Spontan hat die Deutsche Bahn angekündigt, wegen Stuttgart 21 den Radweg zwischen Stuttgart-Plieningen und Echterdingen zu sperren. In einem Praxistest zeigt sich nun: Gut funktioniert keine der Umleitungen. Entweder man fährt eng neben Autofahrern oder auf matschigen Waldwegen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Plieningen - In Plieningen scheint noch alles gut zu klappen: Die Umleitungen sind gut ausgeschildert, man hat sogar die Wahl zwischen zwei möglichen Strecken nach Echterdingen: entweder über den Fasanenhof (Länge: 4,7 Kilometer) oder via Flughafen und Messe (4,4 Kilometer). Doch die gute Stimmung hält nicht lange an: Denn auf beiden Alternativwegen kann aktuell von Sicherheit kaum die Rede sein.

 

Weil auf den Fildern die Bauarbeiten für Stuttgart 21 langsam Fahrt aufnehmen, ist seit knapp zwei Wochen nicht nur die Echterdinger Straße in eine Richtung gesperrt, sondern auch der Radweg zwischen Plieningen und Echterdingen. Die Brücke über die A 8 ist nicht mehr zugänglich, und der Weg unterhalb der Radroute ist zu einer S-21-Baustraße geworden.

Die Autos rasen eng an einem vorbei

Auf die Ankündigung hin, dass der Radweg möglicherweise bis 2023 gesperrt bleibt, gab es harsche Kritik an der Deutschen Bahn als Verantwortliche für Stuttgart 21. Sowohl der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club als auch die Baubürgermeisterin von L.-E., Eva Noller, ärgerten sich über die kurzfristige Information sowie die „riesigen Umwege“, die man nun in Kauf nehmen müsse: entweder über das südliche Messegelände oder nördlich durch den Wald am Fasanenhof vorbei.

In einem Praxistest zeigt sich: Gut funktioniert tatsächlich keine der Umleitungen. Die kürzere Strecke – am Flughafen und der Messe vorbei – ist nur bis zum Bosch-Parkhaus ausgeschildert. Vermutlich aus guten Gründen, denn ab dort gibt es schlicht keinen Fahrradweg mehr. Aufgrund der Bauarbeiten für die Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 müssen Radfahrer auf die Flughafenstraße ausweichen. Und spätestens dann, als die Straße einspurig wird, fühlt man sich als Radfahrer dort enorm fehl am Platz und gefährdet. Die Autos rasen eng an einem vorbei, viele Fahrer scheinen nicht mit Radlern zu rechnen, schließlich wird die Straße kurz darauf zur B 27, wo nur noch motorisierter Verkehr erlaubt ist. Kurz bevor dies passiert, müssen Radler die Straßenseite wechseln – doch dies muss man wissen, denn kein Schild weist darauf hin.

Lenker stark festhalten, um nicht umzukippen

Zweiter Versuch: von Echterdingen aus am Fasanenhof vorbei und durch den Wald zurück nach Plieningen. Die Strecke ist deutlich angenehmer. Man ist viel auf Feldwegen und ein kleines Stück durch den Wald unterwegs. Allerdings: Nach den zuletzt stürmischen und nassen Tagen fühlt es sich auch nicht sehr sicher an, durch den Wald zu fahren: Überall liegen dicke Äste herum, die es von den Bäumen geschlagen hat. Und teils muss man seinen Lenker stark festhalten, um auf dem Matschboden nicht umzukippen.

Fazit: Die längere Umleitung ist wohl die bessere Option, weil sie sicherer ist. Aber letztlich hatte Baubürgermeisterin Eva Noller recht in dem, was sie kürzlich unserer Zeitung gesagt hat – nämlich dass diese Umleitungen nur jemand vorschlagen könne, der selbst kein Rad fährt.