Am Bahnhof laufen nun Arbeiten für Stuttgart 21 teilweise parallel statt hintereinander ab. Wird es dadurch lauter, wie Anwohner des Kernerviertels befürchten? Bahn und Stuttgarter Straßenbahnen informierten bei einer teilweise emotionalen Veranstaltung im Rathaus.

Stuttgart - Trotz Verzögerungen hält die Bahn an dem Ziel fest, dass Stuttgart 21 und die Neubaustrecke nach Ulm im Dezember 2021 in Betrieb gehen. Das hat Vorstand Volker Kefer nach der Lenkungskreissitzung am Montag erneut bekräftigt. Dass soll auch dadurch erreicht werden, dass Arbeiten für den neuen Tiefbahnhof, die bisher nacheinander stattfinden sollten, nun gleichzeitig ablaufen. Es werde parallel in verschiedenen Baugruben gearbeitet, sagte Kefer. Bei den Anwohnern im Kernerviertel, direkt oberhalb des Wagenburgtunnels, löst die Ankündigung Befürchtungen aus, dass die Bauarbeiten noch mehr Lärm verursachen. Dieses Thema und die Wegebeziehungen in den Park bestimmten die Anwohnerinformation am Mittwochabend im Stuttgarter Rathaus.Die Vertreter der Bahn hatten einen schweren Stand – auch deshalb, weil einige Bürgerinnen und Bürgern unter den fast 200 Besuchern zu Beginn mehrfach mit höhnischen Zwischenrufen störten. Der stellvertretende Bezirksvorsteher von Stuttgart-Mitte, Martin Ruoff (Grüne) sah sich jedenfalls zu der Mahnung veranlasst: „Wer nur stänkern will, sollte den Raum verlassen“.

 

Ärger über Wegeführung rund um die Baustelle

In vergleichsweise ruhiger Atmosphäre informierten Bahn und SSB dann über die in diesem Jahr geplanten Bauarbeiten für den Bahnhofstrog, die SSB-Haltestelle Staatsgalerie und die Tunnel auf die Filder und ins Neckartal. Unmut unter den Anwohnern löste aus, dass die Wegebeziehungen in den Park eingeschränkt werden – vor allem dann, wenn die Haltestelle Staatsgalerie nicht mehr für Fußgänger passierbar ist. Schon im Vorfeld hatte es zwischen der Anwohnerinitiative Kernerviertel und der Bahn einen Briefwechsel wegen der Lärmbelästigung gegeben, die von der Baustellenfläche am Wagenburgtunnel ausgeht. „Der Baulärm nachts ist Alltag“, klagte ein Anwohner. Frank Schweizer zeigte Filme, auf denen zu sehen war, dass nachts um 4 Uhr Bauschutt abgeschüttet wurde, Fahrzeuge mit Warnton rangierten und Maschinen mit einem Wasserstrahl gereinigt wurden. „Das geht nicht“, sagte Manfred Leger, der S-21-Projektleiter, man werden wegen des Fehlverhaltens mit der verantwortlichen Firma sprechen.

Schallschutzwände an den Baugruben?

Die Arbeiten im Tunnel finden rund um die Uhr statt, die in den Baugruben für den Bahnhofstrog von Montag bis Samstag von 7 bis 20 Uhr statt. Dazu gehören auch laute Rammarbeiten, weil pro Tag fünf bis sechs solcher Pfähle gesetzt werden. Dass nun in Baugruben zeitgleich gearbeitet werde, führe aber nicht zu einer noch höheren Lärmbelastung, teilte die Bahn der Anwohnerinitiative zuvor in einem Brief mit. Wenn in einem Baufeld gerammt werden, werde daneben betoniert, was vergleichsweise mit wenig Lärm verbunden sei. Das Netzwerk beklagt hingegen, dass die Bahn mit zu niedrigen Lärmwerten operiere, was von der Bahn bestritten wird. Sie bestätigte aber, dass entgegen erster Planungen keine Elektrostemmhammer zum Einsatz kommen, sondern lautere Presslufthammer, weil die leistungsfähiger seien. Immerhin überlegt die Bahn, das Baufeld 25 an der Willy-Brandt-Straße mit Schallschutzwänden abzuschirmen.