Die Strecke nach Ulm soll Ende 2022 in Betrieb gehen. Auch am Hauptbahnhof in Stuttgart sieht man den Baufortschritt. Doch nicht überall läuft das Großprojekt rund.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn AG will die alten Gleise zum Stuttgarter Hauptbahnhof so schnell wie möglich nach der Inbetriebnahme der Stuttgart-21-Infrastruktur abräumen und der Stadt als Bauland zur Verfügung stellen. „Wir haben höchstes Interesse, das so schnell wie möglich zu machen, weil die Stadt von uns Zinsen bekommt“, sagte S-21-Projektchef Manfred Leger am Dienstag vor Stadträten im zuständigen Ausschuss. Die Stadt hatte die Grundstücke vor Jahren erworben, die gewährte Stundung der Zinsen auf den Kaufpreis wegen der Bauverzögerung läuft 2021 aus.

 

Leger informierte zudem über den Baufortschritt auch der an S 21 in Wendlingen anschließenden Schnellfahrstrecke nach Ulm. Sie soll im Dezember 2022 in Betrieb gehen, dann sei eine Fahrzeitverkürzung von zehn bis 15 Minuten nach Ulm möglich, so Leger auf die Frage von SÖS/Linke-plus- Fraktionschef Hannes Rockenbauch. Auf der Strecke müssen noch sieben Kilometer des Albvorlandtunnels, der mit einer Tunnelbohrmaschine erstellt wird, ausgebrochen werden. Auf der Albhochfläche wurde bereits mit den Gleisbauarbeiten begonnen. Terminliches „Sorgenkind“ sei die Filstalbrücke, so Leger. Ihr Anschluss an die Tunnel erfordere aus Sicherheitsgründen nächtliche Sperrungen der A 8.

Fatale Entscheidung am Flughafen

Auch in Stuttgart werde der Baufortschritt am Bahnhof mit den Kelchstützen, an der Neckarbrücke und anderen Stellen sichtbar. Erneut beim Eisenbahn-Bundesamt (Eba) eingereicht wurde die Planung für den Abstellbahnhof bei Untertürkheim. Die 6000 Eidechsen dort sollen nicht umgesiedelt werden. Sollte dies genehmigt, aber dagegen geklagt werden, greife „Plan B“, so Leger: „Ich will nicht ein fertiges Bahnsystem deswegen nicht in Betrieb nehmen können.“

„Fatal“ sei für das Projekt die Gerichtsentscheidung, die den Bau am Flughafen aufschiebe, obwohl der Straßenanschluss von Plieningen, nicht aber die Pläne der Bahn bemängelt wurden. Leger hofft, dass bis Herbst der Bau möglich wird.

Zu viel Wasser im Tunnel

Stoppen musste die Bahn den Tunnelbau nach Obertürkheim, und zwar unter den Tennisplätzen der SG Untertürkheim und dem Haus Bruckwiesenweg 34, nachdem deutlich mehr Wasser (30 Liter pro Sekunde) als prognostiziert großflächig in die Röhren drangen. Der Spritzbeton, der den Tunnel samt einer ersten Bewehrung sichern soll, habe „durch gegenströmendes Wasser nicht mehr gehalten“, sagte der Geologe Bernd Gaukler. Um nicht mehr nur Teile eines Kreisquerschnitts auszubrechen und schneller voranzukommen teste man „ein anderes Vortriebsverfahren“. Trotz einer Grundwasserabsenkung seien weder die Bebauung noch die Arbeiter noch das Mineralwasser gefährdet, es habe keine Geländeabsenkung gegeben, der Tunnel sei standsicher. Einen Notbrunnen am Benz-Platz für die Trinkwasserversorgung, der durch die Wasserabsenkung trocken gefallen sei, habe man durch einen Brunnen beim Inselbad ersetzt. Die Bahn habe beim Eba eine Verlängerung für das Pumpen und eine höhere Wassermenge pro Monat beantragt.