Ein letztes Mal müssen in Feuerbach für Stuttgart 21 die Gleise gesperrt werden. Für Bahnpendler sollen Umwege dann der Vergangenheit angehören. Der Einbau von Aufzügen dauert aber noch.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Schon sechs Mal mussten die Gleise am Feuerbacher Bahnhof seit dem Jahr 2012 verlegt werden, damit in dem nördlichen Stadtteil an Stuttgart 21 gearbeitet werden kann. Jede dieser Neuordnung der Schienenstränge ging mit Beeinträchtigungen für die Fahrgäste einher, weil Züge nicht oder nur eingeschränkt fahren konnten. Noch ein letztes Mal wird das am zweiten Juliwochenende nötig, dann befinden sich die Gleise in Feuerbach in ihrer endgültigen Lage.

 

Aus vier Gleisen werden sechs

Nicht nur für die Fahrgäste ist das eine gute Nachricht. „Wir haben dann Baufreiheit“, sagt Christoph Lienhart, bei Stuttgart 21 für die Tunnel von Feuerbach und von Bad Cannstatt zuständig. Das bedeutet: alle für die Arbeiten benötigten Flächen sind dann frei von Gleisen. Als 2012 die S-21-Bauer anrückten, verliefen vier Gleise durch den Feuerbacher Bahnhof, wenn das Milliardenvorhaben einmal abgeschlossen ist, sind es deren sechs. Das neu dazukommende Gleispaar verbindet Feuerbach mit dem neuen Durchgangsbahnhof in der Innenstadt. Dazu verschwindet es auf Höhe des S-Bahnhalts im Stuttgarter Norden im Untergrund. Über eine etwas mehr als 300 Meter lange Rampe tauchen die Gleise zwölf Meter tief ab und unterqueren das stadteinwärts führende Ferngleis und beide S-Bahngleise. Die ruhen mittlerweile auf dicken Betonflächen, in deren Schutz sich die Tunnelbauer in Richtung Innenstadt wühlen. Noch liegen 60 Meter vor ihnen, ehe sie auf die bereits vorgetriebenen Röhren zum künftigen Hauptbahnhof treffen.

Tunnel müssen aufwendig abgedichtet werden

In den gut drei Kilometer langen Röhren unter Killes- und Kriegsberg laufen die nächsten Arbeitsschritte. Weil sich die Tunnelbauer dort durch eine Gesteinsart gearbeitet haben, die bei Kontakt mit Wasser zu quillen beginnt, pressen die Mineure nun ein Acrylharz als Abdichtung in das Gestein. Diese Injektionen seien zu 75 Prozent abgeschlossen, sagt Lienhart, in einem Viertel der Tunnelstrecke sei bereits die Betonschale eingebaut.

Soweit ist man in Feuerbach noch nicht, wo die Arbeiten von Michael Ditandy geleitet werden. Unter anderem hat seine Mannschaft einen neuen Fußgängertunnel unter den Gleisen hindurch gebaut, was Passanten immer wieder zu Umwegen gezwungen hat. Seit 12. April ist die neue Passage aber in Betrieb, die Aufzüge zu den beiden S-Bahngleisen können aber erst im Herbst benutzt werden.

Bundesstraße für ein Wochenende gesperrt

Am dritten Juliwochenende sind dann auch nochmals Autofahrer von den Arbeiten betroffen. Die Borsigstraße, über die die Bundesstraße 295 stadtauswärts verläuft, muss gesperrt werden, weil an diesem Wochenende die bisherige und dann nicht mehr benötigte Bahnbrücke abgerissen wird. Die Terminpläne müssen unbedingt eingehalten werden. Denn Sperrungen von Gleisen haben einen Vorlauf von bis zu zwei Jahren, wie Lienhart erklärt. Der Österreicher ist aber zuversichtlich. „Wir liegen mit unseren Arbeiten absolut im Zeitplan“.

Das bedeutet, dass die Tunnelbauer im Jahr 2021 Feuerbach verlassen werden. Die Baustelle bleibt dem Stadtbezirk aber auch über dieses Datum hinaus erhalten. Denn über den Feuerbacher Tunnel wird alles angeliefert, was aus den Röhren Eisenbahntunnel machen soll: Gleise, Oberleitung und Signale. Und auch der in der Innenstadt entstehende Bahnhof wird mit diesen Materialen von Feuerbach aus versorgt. Deswegen sei der Umbau des Haltepunkts im Norden so wichtig für das Gesamtprojekt. Christoph Lienhart ist aber auch bewusst, dass bereits der heutige Bahnhof im Industriestandort Feuerbach für die zahlreichen Berufspendler eine wichtige Funktion hat. Deren täglicher Weg soll künftig wieder ohne größere Einschränkungen möglich sein.