudenten oder Praxissemester, die für die PH-Studenten nun flachfallen.

Wie werden Prüfungen jetzt abgenommen? Diese Fragen diskutieren Unis und Fachhochschulen mit dem Ministerium in einer sogenannten Task Force Studienbetrieb. Staatsprüfungen, so Honold, hat die Landesregierung bis Juni abgesagt. Wie es mit anderen Prüfungen aussieht, ist unklar. „Die Dozenten können derzeit alternative Vorschläge einreichen“, sagt Honold. Diese würden bis zum 15. April gesammelt und dann vom Prüfungsausschuss in Abstimmung mit der Hochschulleitung und dem Senat geprüft.

PH-Studenten helfen Lehrern und Schülern

Die Ludwigsburger PH-Studierenden sind erfahren mit E-Learning-Modellen. Diese Expertise nutzen sie jetzt, um Lehrkräften beim Homeschooling, also dem Unterrichten der Schüler zu Hause, zu helfen. In Kooperation mit dem Kinderschutzbund stellt die Pädagogische Hochschule zudem Paten, die übers Internet mit Kindern lernen oder mit ihnen spielen. „Fast 300 Studierende haben sich dazu bereit erklärt“, sagt Honold. Dazu kommen Programme für die Fächer Mathe und Chemie. Durch sogenannte Webinare, Seminare im Internet, sollen Studierende Kinder spielerisch unterrichten. Die Hochschule hat einen Überblick über Projekte dieser Art auf ihre Website gestellt.

An der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg (EH) gibt es seit Beginn des Sommersemesters ein sogenanntes Pflege-Skills-Lab, eine Art Übungsraum mit dem Inventar einer klinischen Pflegeeinrichtung. Doch da die Präsenzlehre auch für Pflegestudenten unmöglich geworden ist, hat die Hochschule auf die Not der Krankenhäuser reagiert. So dürfen die Häuser der Regionalen Kliniken-Holding (RKH) die Räume für Patienten nutzen. Für sie stehen fünf Erwachsenenbetten, ein Juniorbett und zwei Kinderbetten bereit. An eine Heilbronner Einrichtung wiederum hat die EH ein Beatmungsgerät, an zwei weitere Krankenhäuser Schutzausrüstung verliehen.

Einige Fragen sind ungeklärt, vieles kann sich jederzeit ändern, das machen alle Hochschulen klar. Davon abgesehen setzen die Ludwigsburger Einrichtungen auf flexible Lösungen – und betonen, dass ihren Studierenden möglichst keine Nachteile entstehen sollen.