Die Bahn benennt mit dem Ingenieur Manfred Leger den Geschäftsführer der neuen Projektgesellschaft, die den Bau von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm umsetzen soll. Die Bahn verspricht sich davon straffere Abläufe.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn AG hat die Verantwortung für das Milliardenprojekt Stuttgart 21 neu verteilt. Neuer Mann an der Spitze der Projektgesellschaft, die zum 1. August ihre Arbeit aufnehmen soll, ist der 59 Jahre alte Wirtschaftsingenieur Manfred Leger, der vom Vorstand des Staatskonzerns zum Geschäftsführer ernannt wurde. Gleichzeitig wurde für die Projektgesellschaft der Jurist Peter Sturm verpflichtet, der das neu geschaffene Geschäftsfeld Risiko- und Vertragsmanagement übernehmen wird.

 

Mit Manfred Leger „gewinnt das Großprojekt einen ausgewiesenen Experten mit profunden Kenntnissen im nationalen und internationalen Eisenbahnwesen und im Projektmanagement“, erklärte Infrastrukturvorstand Volker Kefer bei der Ernennung des Projektverantwortlichen und Vorsitzenden der Geschäftsführung. In den vergangenen Jahren war der Wirtschaftsingenieur in verschiedenen Führungspositionen im britischen Bauunternehmen Balfour Beatty in Verantwortung. Zuvor hatte er unter anderem für die Daimler-Benz-Tochter Adtranz und AEG Railway gearbeitet. Der bisherige Gesamtleiter des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm, Stefan Penn, wird laut Bahnsprecher auch weiterhin für die operative Durchführung verantwortlich sein.

Bahn hofft, interne Prozesse zu straffen

Mit der neuen Projektgesellschaft will die Deutsche Bahn die internen Prozesse bei Stuttgart 21 straffen und die Entscheidungswege durch die direkte Anbindung an den Konzernvorstand verkürzen. Die Abstimmung zwischen den seither am Projekt beteiligten Bahn-Töchtern, etwa DB Netz und DB Projektbau, gilt als zeitintensiv und von Reibungsverlusten begleitet. Gleichzeitig soll die neue Gesellschaft von August an auch nach außen gegenüber den Projektpartnern zentrale Ansprechpartnerin sein und damit die Kommunikation verbessern.

Angeregt worden war die Gründung einer Projektgesellschaft von der Unternehmensberatung McKinsey, die zusammen mit anderen Wirtschaftsprüfern das Projekt nach Sparpotenzial durchforstet hatte. Eine der Hauptaufgaben des neuen Geschäftsführers dürfte der gesamte Bereich Risikomanagement sein, also die Vermeidung möglicher Kostensteigerungen und Zeitverzögerungen innerhalb des Projekts. Nach ihren aktuellen Kalkulationen geht die Deutsche Bahn davon aus, dass sich Stuttgart 21 von 4,5 auf bis zu 6,5 Milliarden Euro verteuern könnte.

Filderabschnitt und Grundwassermanagement als Unwägbarkeit

In ihrem Zeitplan rechnet die Bahn mit einer Inbetriebnahme von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke nach Ulm zum Fahrplanwechsel Ende des Jahres 2021. Auf einem kritischen Weg sieht die Bahn dabei den Planfeststellungsabschnitt auf den Fildern, für den nach langen Diskussionen über die Variante des neuen Filderbahnhofs und die Anbindung des Flughafens erst vor Kurzem die Genehmigungsunterlagen beim Eisenbahnbundesamt eingereicht wurden. Aufschiebende Wirkung auf das Gesamtprojekt könnte zudem das Grundwassermanagement entfalten. Auch da wartet die Bahn noch auf die Genehmigung, für den Bau des Tiefbahnhofs 6,8 statt knapp drei Millionen Kubikmeter Grundwasser abpumpen zu dürfen.