Ein 69 Jahre alter Mann soll eine enge Bekannte um eine Million Euro geprellt haben. Der Angeklagte sagt vor dem Landgericht Stuttgart, die Frau lüge.

Stuttgart - Es steht Aussage gegen Aussage. „Ich hätte niemals gedacht, dass sie mich mit solch falschen Vorwürfen überziehen würde“, lässt der Angeklagte seinen Verteidiger Andreas Baier vortragen. Die Frau, die knapp 60 Jahre alt sein soll, hatte den 69-Jährigen angezeigt. Er soll sie binnen fünf Jahren um rund eine Million Euro gebracht haben.

 

Laut Anklage hatte die Stuttgarter Unternehmerin dem zumindest zeitweise in Griechenland lebenden Rentner Mitte Juli 2011 eine notarielle Generalvollmacht übertragen. Sie wollte, dass er sich um ihr Vermögen kümmert. Dann listet Staatsanwältin Alexandra Neidhard vor der 19. Strafkammer des Landgerichts 166 Fälle auf, in denen der 69-Jährige Geld von den Konten der Frau für sich, seine Frau und seine zwei Kinder abgegriffen haben soll. Dutzende Male soll er in der Nähe von Thessaloniki, wo er lebte, Bargeld am Automaten abgehoben haben. Mit der Generalvollmacht sei es ihm auch ein Leichtes gewesen, eine Überweisung nach der anderen zu veranlassen – von den Konten der Geschäftsfrau auf die seiner Angehörigen und in einem Fall auf ein österreichisches Konto eines bisher noch nicht konkret benannten Mannes.

Der Angeklagte ist vorbestraft

Auch soll der Angeklagte, der von der Deutschen Post AG eine Rente bezieht, Wertpapierkäufe für insgesamt 200 000 Euro getätigt haben – vom Geld des mutmaßlichen Opfers. Für seine Tochter richtete er einen Dauerauftrag zur Finanzierung ihres Hochschulstudiums ein. Zwischen März 2013 und Juni 2018 soll so besagte eine Million Euro zusammengekommen sein.

Erst im Juni vorigen Jahres hatte die Geschäftsfrau die Generalvollmacht widerrufen und Anzeige erstattet. Der Angeklagte soll versucht haben, sich Immobilien der Frau unter den Nagel zu reißen. Am 12. Juni 2018 nahm ihn die Polizei fest. Seither sitzt er in Untersuchungshaft – wohl auch, weil er wegen Betrugs vorbestraft ist. Die Staatsanwältin wirft ihm Untreue vor.

Verteidiger Andreas Baier sagt, die Frau werde vor Gericht der Lüge überführt werden. Sie sei über die Geldbewegungen im Bilde gewesen. Seinen Mandanten lässt er vorläufig nichts sagen, auch nicht zu dessen Vita. Man wolle erst sehen, was die Frau im Zeugenstand zum Besten gebe.

Der Mann beteuert seine Unschuld

Allerdings verliest Baier eine Erklärung seines Schützlings. Er habe die Frau im Jahr 2000 kennengelernt. Zuerst habe es sich um eine rein geschäftliche Verbindung gehandelt, dann sei man eng befreundet gewesen. Weil die Geschäftsfrau 2009 schwere Gesundheitsprobleme bekommen habe, weil sie sich von ihrem ehemaligen Partner bedroht gefühlt und sie im Streit mit ihrem Sohn gelegen habe, sei sie zu dem Angeklagten nach Griechenland gezogen.

„Ich stand ihr bei“, so der 69-Jährige. Er habe ihr bei ihren Geschäften geholfen. Da er kein eigenes Konto besessen habe, sei sein Geld auf das Konto der Frau geflossen. Da die Endfünfzigerin einen aufwendigen Lebensstil gepflegt habe und sie Deutschland habe nicht betreten wollen, will er ihr Geld von ihrem Konto gebracht haben – einmal satte 300 000 Euro. Andere Zahlungen seien an Handwerker oder an seine Frau für Dolmetschertätigkeiten gegangen – immer in Absprache mit der Frau. Sie soll am 29. Oktober aussagen.