Zwischen der Stuttgart-21-Projektgellschaft und dem Verein, der für das Vorhaben wirbt, knirscht es zuweilen. Dabei geht es – wie fast immer bei dem Milliardenvorhaben – auch ums liebe Geld. Die beiden Protagonisten können aber eigentlich ganz gut miteinander.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Von der Jägerstraße in die Räpplenstraße am Rande von Stuttgarts Mitte ist es eigentlich nur ein Katzensprung. Zumindest gefühlt hat sich die Distanz zuletzt aber vergrößert. Dort wie hier residieren in eher schmucklosen Bürogebäuden Protagonisten aus dem Stuttgart-21-Universum. An der Räpplenstraße hat die Bahnprojektgesellschaft Stuttgart-Ulm (PSU) ihren Sitz, die Stuttgart 21 und die Neubaustrecke nach Ulm zu verantworten hat. An der Jägerstraße ist der fast gleichlautende Projektverein zu Hause, der für das Vorhaben die Werbetrommel rührt. Trotz aller inhaltlicher und räumlicher Nähe sind für Beobachter zuweilen gewisse Irritationen auszumachen.

 

Die jüngste Zornrede von Vereinschef Georg Brunnhuber über die Diskussion des Flughafenanschlusses ist da nur ein vorläufiger Höhepunkt. Die Einlassungen des ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten und späteren Bahnlobbyisten haben sich zwar nicht gegen die PSU sondern gegen die Fernverkehrssparte des Schienenkonzerns gerichtet. Solche Feinheiten nimmt der flüchtige Betrachter im Eifer des Gefechts allerdings nicht wahr, vielmehr bleibt der Eindruck zurück, dass da sich welche bekämpfen, die doch Fleisch vom selben Fleische sind.

Der Verein ist schon neun Jahre alt

Der Verein kann für sich die älteren Rechte geltend machen. Er wurde 2009 aus der Taufe gehoben, vier Jahre vor der PSU. Mitglieder sind neben dem Land, der Stadt und der Region auch drei Bahn-Unternehmen. Für die spricht in den Mitgliederversammlungen PSU-Chef Manfred Leger. Sein Wort hat damit auch im Verein Gewicht. Zumal die Bahn-Sektionen einen Gutteil des Vereinsetats bestreiten. Dass wiederum ein guter Teil dieser Mittel zuvor bei den Projektpartnern Land, Stadt und Region eingesammelt worden ist, fällt bei der PSU bei passender Gelegenheit allerdings gern mal unter den Tisch.

Manfred Leger (63) lässt bei Feiern in Tunnel und auf Baustellen, deren Organisation dem Verein obliegt, auch gar keinen Zweifel daran aufkommen, wie sehr er doch die Arbeit „von meinem Freund Schorsch“ schätzt. Die Koseform für den Ostälbler Brunnhuber (69) liegt dem Oberbayern Leger am Herzen, persönlich können die beiden gut miteinander. Dass bei der PSU so mancher die Augen verdreht, wenn bei öffentlichen Auftritten die Begrüßungsworte des Berufspolitikers Brunnhuber den Zeitrahmen ins Wanken bringen, kann unter Folklore verbucht werden.

Wer bezahlt wie viel im Verein?

Dass der Wirtschaftsingenieur Leger auch ganz anders kann, bekamen die Vereinsmitarbeiter zu spüren, als nach Sparpotenzial im Umfeld des Milliardenprojekts gesucht wurde. Da rückte auch der Vereinsetat in den Blick. Den hätte Leger gern noch stärker beschnitten als es der beschlossene Rückgang von rund 3,5 auf rund drei Millionen Euro ausdrückt. Das Land zahlt nur noch 300 000 statt 600 000 Euro, von den Bahngesellschaften kommen 2,4 Millionen. Immerhin kann Brunnhuber für sich auf der Habenseite verbuchen, dass das Land mit seiner Wahl zum Vereinsvorsitzenden überhaupt erst wieder in den Kreis der Finanziers zurückgekehrt ist. Die damalige grün-rote Landesregierung hatte ihre Mitgliedschaft auf Eis gelegt.

Das Anziehen der Daumenschrauben haben sie Manfred Leger in der Vereinszentrale an der Jägerstraße nicht vergessen. Man wird aber noch eine Weile miteinander arbeiten müssen. Brunnhuber ist bis 2020 bestellt, Legers Vertrag läuft bis 2021. Im Verein, dem der PSU-Chef schon mal die „Kampfkommunikation“ vergangener Tage unter dem Vorsitzenden Wolfgang Dietrich aufs Brot schmiert, hat man aufmerksam registriert, dass Leger seit der Bestellung des vierten PSU-Geschäftsführers Olaf Drescher, der Leger das Technische abnehmen soll, nun wieder für die Kommunikationsabteilung der Projektgesellschaft zuständig ist.