Trotz Sturms sind drei Sachsen in Mecklenburg-Vorpommern zu einer Bootstour aufgebrochen. Ein Mann und eine Frau starben, ein zweiter Mann wird noch vermisst.

Wolgast/Chemnitz - Der Herbststurm „Herwart“ hat mindestens zwei Bootsausflügler aus Sachsen auf dem Peenestrom in Mecklenburg-Vorpommern das Leben gekostet - nach dem Dritten wird noch immer gesucht. Bislang sei noch keine Spur von dem Vermissten entdeckt worden, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei am Montag in Wolgast. Die Suche nach dem 48-Jährigen werde auf jeden Fall bis zum Sonnenuntergang fortgesetzt.

 

Ein 56-Jähriger, der gemeinsam mit zwei Begleitern auf dem Peenestrom gekentert war, ist in der Nacht zum Montag im Krankenhaus gestorben. Der Mann war am Sonntag mit einer 48-jährigen Frau und dem Vermissten unterwegs. Alle Drei kamen aus der Region Chemnitz. Die Frau starb bereits am Sonntagabend im Krankenhaus.

Die Frau und die beiden Männer waren bei Wolgast (Kreis Vorpommern-Greifswald) trotz Sturmwarnung auf den aufgewühlten Peenestrom hinausgefahren. Zeugen bemerkten das treibende Motorboot am Nachmittag und riefen Hilfe. Retter hatten den 56 Jahre alten Mann und die 48 Jahre alte Frau ohne Bewusstsein und mit starken Unterkühlungen noch aus dem Peenestrom geholt und wiederbelebt. Sie wurden in das Klinikum nach Greifswald gebracht, wo sie ihren Verletzungen erlagen.

Bei der Suche nach dem Vermissten waren am Sonntag Polizeikräfte, ein Seenotrettungskreuzer, ein Rettungshubschrauber und ein Polizeihubschrauber eingesetzt worden.

Spaziergänger werden vor Betreten der Wälder gewarnt

Der Ausflug mit dem sechs Meter langen Boot mit Außenbordmotor sei angesichts der starken Strömung und des Windes sehr leichtsinnig gewesen, erklärte der Sprecher. Das kleine Boot gehörte dem älteren Mann und war im etwa drei Kilometer entfernten Zecherin gestartet. Der Peenestrom verbindet den Fluss Peene und das Achterwasser der Insel Usedom mit der Ostsee. Bei starkem Nordwind treiben Stürme das Ostseewasser aufgrund des geringen Gefälles in den Peenestrom hinein.

Am Sonntag war das Orkantief „Herwart“ auch über Sachsen hinweggebraust. Vor allem auf dem Fichtelberg tobte der Sturm, der dort eine Spitzengeschwindigkeit von 176 Kilometern pro Stunde erreichte. Auch im Flachland wurden Böen von mehr als 100 Kilometern pro Stunde gemessen, Spitzenreiter war dabei Chemnitz (114).

Im ganzen Land sorgte der Sturm für zum Teil erhebliche Schäden. Der Fernverkehr zwischen Dresden und Berlin musste vorübergehend eingestellt werden. Erst am Montagmorgen wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Auch die Döllnitzbahn in Nordsachsen konnte wegen umgestürzter Bäume zeitweise nicht fahren.

Unterdessen wurden Wanderer und Spaziergänger in Sachsen dringlich vor dem Betreten der Wälder gewarnt. Lebensbedrohliche Situationen könnten dort gegenwärtig nicht ausgeschlossen werden, sagte Landesforstpräsident Hubert Braun in Pirna. Angebrochene Äste oder entwurzelte Bäume können auch in den nächsten Tagen noch herabfallen oder umstürzen. „Das Betreten des Waldes nach dem Sturm ist lebensgefährlich und behindert die Aufarbeitung der Schäden“, sagte Braun.

„Herwart“ habe in den sächsischen Wäldern große Schäden verursacht. Das genaue Ausmaß könne jedoch erst in den nächsten Tagen abgeschätzt werden, hieß es. Im Tiefland und vor allem in den Mittelgebirgen seien viele Bäume entwurzelt oder gebrochen worden. „Herwart“ sei der folgenreichste Sturm für die sächsischen Wälder in diesem Jahr. In Annaberg-Buchholz musste der städtische Friedhof geschlossen werden. Auch dort waren Bäume umgestürzt, die nun weggeräumt werden müssen.