Mehr Züge machen anscheinend weniger Lärm. Die Bahn will auf das Schutzbauwerk am Bahnhof Echterdingen verzichten. Die Stadt fordert derweil einen Interimshalt am Flughafen, um die S-Bahn-Sperrung im Zuge von Stuttgart 21 abzumildern.

Filder - Am Dienstag ist eine weitere Überraschung im Zusammenhang von Stuttgart 21 und der neuen Zugstrecken auf den Fildern bekannt geworden. Die am Bahnhof Echterdingen geplante Lärmschutzwand mit dem nüchternen Namen L13 soll doch nicht gebaut werden. Das hat Professor Michael Koch am Dienstagabend im Technischen Ausschuss berichtet. „Die Lärmschutzwand soll wegfallen, weil dort acht Dezibel weniger Schall anfallen sollen“, sagte Koch, der die Stadt Leinfelden-Echterdingen zum Schallschutz berät. Ihn wundere dies. „Das ist überhaupt nicht erklärbar.“

 

Schließlich sollen auf der jetzigen S-Bahn-Trasse nach dem Bau von Stuttgart 21 Schnellbahnen durch Leinfelden und Echterdingen rollen. Koch schätzt es so ein, dass die Deutsche Bahn nur ein Minimum des Lärmschutzes erfüllen wird. „Wir müssen dann mit der Bahn verhandeln. Ich sehe es kritisch, dass diese auf den Lärmschutz im Echterdinger Bahnhof verzichten will.“

127 statt 117 Züge auf der Strecke

Zum Hintergrund: Das Betriebsszenario auf der heute nur von S-Bahnen genutzten Strecke hat sich vor Kurzem geändert. Bisher sah dieses 117 Züge pro Tag und Richtung vor. Nun sollen es 127 sein. Diese gliedern sich auf in 80 S-Bahnen, aber nur noch acht statt 17 Fern-, dafür aber 39 statt 20 Regionalzüge. Außerdem werden Letztere anders aussehen.

„Es werden nicht mehr schwere Loks mit schweren Doppelstockwagen sein, sondern Triebzüge. Die haben den Vorteil, dass sie das Gewicht besser auf die Schiene verteilen“, sagte Jörg-M. Czogalla vom Büro Accon. Er berät die Stadt beim Erschütterungsschutz. Allerdings seien die grundlegenden Kritikpunkte nicht vom Tisch. Schnellere Züge verursachten mehr Erschütterungen als S-Bahnen. Er werde die Erschütterungswerte anzweifeln. „Wir brauchen belastbare Prognosen. Außerdem ist ein Mehr an Lärm nicht akzeptabel“, resümierte Czogalla.

L.-E. möchte mitreden

Auch sonst möchte L.-E. mitreden beim Bau der Strecke von Süden über die Rohrer Kurve auf ihrer Gemarkung zum Flughafen. Auswirkungen hat das auf mehrere Teile der Stadt. Die S-Bahn-Strecke soll zwischen Echterdingen und Bernhausen während des Baus eines dritten Gleises am Flughafen für ein Jahr gesperrt werden. In Oberaichen soll ein Erdlager für den Aushub entstehen, der beim Bau der Rohrer Kurve von der Gäubahn aus Richtung Zürich über Horb und weiter zum Flughafen anfällt.

Die Räte stimmten am Dienstag während der Vorberatung im Ausschuss geschlossen dafür, dass in Leinfelden-Echterdingen ein Interimshalt an der Flughafenstraße nahe des Terminalgebäudes entstehen soll. „Dieser Interimshalt am Tunnelmund ist zwingend erforderlich“, sagte Philipp Schwarz, der Leiter des Stadtplanungsamts. Zumindest soll die S-Bahn-Linie 2 bis dahin fahren. Wegen Sperrungen entfällt die Linie 3 in dem Abschnitt. Wie der provisorische Halt an einem Gleis aussehen soll, zeigte die Verwaltung in einer Grafik. Der 210 Meter lange Bahnsteig soll über dem Gleis neben der Flughafenstraße entstehen. Von dort könnten die Passagiere über eine Treppe oder eine Rampe zu den Bussen des Schienenersatzverkehrs und so zum Flughafenterminal gelangen.

Bei den Ersatzbussen wird Stau befürchtet

Passagiere sollen statt der S-Bahn die Stadtbahnlinien U6 aus dem Stuttgarter Talkessel und die U17 von Vaihingen zum Flughafen nehmen können. Aktuell wird von Fasanenhof bis zum Flughafen die U6-Trasse gebaut. „Die beiden Stadtbahnlinien sind unabdingbar“, sagte Schwarz. Denn schließlich müsste es ein funktionierendes Ersatzsystem für die S-Bahn zum Flughafen und zur Messe geben. Nachdem bekannt geworden war, dass die S-Bahn-Linie ein Jahr lang unterbrochen wird, wird befürchtet, dass die Busse von Echterdingen nach Bernhausen und zum Flughafen zwischen Autos und LKW im Stau stehen.

Auf der anderen Seite der Stadt, nämlich in Oberaichen, soll ein Erdlager entstehen. Chefplaner Schwarz hält nichts davon. „Wir fordern, dass es dort nicht umgesetzt wird, weil die Erde Flora und Fauna irreversibel schädigen würde.“ Hinzu kämen Leitungen der Stadtwerke, die mit Baufahrzeugen nicht überquert werden dürften.

Alternativer Ort für das Erdlager?

Ilona Koch (CDU) hat für die CDU-Fraktion eine Alternative ins Spiel gebracht: Einen Standort für das Erdlager südwestlich des Autobahnkreuzes A8/A81. „Ich habe auf der Karte die Fläche entdeckt. Es ist schlecht, immer nur Flächen abzulehnen. Wir wollen eine Alternative nennen.“ Die Vorteile sind kürzere Wege zur Baustelle, weniger Verkehr und eine umweltverträglichere Lösung. „Außerdem sind die Flächen dort in öffentlichem Besitz. Diese sind Privatbesitz wie in Oberaichen vorzuziehen.“

Eva Noller, die Erste Bürgermeisterin von Leinfelden-Echterdingen, sagte, dass die Stadt das Bodenlager ablehnt. „Den Antrag nehmen wir mit.“ In der nächsten Woche soll dann der Gemeinderat die Stellungnahme verabschieden.