Das für Stuttgart 21 werbende Turmforum wird 20 Jahre alt. Weil die bisherigen Räume saniert werden, entsteht eine neue Schau an den Baugruben. Georg Brunnhuber, Chef des S-21-Vereins, erklärt überraschend seinen Abschied.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Marketingaktivitäten für Stuttgart 21 stehen vor einem tief greifenden Umbruch. Ende des Jahres muss die gut besuchte Ausstellung wegen Umbau- und Sanierungsarbeiten aus dem Bahnhofsturm ausziehen. Die Schau, die es seit 20 Jahren gibt und die seitdem knapp vier Millionen Interessierte angelockt hat, wird aber nicht wie ursprünglich geplant zusammen mit dem Fahrkartenverkauf der Bahn vorübergehend ins Gebäude der Landesbank Baden-Württemberg ziehen. Stattdessen soll ein Ausstellungs- und Aussichtsturm am Rand des Baufelds bei Gleis 16 entstehen und der Schau eine neue Heimat bieten. An dieser Stelle beginnt derzeit der Steg in den Mittleren Schlossgarten. Damit wäre sichergestellt, dass die Ausstellung über Stuttgart 21 in unmittelbaren Umfeld des tatsächlichen Baugeschehens präsentiert werden kann. Für Georg Brunnhuber, Vorsitzender des die Ausstellung tragenden Vereins, ist mit diesem Kraftakt die Zeit des Abschieds gekommen. Er hat angekündigt, seinen Posten vor der Zeit aufzugeben.

 

Brunnhuber erklärt überraschend seinen Abschied

Knapp zwei Jahre vor Ende seiner Amtszeit hat Brunnhuber überraschend bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Vereins Bahnprojekt Stuttgart–Ulm erklärt, bereits zum Jahresende seinen Posten räumen zu wollen. Über diese Absicht hat der 70-Jährige bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Vereins informiert. „Es gehört für mich zum guten Ton, die Partner möglichst frühzeitig über meine Entscheidung in Kenntnis zu setzen“, erklärt Brunnhuber auf Anfrage und bestätigt damit Informationen unserer Zeitung über seine vorzeitige Demission. Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete von der Ostalb war im Februar 2015 für die Dauer von fünf Jahren an die Spitze des S-21-Vereins gewählt worden. Zuvor hatte Brunnhuber nach seinem Ausscheiden aus dem Deutschen Bundestag für die Deutsche Bahn als Lobbyist gearbeitet. Der Christdemokrat galt als Vertrauter des 2017 überraschend aus dem Amt geschiedenen Bahn-Chefs Rüdiger Grube.

Die Finanzierung ist noch zu klären

Der Durchbruch, die S-21-Ausstellung künftig nur einen Steinwurf von der Baustelle entfernt präsentieren zu können, dürfte Brunnhuber die Entscheidung erleichtert haben. „Der künftige Vorsitzende des Vereins soll die Arbeiten an Stuttgart 21 bis zur Fertigstellung begleiten können“, sagt er. Zu klären bleibt allerdings noch die Finanzierung für die neue Schau. Die den Verein tragende Bahn, das Land, die Region und die Stadt müssen wohl mehr als die 800 000 Euro aufbringen, die bislang für den Umzug der Exponate veranschlagt waren. Beim bisher ins Auge gefassten Umzug, hätte die Ausstellungsfläche von derzeit gut 1000 Quadratmeter auf 200 reduziert müssen. Beim neuen Entwurf im Ausstellungsturm stünden immerhin noch gut 500 Quadratmeter zur Verfügung – und der Ausblick aufs Baustellengeschehen.