In Obertürkheim kämpft die Bahn seit September 2016 mit dem Grundwasser. Nun will sie mit einem neuen Konzept schneller vorankommen.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn AG will an diesem Dienstag im Ausschuss für das Projekt Stuttgart 21 (14 Uhr im Rathaus) Stadträte über den Stand der Bauarbeiten unterrichten. Die Schwierigkeiten beim Tunnelbau in Richtung Obertürkheim sollen in einem eigenen Tagesordnungspunkt dargelegt werden.

 

Der Bau der beiden Röhren nach Obertürkheim wurde im Juni und im September 2018 eingestellt, weil der Grundwasserzustrom in die zehn bis 15 Meter unter der Geländeoberfläche liegenden Tunnel mit 30 Liter pro Sekunde zu groß geworden war. Auf die bisherige Weise weiterzubauen sei zwar möglich, aber „nicht wirtschaftlich“, so die Auskunft der S-21-Projektgesellschaft. Wie günstig ein Tunnel gebaut werden könne, hänge von der Vortriebsgeschwindigkeit und vom eingesetzten Material ab.

2016 der erste Stopp

Tatsächlich kommen die Mineure in Richtung Obertürkheim seit mehr als zwei Jahren nur sehr gebremst voran. Bereits am 3. September 2016 mussten die Arbeiten nach einem Wasserzutritt auf Höhe der Albert-Dulk-Straße gestoppt werden. Mit einer Betonplombe, die von der Erdoberfläche aus gesetzt wurde, konnte der Zufluss damals stark reduziert werden. Die Bahn stand mit ihren Röhren vor dem Sportgelände der SG 07 Untertürkheim. Um weiterbauen zu können, musste sie das Fußballfeld und die Tennisplätze der SG 07 in Anspruch nehmen. Sie ließ Zementpaste in den Untergrund injizieren, was dem Verein einen neuen Kunstrasenplatz bescherte. Zum internationalen Jugendturnier Ende Juni 2017 konnte er eingeweiht werden, der Bau der Röhren wurde fortgesetzt. Allerdings kam die Bahn seitdem nicht wesentlich über das Sportgelände hinaus.

Folgt man den im Internet veröffentlichten Karten des Unternehmens, dann konnten bis zum nächsten Stopp 2018 nur rund 220 Meter zurückgelegt werden. Würde die Bahn mit dieser Geschwindigkeit weiterbauen, dann wäre der Tunneldurchschlag (noch sind 650 Meter zu graben) erst in rund drei Jahren geschafft. Das würde die gesamte Dispositionszeit bis zum geplanten Betonieren der Tunnelschalen Anfang 2022 aufbrauchen.

Neue Genehmigung nötig

Die Bahn will den Bau beschleunigen und „günstiger und somit wirtschaftlicher als bisher“ bauen, heißt es in der Antwort auf eine Presseanfrage. Dazu soll offenbar eine Genehmigung eingeholt werden, um mehr Wasser abpumpen zu können. Wegen der Bebauung kann das Erdreich nicht wie beim Sportplatz der SG 07 von oben verdichtet werden. Das könnte aber mit Injektionsschirmen geschehen, also dünnen Metallrohren, über die vom Tunnel aus Beton in den Boden gepresst würde. Die Projektgegner warnen vor einer Gefährdung und ziehen Parallelen zu einer Havarie beim Bau des Tunnels Rastatt auf der Rheintalstrecke im August 2017. Dort war beim Tunnelbau trotz Vereisung der Boden unter der Bestandsstrecke abgesackt.