Die Bahn bemüht sich um eine neue Genehmigung für den Tunnelbau für Stuttgart 21. In den Tunneln stößt sie auf mehr Wasser als angenommen – und das nicht zum ersten Mal.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Der Tunnelbau für Stuttgart 21 in Richtung Obertürkheim stockt weiter. In den Röhren, die unter dem Neckar hindurch getrieben worden sind und kurz vor dem Bahnhalt in Obertürkheim wieder ans Tageslicht kommen sollen, haben es die Mineure mit mehr Wasser zu tun, als angenommen.

 

Nun muss sich die Bahnprojektgesellschaft um eine neue wasserrechtliche Genehmigung für den Weiterbau bemühen. Die Entscheidung darüber fällt beim Eisenbahn-Bundesamt (Eba). Die Behörde mit Sitz in Bonn bestätigt einstweilen nur, dass es ein solches Verfahren gibt. „Das wasserrechtliche Änderungsverfahren hat die Bahn als Vorhabenträgerin im Dezember 2018 beantragt“, erklärt ein Sprecher auf Anfrage. Näheres sei bei der Bahn zu erfragen. Als Grund für das Verfahren nennt die Projektgesellschaft zeitliche Gründe.„Die wasserrechtliche Erlaubnis läuft im Frühjahr 2019 aus“, erklärt ein Projektsprecher. In ihr seien unter anderem „die zulässigen Entnahmeraten und die zulässige Gesamtentnahmemenge“ geregelt. Man hoffe auf eine Entscheidung des Eba in den nächsten Wochen. Allerdings weist die Behörde darauf hin, dass derzeit der Ball im Spielfeld der Bahn liege, die noch „die Antragsunterlagen zu überarbeiten“ habe.

Bahn muss Unterlagen überarbeiten

Erst danach könnten die sogenannten Träger öffentlicher Belange, also etwa Behörden und Unternehmen aus der Ver- und Entsorgungssektor, im Verfahren angehört werden. Der Bezirksbeirat Obertürkheim gehört nicht zu diesem Kreis, will aber gleichwohl Klarheit über den Stand der Arbeiten. Einen entsprechenden Beschluss hat das Gremium bereits in einer Sitzung im Januar gefasst.

Der Tunnelbau für Stuttgart 21 im Neckartal hat von Anfang an mit den hydrologischen Gegebenheiten zu kämpfen. Schon als die Mineure vor mehr als fünf Jahren den Zugang zur eigentlichen Tunnelbaustelle gruben, stießen sie auf deutlich mehr Wasser als prognostiziert. Die Pläne mussten überarbeitet, und die Tunnelröhren zwischen Gablenberg und der Neckarquerung bei Wangen tiefer gelegt werden.Beim Tunnelbau unter dem Lindenschulviertel in Untertürkheim schließlich drang soviel Wasser ein, dass die Mineure zeitweise kapitulieren mussten: Auf Höhe des Albert-Dulk-Wegs rannen mehr als zehn Liter Wasser pro Sekunde in die Röhren. Der Vortrieb wurde gestoppt.

Nicht das erste Mal Probleme mit Wasser

Entlang der weiteren Tunneltrasse bohrten die Arbeiter von der Geländeoberfläche in den Untergrund. Dafür mussten auch die Mitglieder der Sportgemeinschaft Untertürkheim (SGU) vorübergehend weichen. Im Oktober vergangenen Jahres schließlich wurden die beauftragen Firmen von der Bahn aufgefordert, „Ausführungsvarianten zur Erreichung eines tragfähigen Vortriebskonzepts“ zu prüfen. Diese Variantenabwägung laufe noch, heißt es bei der Bahn, die dadurch allerdings ihren Terminplan nicht gefährdet sieht.