Ende 2018 wird mit dem Umbau des Bonatzbaus begonnen, und die Schillerstraße soll verkehrsberuhigt werden. Im Technischen Ausschuss wurden die vorgestellten Pläne kontrovers diskutiert.

Stuttgart - Als der Stuttgarter Architekt Arno Lederer fehlende Visionen für den Hauptbahnhofsbereich beklagte, hatten seine Kollegen im Städtebauausschuss bereits den Umbau des Bonatzbaus thematisiert. Allerdings hinter verschlossenen Türen. Am Dienstag sind die Pläne nun öffentlich im Technikausschuss besprochen worden. Die Stadtplanerin Carolin zur Brügge hat das Vorhaben eines Hotels mit 147 Zimmern samt Kongresszentrum, ein neues Versorgungszentrum und die Verkehrsberuhigung in der Schillerstraße erläutert. Demnach will die Bahn 2018 mit der auf etwa 100 Millionen Euro veranschlagten Modernisierung des denkmalgeschützten Gebäudes beginnen. Mitte 2016 soll das Bauablaufkonzept stehen.

 

S 21 macht Bonatzumbau nötig

Während der dreijährigen Umbauzeit wird es offenbar Phasen geben, in denen der Bonatzbau nicht durchquert werden kann. Die Wege würden dann ums Gebäude herum geführt. Die Zugänge vom Schlossgarten und aus Richtung Heilbronner Straße zum Querbahnsteig blieben unverändert. Von der Schillerstraße stünden immer mindestens zwei Zugänge zur Verfügung. Mindestens ein Zugang sei barrierefrei.

Zur Brügge hat sich auch zur Zukunft der 1976 eingeweihten und von 300 000 Personen täglich frequentierten Klett-Einkaufspassage geäußert. Deren Funktion als Zubringer und Einkaufszentrum wird geschwächt, wenn man ebenerdig von der Königstraße zum Bahnhofsgebäude über die Schillerstraße und von den Regional- und Fernbahnsteigen direkt zu den unterirdischen Nahverkehrshaltepunkten gelangt sowie im Bonatzbau auf zwei Etagen „Reisendenbedarf“ kaufen kann.

Fahrradparkhaus in der Klett-Passage

Teile der Passage, so eine Idee der Stadtplaner, könnten für ein Fahrrad-Parkhaus mit Akku-Ladestationen und Werkstätten genutzt werden. Durch den Planfeststellungsbeschluss wurden der Bahn lediglich 150 Abstellanlagen auferlegt. Die Haupterschließungsebene der neuen Verkehrsstation liegt eine Etage tiefer als heute, auf dem Niveau der Schillerstraße. Damit gehört die heutige Haupterschließungsebene neben der Klett-Passage zur zweiten Verliererin des Umbaus. Sie wird wegen der zentralen Abgänge nur wenig Platz für Einzelhandel bieten.

Im Herzen des Gebäudes ist ein neues IC-Hotel mit doppelt so vielen Zimmern wie bisher vorgesehen. Es erstreckt sich über vier Ebenen, soll aber hinter den Arkaden kaum in Erscheinung treten. Zur Brügge sprach von einem „Haus-in-Haus-System“, das dem Denkmalschutz geschuldet sei.

Bahn will Rampe durch Treppe ersetzen

Die Stadtplanerin informierte auch über ein Ver- und Entsorgungszentrum mit sechs Ladestationen. Es muss in die Tiefe, und zwar unter den Kurzzeitparkplatz vor dem Nordeingang. Parallel zur Heilbronner Straße wird als Zu- und Abfahrt eine Rampe für Lastwagen angelegt, die in dieses Ver- und Entsorgungszentrum führt. Apropos Rampe: Der Abgang zur Klett-Passage und zu den S- und U-Bahnsteigen für die Fahrgäste vor dem Nordeingang – er harrt übrigens immer noch der zugesagten Überdachung für die Schlechtwetterperiode – soll auf Wunsch der Bahn durch eine Treppe ersetzt werden. Um die Barrierefreiheit zu garantieren, soll eventuell vor dem Mitteleingang ein Aufzug installiert werden. Mit Verweis auf das unterirdische Radparkhaus will die Stadt diese Diskussion aber noch mit der Bahn führen.

Grüne sprechen von „Torso Bonatzbau“

Es mache nun richtig Spaß, die Entwicklung der sich durch Stuttgart 21 verändernden Flächen anzugehen, sagte CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. Wichtig ist ihm, nicht nur Fahrradfahrern ein besseres Umfeld zu bieten; man müsse auch genügend Kurzzeitparkplätze ausweisen („Kiss and Ride“). Kotz‘ Hinweis auf die „schöne Entwicklung“ konterte Jochen Stopper (Grüne) mit der Feststellung, es werde der „Torso Bonatzbau“ modernisiert. Die Planung finde er aber „sehr ansprechend“ und den Umstand, dass die Bahn zu investieren bereit sei, erfreulich. Die Grünen wollen die Stellplätze gering halten, vernünftige Zugänge in die Klett-Passage und „langfristig“ eine autofreie Schillerstraße, um einen großen Vorplatz zu gestalten, der lediglich von Taxis und Bussen befahren werden könne.

S-21-Gegner Gangolf Stocker (SÖS-Linke-Plus) fragte, warum die Pläne die Anbindung der Gäubahn an den Bahnhof nicht zeigten. Da der Filderbahnhof noch Jahre auf sich warten lasse, werde der Kopfbahnhof noch längere Zeit gebraucht. Eberhard Brett (AfD) sagte, es sei „eine Freude zu sehen, wie umgebaut wird, was erhalten werden konnte“. Eine autofreie Schillerstraße kann er sich jedoch nicht vorstellen. Man sei ja bald schneller mit dem Rad unterwegs als mit dem Wagen, und dies in einer Stadt mit zwei Autofabriken.