Die Bahn hat bei der Sitzung des Lenkungskreises der Projektpartner von Stuttgart 21 bestätigt, dass es neue Kosten- und Terminrisiken gibt. Nach Aussage von Bahn-Vorstand Kefer gilt dies vor allem für die Neubaustrecke nach Ulm.

Stuttgart - Eine Sache hatten die Mitglieder des Lenkungskreises rasch im Griff: die Herren Winfried Hermann und Fritz Kuhn, Verkehrsminister der eine, Oberbürgermeister der andere (und beide bei den Grünen), bemächtigten sich fix der Mikrofone in der Farbe ihrer Partei, für die Regionaldirektorin Nicola Schelling und den Bahn-Vorstand Volker Kefer blieben nur das blaue und das rote. So eindeutig waren die Ergebnisse der Sitzung der S-21-Projektpartner nicht. Bei den meisten Themen vom Brandschutz im geplanten Tiefbahnhof über Kosten- und Zeitplan bis zum Problem mit den Grundstückseigentümern sind weitere Gespräche nötig.

 

Kosten Das gilt wohl auch für die Kosten von Stuttgart 21. Obwohl der Finanzierungsrahmen von der Bahn erst im vergangenen Jahr von 4,5 auf 6,5 Milliarden Euro angehoben worden war, sprach Verkehrsminister Hermann von „neuen Kosten und Risiken“, über die in der Sitzung berichtet worden sei. Kefer bestätigte einerseits, dass es eine entsprechende Unterlage an den Bahn-Aufsichtsrat gegeben habe, betonte aber auch, dass es sich um geplante Steigerungen handle, also solche, die bereits in den Erhöhungen von vor einem Jahr enthalten seien. Man werde nun aber prüfen, wie sich die Kosten entwickeln im Vergleich zu dem, „was wir erwartet haben“. Dazu würde dem Aufsichtsrat und dem Lenkungskreis ein neues Modell vorgelegt.

Zeitplan Auch für den geplanten Inbetriebnahmetermin im Dezember 2021 gibt es neue Risiken. Bisher bekannt war, dass sich der Filderbereich, für den Kefer den 7. Juli als möglichen Beginn der Erörterungsverhandlung nannte, auf einem „zeitkritischen Pfad“, so der Bahn-Jargon, befindet. Nun bestätigte Kefer, dass dies auch für den Bauabschnitt am Ende der Neubaustrecke nach Ulm, die sogenannte Einschleifungen in der Ulmer Hauptbahnhof, gelte. „Wir haben nun auch auf der Neubaustrecke einen kritischen Pfad“, sagte Kefer. Vor einigen Wochen hatte das S-21-Kommunikationsbüro sich noch darüber gefreut, dass die Tunnelbauarbeiten für die Neubaustrecke deutlich schneller vonstattengingen als geplant – und sogar von einer Fertigstellung der Neubaustrecke ein Jahr früher als geplant gesprochen. Zeitlich kritisch ist nach Angaben der Bahn auch der Abschnitt Albvorlandtunnel bei Kirchheim/Teck, für dessen Bau wie für die Arbeiten im Ulmer Bahnhof und im Filderbereich noch keine Genehmigung vorliegt.

Brandschutz Oberbürgermeister Fritz Kuhn widersprach dem Eindruck, dass es beim Brandschutz für den Tiefbahnhof schon ein zustimmendes Votum der Stadt gebe. Man diskutiere beispielsweise, wie die bis zu 16 000 Menschen über die Treppen die Bahnsteige verlassen könnten. „Da geht es um Materialien, um Auslastung und auch um die Architektur – und in diesem Spannungsfeld ist noch viel zu klären“, sagte Kuhn. Kefer erwartet, dass wichtige Berichte in den nächsten vier Wochen vorliegen, einen Gesamtbericht kündigte er in den nächsten drei Monaten an.

Grundstücksfragen Kefer und Kuhn erklärten, dass es weitere Gespräche darüber geben werde, wie sich die Bahn gegenüber den von den Tunnelarbeiten betroffenen Grundstückseigentümern verhält. Dabei geht es um Entschädigungsleistungen für die Unterfahrungsrechte, aber auch um Haftungsfragen, falls die Gebäude beschädigt werden. „Wir wollen einen fairen Umgang und die Eigentümer gleich behandeln“, betonte Kefer. Kuhn appellierte an die Netzwerke, in denen sich die Eigentümer zusammengeschlossen haben, die Gespräche fortzusetzen, und an die Bahn, eine von allen befürwortete Lösung zu finden. „Wenn hier eine hohe Akzeptanz erzielt wird, ist viel gewonnen“, sagte er. Das Stadtmessungsamt werde sich mit den umstrittenen Fragen nach der Bewertung der Grundstücke beschäftigen.

Die Unterlagen der Bahn zur Sitzung unter
www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de.