Seit Anfang Mai beleuchten wir mit der Serie „Stuttgart 1942“ den Alltag der Stuttgarter Bevölkerung mitten im Krieg. Bei einer Matinee am Kulturwasen fühlen wir diesem seltsamen Jahr auf den Zahn.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Zum Beispiel jenes mit der Nummer 2609, aufgenommen im Spätsommer 1942 am Rosenbergplatz von Wilhelm Mangold. Er wohnte nicht weit vom Aufnahmeort, in der Zeppelinstraße 6. Der städtische Beamte kannte sich also aus in dem Gebiet, das er fotografieren sollte – den Nordteil von Stuttgarter-West. Vielleicht hat er deshalb am Rosenbergplatz jenen Trupp von rund 25 jungen Männern fotografiert, der gefolgt von zwei Soldaten durch die Rosenbergstraße marschiert.

 

Es ist eines der ganz wenigen Bilder aus den 12 000 im Stadtarchiv verwahrten Fotos für unser Projekt „Stuttgart 1942“, das eine solche Gruppe zeigt. Es lässt sich nicht eindeutig klären, ob hier Rekruten, die Hitlerjugend oder Zwangsarbeiter aufgenommen sind. Ganz gewöhnlich kann die Szene aber nicht gewesen sein, sonst würden nicht fast alle Passanten neugierig gucken.

Es sind Momente und Geschichten wie diese, denen unsere Zeitung mit „Stuttgart 1942“ nachspürt. Vom Schicksal der beinahe letzten Stuttgarter Juden, die 1942 deportiert wurden, über die Geschichte teilweise längst verschwundener Bauwerke bis hin zum alltäglichen Leben der Bevölkerung leuchten wir, aus wie sich das Leben im Stuttgart des Jahres 1942 angefühlt haben mag.

„Stuttgart 1942“ auf dem Kulturwasen

Wir machen den Fotobestand über eine Volltextsuche zugänglich und zeigen, wie die Stadt vor den Zerstörungen durch Luftangriffe und Abrissbirne aussah. Wir lassen unsere Leserinnen und Leser zu Wort kommen, die diese Zeit als Kinder selbst erlebt haben oder uns ihre Familien- und Erinnerungsstücke zeigen. Zuletzt haben wir die Schwarz-Weiß-Fotos eingefärbt und diese so längst nicht mehr existente Stadt noch einmal ganz neu betrachtet.

Nun schlagen wir das nächste Kapitel für „Stuttgart 1942“ auf: Das Projekt tritt für einen Sonntagvormittag auf die ganz große Bühne des Kulturwasens. Am 16. August erzählen Redakteurinnen und Redakteure unserer Zeitung von ihren Recherchen in den Archiven, vom Wühlen in Tausenden alten Fotos und der Suche nach Zeitzeugen. Der Leiter des Stadtarchivs, Roland Müller, und seine Stellvertreterin Katharina Ernst diskutieren im Gespräch mit dem Ressortleiter Lokales, Jan Sellner, über dieses seltsame Jahr 1942 und den einmaligen Bildbestand, der die Grundlage für unser Gemeinschaftsprojekt bildet. Schließlich präsentieren wir einen siebenminütigen Film, der die Betrachter über die Königstraße führt – im Jahr 1942 und heute.

Tickets für Abonnenten günstiger

Spätestens bei diesem Programmpunkt wird die beeindruckende und lichtstarke Leinwand auf der Kulturwasen-Bühne zeigen, was sie kann. Die Bilder aus 1942 werden in einem bisher nicht erreichten Detailgrad gezeigt und auch die Tonqualität ist nachgewiesenermaßen exzellent. Das ist nicht zuletzt deshalb interessant, weil die Veranstaltung mit Originalsongs aus dem Jahr 1942 umrahmt wird.

Die Zeitreise beginnt am Sonntag, 16. August um 11 Uhr auf dem Kulturwasen. Abonnentinnen und Abonnenten unserer Zeitung erhalten auf den regulären Eintrittspreis vier Euro Rabatt und zahlen 10,95 Euro pro Person. Rabattierte Karten gibt es unter Angabe der Abo-Nummer telefonisch bei Easyticket (0711/2 55 55 55) sowie online hier. Reguläre Tickets können an zahlreichen Vorverkaufsstellen in der Region bezogen werden, die vollständige Liste steht online unter easyticket.de.