Kaum ein Fest ist so untrennbar verbunden mit Kindheitserinnerungen wie Weihnachten. Leserinnen und Leser unseres Stuttgart-Albums verraten, über welche Geschenke sie sich einst gefreut haben. Ihre Fotos zeigen, wie das Fest früher war.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Früher war mehr Lametta – dies hat sich längst herumgesprochen. Doch das Weihnachten von früher war noch viel mehr als der Glitzerglanz von dünnen Metallstreifen in Gold, Silber oder ganz bunt. Unnützes Wissen tut immer gut: 1610 wurde Lametta in Nürnberg erfunden und symbolisiert am Tannenbaum Eiszapfen.

 

Für Kinder war Weihnachten schon immer eine aufregende Sache. Im Internetportal unseres Geschichtsprojekts Stuttgart-Album erinnern sich die Leserinnen und Leser sehr gern daran. Sigrid Wörner schreibt: „Bei uns ist der Weihnachtsbaum in den 1960ern immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschmückt worden, das heißt, das Wohnzimmer war abgeschlossen. Wir zwei Kinder warteten nach dem Abendessen (es gab immer Kartoffelsalat und Würstchen) nervös für Stunden, so kam es uns jedenfalls bevor, bevor dann endlich ein Glöckchen läutete und wir hinein durften. Unsere Geschenke mussten wir redlich verdienen, Gedichte vortragen oder Lieder singen.“ Dorothee Dieter lässt uns wissen: „Der Weihnachtsbaum wurde erst am 24. Dezember aufgestellt. Gutsle gab es auch erst von diesem Tag an. Nur ,vrgrotane’ Gutsle durfte man schon vorher essen.“

„Die Großtante strickte die Söckchen“

Silke Nordlicht erinnert sich: „Meine Schwester und ich haben 1965 einen Schirm, eine Schlummerle-Puppe und zwei Steiff Stofftiere bekommen. Wir waren happy unterm Lametta- Baum.“ Klein-Harry freute sich an Weihnachten 1966 über die Modelleisenbahn. „Die Großtante strickte die Söckchen“, schreibt Harald Frank zu seinem Weihnachtsfoto, „am Baum waren echt Wachskerzen.“ Die Blecheisenbahn sei „sehr laut gewesen“. Eine weitere Userin kommentiert dieses Foto wie folgt: „Sieht nicht so aus, als könnte Klein-Harry schon etwas mit einer Eisenbahn anfangen. Da hat sich wohl eher der Papa ein Spielzeug geschenkt.“

In den 1950ern waren die ersten, harten Nachkriegsjahre vorüber. Von dem, was man Wirtschaftswunder nannte, profitierten zwar nicht alle, doch in vielen Wohnzimmer wuschen die Geschenkberge unter dem Baum. Petra Gramkow beschreibt ihr Weihnachten in den 1960ern so: „Obwohl wir nur wenig Spielzeug hatten, stellten wir keine Ansprüche und waren glücklich über das, was uns auf den Gabentisch gelegt wurde: Von Mutter selbst gestrickte Mützen, Schals und Handschuhe, Malstifte, für jeden eine Bade-Puppe, ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel, ein Märchenbuch.“

Mit dem Go-Kart durch die Wohnung gerast

Andi Engelhard erinnert sich: „1966 hab ich ein Go-Kart bekommen und bin damit durch die Wohnung gerast. Wenn ich nix bekommen hätte, hätte ich meiner Mutter Fernsehverbot erteilt.“ Sein Glück sei perfekt gewesen, wenn er mit dem Go-Kart zur Oma durfte: „Die Oma hatte eine Wohnung mit sechs Zimmern und damit eine viel größere Rennpiste für mich.“

Bonanza-Fahrräder und Kassettenrekorder in den 1970ern

In den 1970ern standen Bonanza-Fahrräder und Kassettenrekorder unter dem Baum. Die Haare der Jungs wurden länger, beim Warten auf Christkind hat man den Fernseher eingeschaltet. In etlichen Familien, so schien es, wurde die religiöse Bedeutung des Fests immer geringer. Ramona Wahl hat im Facebook-Forum des Stuttgart-Album ein Foto von 1971 gepostet, es zeigt sie mit ihrer Schwester, die keine Lust aufs Kuscheln hat. Hör auf damit, will meine Geschenke auspacken“, hat sie dazu geschrieben. Bei Susanne Connor gab’s unter anderem Kleider für die Puppe. Und Sonja Zet zieht folgendes Fazit: „Früher war alles anders – ob gut oder schlecht sei dahingestellt.“

Diskutieren Sie mit unter www.facebook.com/Album.Stuttgart. Wer mehr zur Stadtgeschichte erfahren will, kann den Newsletter „StZ Damals“ kostenlos abonnieren.