Im Mai verhalf er dem VfB Stuttgart mit seinem Tor für Borussia Dortmund gegen Hertha BSC zur Last-Minute-Rettung. Auch seitdem sorgt Youssoufa Moukoko für viel Gesprächsstoff – unter anderem wegen der WM.

Kürzlich, als die Fans des VfB Stuttgart zum Auswärtsspiel nach Dortmund reisten, kam ja tatsächlich die – nicht ganz ernst gemeinte – Frage auf: Sollen die Stuttgarter Anhänger einen Spieler des Gegners abfeiern? Einen Grund hätte es gegeben, denn auf der Gegenseite spielte Youssoufa Moukoko – und der hatte am letzten Spieltag der vergangenen Saison großen Anteil an der Rettung des VfB gehabt.

 

Der Youngster hatte seinerzeit das Siegtor für den BVB gegen Hertha BSC erzielt, was dem VfB den direkten Klassenverbleib ermöglichte. Das ist eine nette Story, die man sich wieder und wieder erzählen könnte, wenn Moukoko nicht längst mehrere neue Geschichten geschrieben hätte. Zum Beispiel am Samstag.

Zwei Wochen nachdem der BVB-Stürmer beim 5:0 gegen den VfB getroffen hatte, gelang ihm gegen den VfL Bochum (3:0) sein erster Doppelpack in der Bundesliga. Einmal hämmerte er den Ball fulminant unter die Latte, sein zweiter Treffer erinnerte an jenes Tor des früheren Dortmunder Jungstars Lars Ricken im Champions-League-Finale 1997. Moukoko traf per Heber. Nun gilt: Noch nie gab es einen jüngeren Spieler mit elf Treffern in der Bundesliga.

Gespräch mit Hansi Flick

„Das fühlt sich sehr gut an“, meinte der Angreifer hinterher und ergänzte: „Ein Derbysieg schmeckt immer am besten.“ Er muss es wissen. Das Revierderby gegen den FC Schalke hat er kürzlich mit seinem Siegtreffer höchstselbst entschieden.

Ein Mangel an Gesprächsstoff herrscht also nicht rund um Youssoufa Moukoko. Das war nie so, und das wird auch nicht so sein. Einst diskutierte die Fachwelt über das Alter des Ausnahmetalents, weil der Stürmer in älteren Juniorenteams fast nach Belieben traf. Diese Debatten sind beendet, nun gibt es neue. Etwa jene über die Chancen Moukokos, auf den WM-Zug aufzuspringen. Am Donnerstag benennt Hansi Flick seinen Kader für das Turnier in Katar (20. November bis 18. Dezember). Und in den vergangenen Tagen hat der Bundestrainer mit dem Youngster zumindest schon einmal telefoniert.

Das berichtete Moukoko am Samstag recht freimütig, als er von dem Telefonat und Flicks Worten erzählte: „Ich soll einfach so weitermachen. Sie beobachten alles. Und am Ende werden die, die Leistung bringen, auch dabei sein.“ Wenn es danach geht, ist der Dortmunder ein recht heißer Kandidat.

Sechs Treffer hat er in dieser Saison schon erzielt. Anthony Modeste hat er den Stammplatz weggeschnappt. Und der Dortmunder Trainer Edin Terzic ist voll des Lobes über die Entwicklung des Supertalents: „Er ist extrem talentiert und möchte sich jeden Tag verbessern. Er hat einen riesigen Schritt gemacht, ist immer wieder anspielbar und setzt seinen Körper viel besser ein.“ Dass nach dem Ausfall von Timo Werner ein Platz im WM-Kader frei geworden ist, könnte den nächsten Entwicklungsschritt für Moukoko bedeuten. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) hat er diverse Jugendteams durchlaufen, man kennt die Qualitäten des gebürtigen Kameruners. Beim BVB sowieso.

Youssoufa Moukoko hält einige Rekorde

Bei den Schwarz-Gelben wurde Moukoko fußballerisch ausgebildet, er wurde im Alter von 16 Jahren und einem Tag jüngster bisheriger Spieler der Bundesliga. 17 Tage später debütierte er für den BVB in der Champions League (auch das ist Rekord), und kurz darauf wurde er der jüngste Torschütze, den es im deutschen Oberhaus bisher gab. Das sind die Zahlen der Vergangenheit – und in Zukunft will der BVB noch viel mehr von Youssoufa Moukoko haben. Doch da gibt es ein kleines, nicht unbedeutendes Problem: Der Vertrag Moukokos läuft im Sommer aus, ein neuer ist noch nicht unterschrieben. Was ebenfalls Gesprächsstoff liefert.

Zuletzt war mal von unterschiedlichen Gehaltsvorstellungen die Rede. Dann gab es Berichte über ein Zerwürfnis des Fußballers mit seiner Familie, weshalb Moukoko erst als 18-Jähriger den Vertrag verlängern wolle, denn dann braucht es keine Unterschrift der Erziehungsberechtigten mehr. Ein Beraterwechsel soll angeblich zur Volljährigkeit am 20. November auch anstehen.

Zu all dem schweigt Moukoko, am Samstag ließ er aber zumindest durchblicken, dass er nicht abgeneigt ist, beim BVB und Trainer Terzic zu bleiben: „Ich habe das Vertrauen von Edin, kenne das Umfeld und fühle mich hier sehr wohl.“ Jener Edin Terzic hält auch Kontakt zum Bundestrainer – und sieht neben der fußballerischen Entwicklungsarbeit eine weitere Aufgabe in Sachen Moukoko. Der Youngster soll weiter möglichst frei aufspielen können. „So wie wir ihn beschützt haben, als er die Bälle neben das Tor geschossen hat, wird es auch jetzt weitergehen“, sagte Terzic, „er ist und bleibt 17.“ Zumindest bis zum 20. November.