Der grüne Bahnpolitiker Matthias Gastel kritisiert die langen Umsteigezeiten, die am Flughafen Stuttgart nach Inbetriebnahme von Stuttgart 21 geplant seien. Immerhin sollen laut einem Fahrplanentwurf dort deutlich mehr Fernzüge halten als zuletzt befürchtet.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Mit Stuttgart 21 soll am Flughafen eine Verkehrsdrehscheibe entstehen, die nahezu alle Mobilitätsformen vom Flugzeug über das Auto, den Fernbus, die Stadt- und S-Bahn sowie den Fern- und Regionalverkehr miteinander verknüpft. So stellen sich das die Projektpartner bei dem Milliardenvorhaben vor, wobei vor allem die Region auf die Vorteile eines solchen Umsteigeknotens im Süden der Landeshauptstadt verweist. Dass das gelingt, bezweifelt hingegen Matthias Gastel aus Filderstadt (Landkreis Esslingen).

 

Grüne haken wegen Deutschland-Takts nach

Der bahnpolitische Sprecher der Bundestags-Grünen sieht sich in seiner Ansicht durch die Antworten der Bundesregierung bestätigt. Die Öko-Fraktion hatte sich nach der Umsetzung des Deutschland-Takts in Süddeutschland erkundigt. In einem mehrstufigen Verfahren entwickelt derzeit das Bundesverkehrsministerium den „Zielfahrplan Deutschland-Takt“, der den Bahnverkehr von 2030 an in der Republik besser aufeinander abstimmen soll. Das Ziel der Bundesregierung: Die Fahrgastzahlen sollen sich bis dahin verdoppeln, so die Festlegung im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Seit Oktober liegt auch für Baden-Württemberg ein Gutachterentwurf des renommierten Schweizer Beratungsunternehmens SMA und Partner für einen möglichen Fahrplan vor.

„Vor allem der Verband Region Stuttgart spricht immer von einer ,Verkehrsdrehscheibe’, die dort entstehen soll. Der Zielfahrplan widerspricht dem eindeutig“, sagt Gastel. Nach Durchsicht des Fahrplanentwurfs urteilt der passionierte Bahnfahrer: „Es zeichnen sich am Flughafen nur wenige attraktive Umsteigemöglichkeiten ab.“ Während andernorts die Zeitspanne für den Wechsel zwischen zwei Zügen mit vier bis sechs Minuten veranschlagt wird, müssten am Manfred-Rommel-Flughafen wegen der längeren Wege zwischen den beiden geplanten Bahnhöfen mindestens zehn Minuten angesetzt werden. „Bei längeren Umsteigezeiten, insbesondere ab 15 oder mehr Minuten, werden die Gesamtreisezeiten zunehmend unattraktiv“, urteilt Gastel. Nach seiner Erhebung würde aber selbst dies noch deutlich überschritten. Exemplarisch verweist der Bundestagsabgeordnete auf die Umsteigeverbindung etwa von Ulm nach Zürich, die mit einem 18-minütigen Aufenthalt am Flughafen verbunden ist. Wer etwa von Filderstadt nach Würzburg wolle, warte 25 Minuten und selbst näherliegende Routen wie Filderstadt-Tübingen seien nur mit einem 17-minütigen Zwangsstopp zu haben. „Es zeigt sich, dass die Erwartungen, die mit dem Begriff einer ,Verkehrsdrehscheibe’ vielfach geweckt wurden, nicht erfüllt werden können.“ Zudem drücke sich die Bundesregierung um die Antwort, ob auch ein ICE im Tagesverlauf am Flughafen halte.

Zwei Fernzüge pro Stunde am Flughafen

Überlegungen der Bahn, den Airport mit Zügen des Fernverkehrs weitestgehend links liegen zu lassen, hatten vor Jahresfrist Verärgerung ausgelöst. Der nun vorliegende Fahrplanentwurf sieht den Halt von zwei im Stundentakt fahrenden Fernverkehrslinien sowie von zwei weitere Linien im Zweistundentakt vor. Zudem sollen vier Linien des „beschleunigten Regionalverkehrs“ am Flughafen halten.